Der Internationale Frauentag am 8. März ist mittlerweile zu einem festen Termin geworden, um Frauen zu adressieren. Auch das Landshuter IT-Systemhaus BayCIX wollte ein Zeichen setzen: Referentinnen aus IT, Politik und Sport berichteten und diskutierten vor vollen Reihen.
An IT-affine Mädchen und Frauen war die Veranstaltung gerichtet – 45 Interessierte kamen und füllten den Veranstaltungsraum im Landshuter Innovations- und Kompetenzzentrum. Dort hat auch das Systemhaus BayCIX seinen Sitz. 1999 in München von Thomas Zajac gegründet und 2007 nach Landshut verlegt, leiten inzwischen Tochter Caroline und Sohn Dominik das Unternehmen.
Die vorwiegend weiblichen Gäste, unter die sich auch einige männliche Zuhörer mischten, erwartete ein gehaltvolles Programm: Im ersten Teil des Abends berichteten und diskutierten Marlene Schönberger (MdB), Dr.-Ing. Claudia Haubach-Lippmann von Lilium sowie Caroline Zajac. Im zweiten Teil brachte Nadine Nurasyid in einem Impulsvortrag dem Publikum die (Männer-)Welt des American Football näher, ist sie doch erster und einziger weiblicher Headcoach eines europäischen Profi-Footballteams.
Bevor es ums Grundsätzliche ging, richtete Moderatorin Claudia Hahn den Blick auf das gastgebende Systemhaus: So habe BayCIX 34 MitarbeiterInnen und einen Frauenanteil von 33 Prozent, informierte Hahn. Damit steht BayCIX deutlich besser da als der Durchschnitt. Laut Bitkom haben 76 Prozent der Unternehmen der IT-Branche einen Frauenanteil bis maximal 25 Prozent in der gesamten Belegschaft. Nur sieben Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen 26 bis 50 Prozent Frauen. Je kleiner das Unternehmen, umso kleiner der Frauenanteil. Da bei diesen Zahlen auch Beschäftigte im Backoffice impliziert sind, lohnte noch ein Blick rein auf den technischen Support: Hier liege der Anteil weiblicher Kräfte bei BayCIX bei 20 Prozent.
Alles in allem kommt die Entwicklung mit Blick auf die letzten Jahre nur langsam voran. Was also lässt sich tun, um mehr Frauen in die IT-Branche zu bringen?
„Sich als Frau mehr zutrauen“, „sich gegenseitig unterstützen“ und „mit alten Klischees aufräumen“, waren Antworten der Referentinnen. Dass nach wie vor Vorurteile gegenüber Frauen herrschen, dafür brachte die Runde Beispiele – sowohl aus den letzten Jahrzehnten als auch aus der jüngsten Vergangenheit.
Doch fehlende Diversität habe verschiedene Gründe, wies Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger hin, und dementsprechend seien verschiedene Lösungen erforderlich.
Kreativität ist somit nicht nur beim Kreieren von technischen Lösungen gefragt, sondern auch angebracht, wenn es um Wege zu mehr Geschlechtergleichheit geht. Caroline Zajac hatte hier auch gleich ein anschauliches Beispiel parat: Stichwort Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Um eine betriebseigene Kita anbieten zu können, sei BayCIX zu klein. Doch man könne mit anderen Ansätzen Lösungen finden. Das könne eine Kooperation mit einer Tagesmutter sein oder ein Lastenfahrrad, mit dem sich die Kinder möglicherweise schneller abholen ließen als mit anderen Verkehrsmitteln.
Dass es sich lohne, diverse Teams aufzubauen, unterstrich Haubach-Lippmann, Head of DevOps Engineering & Information Management bei Lilium, einem börsennotiertenLuftfahrtunternehmen. Sie zeigte sich überzeugt, dass man in solchen Teams schneller pragmatische Lösungen findet, zudem würden diverse Teams eher die Extrameile gehen.
Einig war sich die Runde, dass Maßnahmen nicht erst im Erwachsenenalter starten dürfen. Mindestens in der Schule, wenn nicht gar im Vorschulalter sollte die Begeisterung für Technik bei Mädchen und Jungen geweckt werden.
Dabei herrschte auch Einigkeit, dass es sich auf beide Geschlechter positiv auswirke, wenn Frauen gefördert werden. Zudem dürfe man nicht vergessen, dass es auch Probleme mit Vorgesetzten gebe, wenn Männer eine (längere) Elternzeit antreten möchten.
Somit müsse man das Thema auf vielen Ebenen angehen – und zur „Chefsache“ machen, wie Haubach-Lippmann betonte.
Im Anschluss gab Nadine Nurasyid in ihrem Impulsvortrag Einblick in ihre Vita. Sie ist die erste und einzige Frau als Headcoach eines europäischen Profi-Footballteams. Sie betonte, dass es ihr nicht so wichtig sei, die erste zu sein, sie wolle nur nicht die letzte Frau auf einem solchen Posten sein.
Sie gab dem Publikum mit, seinen persönlichen „Cheerleader“ zu finden – also einen Mentor, der einen unterstützt. Auch sollte man sich nicht selbst im Weg stehen und stattdessen selbstbewusst die Dinge angehen.
Sie selbst habe als Kind und Jugendliche jahrelang Ballett gemacht in der renommierten Heinz-Bosl-Stiftung in München und wollte Ballerina werden. Es kam anders und über die Teamsportart Fußball kam sie schließlich im Alter von 27 Jahren zum American Football. Seit 2019 ist sie bei den Munich Cowboys und seit 2022 deren Headcoach. Zudem ist sie Sportwissenschaftlerin und hat diverse Zusatzqualifikationen.
Die Erfahrungen, Lebensläufe und Präsenz der Rednerinnen an diesem Abend dürften für die Anwesenden das verkörpern, was immer noch dringend benötigt wird: Role Models.