Mit CRN spricht Brother-Chef Matthias Kohlstrung über die neue Version der Datenbrille »Airscouter«, über ECM und DMS sowie zukünftige Trends, welche die Druckerbranche und -hersteller prägen werden.
CRN: Brother hat auf der diesjährigen CeBIT die neue Version seiner Datenbrille »Airscouter« präsentiert. Wie groß war die Resonanz der Messebesucher?
Matthias Kohlstrung: Aufgrund des Interesses von Frau Dr. Angela Merkel ist die Resonanz sprunghaft angestiegen. Jeder will das sehen, was die Kanzlerin gesehen hat. Alles in allem haben wir durch unseren Messeauftritt weitere sehr interessante Anfragen und Leads mit sehr konkreten Anforderungen erhalten.
CRN: Der Vertrieb des Airscouters hat bereits begonnen. Gibt es schon Erfahrungswerte bezüglich der Nachfrage?
Kohlstrung: Das ist noch zu früh. Die Datenbrille ist nur Teil einer Gesamtlösung und ergibt isoliert als alleinstehendes Produkt keinen Sinn. Es geht um Prozesse und deren Optimierung. Und das geht nicht mal eben so aus der Box. Wann immer wir Erfahrungen machen, geben wir diese mittels Case Studies an unsere Partner weiter.
CRN: Wie schätzen Sie das Marktpotenzial für Datenbrillen allgemein und speziell für das eigene Modell ein?
Kohlstrung: Das ist sehr schwierig zu beziffern, da es hierzu keine Marktdaten gibt. Wir selbst sehen aber ein grundsätzliches Potenzial von sicher 100.000 Einheiten in Deutschland. Das heißt aber nicht, dass wir das im Absatz planen. Das hängt vor allem vom Anwender und dessen Prozess ab. Prozesse verändert man nicht einfach so.
CRN: Digitalisierung sowie ECM- und DMS-Lösungen spielen bei vielen Output-Herstellern eine immer größere Rolle. Wie schätzt Brother die Digitalisierung und ihren Einfluss auf das eigene Geschäft ein?
Kohlstrung: Auch hier geht es um Prozessketten in Unternehmen. Im Bereich DMS wollen wir mit unseren Lösungen und Ansätzen im SMB-Markt Akzente setzen. Das Thema ECM ist derzeit für uns zu groß, weil noch sehr softwarelastig. Das heißt aber nicht, dass unsere Denkart im Bereich Dokumentenmanagement nicht auch Ansätze für den Bereich Enterprise Content Management liefern kann. Der Übergang wird hier künftig sicher sehr fließend werden.
CRN: Was müssen IT-Reseller und Systemhäuser leisten, um auch weiterhin Erfolg mit dem Verkauf von Druck- und Scanlösungen zu haben?
Kohlstrung: Vor allen Dingen müssen sie zuhören können. Das bedeutet vor allem, dem Anwender zuzuhören, wo seine Herausforderungen sind, und dabei zu überlegen, wie kann ich ihm das Leben hier erleichtern. Hier kann und sollte man das Thema Drucken und Scannen niemals isoliert sehen. Auch wenn vor allem wir als Hersteller natürlich ein großes Interesse am Vertrieb gerade dieser Produkte haben. Das wird auch für uns die größte Herausforderung werden oder sie ist es bereits. Es ist kein Geheimnis, dass das Thema Drucken auch in Zukunft kein Wachstumsmarkt ist. Dennoch sieht vor allem Brother darin die Chance, trotzdem zu wachsen. Zum einen fühlen wir uns für den Verdrängungswettbewerb gut gerüstet. Zum anderen aber werden es vor allem die bereits genannten Lösungen rund um das Drucken sein, die wir als Chance sehen.
CRN: Welche zukünftigen Trends werden den Druckermarkt bestimmen?
Kohlstrung: In Bezug auf die Technologie sehen wir das ganz entspannt. Wir wären sogar bereit, den Kartoffeldruck als Technologie zu etablieren, wenn es dafür einen Bedarf außerhalb von Kindergärten gäbe. Ob Tinte, Laser, LED oder Thermotransfer spielt hierbei keine Rolle. Es kommt wieder auf den Anwender an. Zudem wird Software sehr wichtig, um die Notwendigkeiten des Anwenders optimal bedienen zu können.
CRN: Wie ist das aktuelle Geschäftsjahr für Brother angelaufen?
Kohlstrung: Brother als Konzern ist sehr divers aufgestellt, auch wenn aktuell der Bereich Drucken sicher den Löwenanteil am Konzernergebnis ausmacht. Große Wachstumschancen für Brother sehen wir in dem Thema industrielle Lösungen, zu dem auch Drucken zählt. Auch im Bereich Kreativität, etwa bei Näh- und Strickmaschinen, sehen wir für uns weitere Wachstumschancen mit völlig neuen Produkten.
Da unser Geschäftsjahr von April bis März geht, ist es zu früh zu sagen, wie das Jahr begonnen hat. Aber ich darf sagen, dass wir mit dem letzten Geschäftsjahr sehr zufrieden sein dürfen. Wir konnten in vielen Teilbereichen die durch den Konzern in uns gesetzten Erwartungen erfüllen. Auch im Gesamtumsatz hat sich dies erwartungsgemäß positiv dargestellt.