Integrierte Systeme versus Standard-Server

Welchen Server hättens denn gern

1. Juni 2012, 14:44 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 3

Ulf Schade, Solution Manager Consulting Services - Dynamic Datacenter Computacenter: »Integrierte Systeme werden zunehmen«

Ulf Schade, Solution Manager Consulting Services - Dynamic Datacenter Computacenter: »Integrierte Systeme werden zunehmen«

CRN: Mit IBM Pure Systems folgt IBM anderen Anbietern wie HP und Oracle, die bereits ähnliche Systeme vorgestellt haben. Geht der Trend im Data Center weg von Einzelkomponenten zu integrierten Systemen?

Schade: Ja und Nein. Bei unseren Kunden sehen wir weiterhin einen Bedarf an hoch spezialisierter Hard- und Software für spezielle Businessanforderungen und deren Unterstützung durch die IT. Gleichzeitig gibt es bei den Kunden ein großes Interesse und eine gestiegene Nachfrage nach Systemumgebungen, die für die Mehrzahl der IT-Anwendungen einen höheren Standardisierungsgrad aufweisen. Solche integrierten Systeme, bestehend aus Recheneinheiten, Netzwerk, Speicher, einem Hypervisor und einer integrierten Managementkomponente, werden von allen IT-Hardware-Herstellern als Block-Lösungen angeboten.

CRN: Ist diese Entwicklung von den Kunden getrieben oder von den Herstellern?

Schade: Hier kommt beides zusammen. Hersteller investieren in Lösungen, die sich an den Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren. Tatsächlich gibt es in den Unternehmen schon lange den Bedarf, die in den Jahren gewachsene Komplexität vorhandener IT-Systeme zu managen und die IT somit betreibbar zu halten. IT-Abteilungen sind in ihrem Wirken eher mit einer Manufaktur als mit einem industrialisiertem Betrieb vergleichbar und geraten daher zunehmend unter personellen Druck. Zum einen durch die zunehmende Virtualisierung der Systeme und zum anderen durch die steigende Anzahl von Geschäftsprozessen, die IT-Unterstützung benötigen.

CRN: Welche Vorteile haben diese, schließlich auch nicht ganz billigen, Systeme für die Kunden, welche Nachteile?

Schade: Integrierte Systeme oder Block-Lösungen kapseln Komplexität und stellen dem Nutzer, ähnlich wie Appliance-Systeme, lediglich Ressourcen oder Schnittstellen zur Verfügung. Die validierten Systemeinheiten aus Rechenleistung, Netzwerk, Speicher und Hypervisor können so bereits von den Herstellern oder Systemanbietern vorgetestet werden. Das Best Practice Know How steckt somit in jedem System und langwierige Integrationsprojekte werden auf wenige Installationstage begrenzt. Systeme aus einer Hand mögen dabei besonders gut abschneiden, allerdings erhöht sich damit die Gefahr eines sogenannten „Vendor Logins“ in der Beschaffung.

CRN: Was bringen integrierte Systeme für Systemintegratoren und Dienstleister. Nehmen sie ihnen Geschäft weg oder erschließen sie sich dadurch neue Geschäftschancen. Wenn ja, wo?

Schade: Wer es im Systemhausgeschäft versteht, die Einzeldisziplinen aus Server, Netzwerk, Speicher und Virtualisierungshypervisor als Lösung zu kombinieren, hat große Chancen, an dem Geschäft der integrierten Systeme zu partizipieren. Mit ausreichend eigenem Know How können Systemintegratoren sogar die Zusammenstellung eigener integrierter Systemlösungen anbieten, für die sie dann auch den Support leisten können. Viele unserer Kunden erwarten von uns als herstellerunabhängigem Systemhaus ein auf sie zugeschnittenes Angebot aus Best-of-Bread-Lösungen mit einem übergreifenden Supportansatz.

CRN: Was bedeutet diese Entwicklung für die Hersteller-Landschaft? Werden die Großen den Markt noch stärker unter sich aufteilen?

Schade: Im Markt sehen wir derzeit zwei Strömungen. Auf der einen Seite die Vollsortimenter wie HP, IBM oder Fujitsu. Diese bieten aus ihrem umfangreichen Sortiment eine Zusammenstellung eigener Produkte als integrierte Lösung an. Auf der anderen Seite stehen die Spezialanbieter wie NetApp oder EMC, die sich mit Netzwerk-, Server und Hypervisor-Anbietern zu Allianzen formieren. Letztere bieten sogenannte Best-of-Bread-Lösungen an. Beide Ansätze haben ihre Daseinberechtigung. Gerade bei den Allianzen von Spezialanbietern bieten sich für Systemhäuser mit ihren Erfahrungen bei der Integration verschiedener Hersteller gute Geschäftschancen.

CRN: Wird sich der Vormarsch hochgradig integrierter Systeme negativ für die kleineren Assemblierer auswirken, die »nur« einfache Server assemblieren oder wird es für diese Produkte immer einen Markt geben?

Schade: Nach unserer Auffassung wird es auch weiterhin eine Nachfrage nach Einzelkomponenten geben. Diese wird aber vom Volumen her abnehmen und zunehmend spezialisierter werden. Integrierte Systeme hingegen werden zunehmen. Für Systemhäuser ergibt sich allerdings die Möglichkeit, mit dem Kunden über die Technik hinaus zu gehen und über Beratung und Transformation im IT-Betrieb zu sprechen. Eine Vielzahl von Kunden befindet sich bereits auf dem Weg vom Kapseln über die Automation zu einer Service-Orientierung der IT.


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