Damit brachte man nun auch den Handel in eine Zwickmühle: Entweder auf eigenes Risiko Kulanz zeigen oder verärgerte Kunden riskieren. Während einige Händler und Hersteller die Karten zurücknahmen oder Rabatte von bis zu 30 Prozent gewährten, blieben andere hart. So wurde die Chance verspielt, die Deutungshoheit und das Vertrauen zurück zu gewinnen und die sich selbst verstärkende Wirkung der negativen Schlagzeilen und des damit einhergehenden Online-Shitstorm potenzieren den Imageschaden um ein Vielfaches.
Doch Nvidia setzte sogar noch einen drauf und verstieß gegen absoluten Verbote der Krisen-PR, die Verantwortung zu bestreiten und die Folgen und Kritik zu relativieren. Über zwei Monate nach den ersten Meldungen erklärte Unternehmenschef Jen-Hsun Huang, dass man die GTX 970 nur durch die reduzierte Speicherbandbreite im letzten Achtel des Speichers überhaupt mit vier GByte bestücken konnte. So richtig diese Aussage ist, so arrogant mag sie doch auf den ein oder anderen betroffenen Händler und Kunden zum jetzigen Zeitpunkt wirken.
Damit kann man die Affäre künftig als Paradebeispiel ins Lehrbuch übernehmen, wie man es nicht machen sollte. Vor allem hatte Nvidia nicht viel zu verlieren. Die GTX 970 bleibt auch mit dem langsameren Speichersegment eine hervorragende Karte, die rund vier TFlops erreicht. Probleme treten quasi nur in einigen Spezialszenarien unter 4K-Vollauflösung auf. Eine rechtzeitige Entschuldigung mit einer Umtauschoption hätte vollends ausgereicht, um den zu Recht ursprünglich sehr guten Ruf der Karte zu retten. Schließlich war die Rücklaufquote weit geringer als die nun entstandene Aufregung.