Konvergente Systeme sind im Trend. Die Marktforscher von Gartner unterteilen diese in zwei Arten von "Paketofferten", die von den etablierten Herstellern stammen. Daneben kommen aber auch immer mehr Fabric-based-Computing-Angebote von kleineren innovativen Firmen auf den Markt.
Konvergente Infrastrukturen oder integrierte Systeme, wie das Marktforschungsinstitut Gartner sie nennt, werden 2014 erstaunliche 50 Prozent Umsatz zulegen. Nun hat Gartner auch den ersten "Magischen Quadranten" herausgebracht, der "eine ungewöhnliche Mischung aus großen, etablierten Anbietern und Startups" ausweist.
Als integrierte Systeme bezeichnet Gartner die Kombination aus Server-, Storage- und Netzwerk-Infrastrukturkomponenten, die im Paket mit einer Management-Software für die Verwaltung und Provisionierung der Komponenten im Angebot sind. Schätzungen der Marktforscher zufolge wird dieser Markt 2014 ein Umsatzvolumen von mehr als sechs Milliarden Dollar erreichen.
Gartner unterteilt das Marktsegment der konvergenten Infrastrukturen nach verschiedenen Lösungsansätzen. Integrierte Stack-Systeme (ISS) bestehen aus Server-, Speicher- und Netzwerkhardware, in die zusätzlich Applikationssoftware eingebunden ist, um eine Art Appliance-Funktionalität zu erreichen. Dort sieht der Bericht etwa Oracle Exadata Database Machine, einen der drei im Leader-Quadranten platzierten Hersteller. Die Appliance integriert mehrere Softwareschichten in die Exadata Database Machine, die auf Workloads wie Online Transaction Processing (OLTP) und Data Warehousing ausgerichtet ist. Als weitere Vertreter der Kategorie der ISS-Produkte sind IBM Pureapplication System und Teradata im magischen Quadranten genannt.
Der Ansatz der integrierten Infrastruktursysteme (IIS) stellt eine Art generischer ISS-Lösung dar, die eine Shared-Recheninfrastruktur mitbringen, ohne spezifische Applikationssoftware dazu zu liefern. In dieser Kategorie haben die Gartner-Analysten mit VCE den Marktführer bei integrierten Systemen ausgemacht. Das Gemeinschaftsunternehmen von Cisco, EMC und VMware und kombiniert in Vblock Ciscos UCS Server Blades and Netzwerkkomponenten mit Speicher von EMC und Virtualisierung von VMware. Diese Komponenten sind über das selbstentwickelte Vision-Intelligent-Operations-Management ineinander integriert. Auf der einen Seite profitiert VCE von der Marktmacht der drei Unternehmen, aber auf der anderen Seite sind Interessenskonflikte zwischen den Partnern vorprogrammiert, so Gartner. Beispielsweise bietet Cisco mit Netapps zusammen ein Konkurrenzprodukt zu EMCs Lösung. Auch die Cloud-Strategien von VMware Vcloud und Cisco Intelligent Automation for Cloud stehen im Wettbewerb. Weitere Beispiele für IIS sind HPs Converged System und IBMs Pureflex.
Die Kategorie der integrierten Referenzarchitekturen umfasst Produkte, in denen eine Reihe von Komponenten als Option für ein integriertes System vordefiniert sind. Anwender haben dabei einen größeren Spielraum, denn sie können die für ihren Bedarf am besten geeigneten Optionen konfigurieren, unabhängig davon, ob die Basis ein IIS oder ISS ist. Die meisten Lösungen dieser Kategorie entstehen durch Partnerschaften etwa zwischen Hard- und Softwareanbietern.
Ein Beispiel eines solchen Systems bieten Cisco und Netapp mit Flexpod, von Gartner ebenfalls im Leader-Quadranten positioniert. Ciscos Unified Computing System (UCS) gilt nicht als integriertes System, denn es sind zwar Rechen- und Switching-Fähigkeiten vorhanden, doch keine Speicherkomponenten. Erst Flexpod, die gemeinsame Entwicklung mit Netapp, bietet eine Referenzarchitektur mit validierten Konfigurationen, bestehend aus Servern und Switches von Cisco und Storage-Systemen von Netapp und Virtualisierung, bei der vornehmlich VMware zum Zug kommt. Die Marktforscher heben die Skalierbarkeit der Lösung von kleinen Unternehmenskonfigurationen bis zu großen, mehrmandantenfähigen Cloud-Infrastrukturen hervor. Sie bemängeln aber auch das Fehlen einer konsistenten und gesamtheitlichen Management-Software.
Die Angebote dieser drei Kategorien sind im Grunde genommen nur Komponentenbündel, die auch als separate Produkte verkauft werden, urteilen die Marktforscher. Anders stellt sich der Ansatz der Lösungen des Fabric-based Computings (FBC) dar. Dabei geht es um Plattformen, die die drei Infrastrukturkomponenten - Server, Netzwerk und Speicher - über eine so genannte Fabric oder eine Switched Backplane nahtlos miteinander verbinden.
Die zum großen Teil jungen Anbieter von FBC ordnet Gartner im Quadranten der Visionäre ein. Simplivity ist erst seit letztem Jahr mit Omnicube auf dem Markt vertreten. Das Produkt stellt eine Datenvirtualisierungsplattform dar, die die Daten von der darunter liegenden Hardware abstrahiert. Es besteht aus 2HE-Bausteinen, die auf x86-Hardware laufen, Server, Netzwerk und Speicher unter der vereinenden Klammer der Virtualisierungs- und Management-Software Omnistack liefern. Die Lösung ist derzeit nur auf VMware-Umgebungen ausgerichtet. Omnicube schließt weitere Fähigkeiten mit ein, etwa einen globalen Namespace für das zentrale Management von geografisch verteilten Speichern, integriertes VM-Backup sowie In-line-Datendeduplizierung und Komprimierung, hebt der Gartner-Bericht hervor.
Die Module lassen sich in theoretisch unbegrenzter Zahl zu einer "Föderation" kombinieren. Simplivitys Management-Tools lassen sich zudem mit bereits vorhandenen Verwaltungs-Frameworks via Vcenter/Openstack-APIs ver-binden.
Nutanix, den zweiten Neuling im Markt (seit 2011 aktiv), bewerten die Gartner-Analysten unter den Visionären am besten. Der Architekturansatz unterscheidet sich von dem der meisten Wettbewerber dadurch, dass die "Speicher- und Rechenelemente nativ konvergieren und damit eine engere Integration erzielt wird", so die Marktforscher. Das Produkt setzt sich aus Knoten zusammen, die aus jeweils einem physischen Server mit eigenem Intel-Prozessor, Hauptspeicher und lokalem Speicher wie SSD sowie Festplatten bestehen. Ein Hypervisor der Wahl läuft auf jedem Server und bildet mehrere virtuelle Server ab.
Susanne Franke ist freie Autorin in München./jos