Die Analyse von Daten und die darauf beruhenden Entscheidungen können zum Differenzierungsmerkmal im globalen Wettbewerb werden. Doch wer soll sich dieser Aufgabe annehmen? Immer häufiger schaffen Unternehmen die Position eines Chief Data Officers (CDO).
Gegenwärtig sammeln Unternehmen Unmengen von Daten unterschiedlichster Qualität aus vielerlei Quellen und halten sie unsortiert vor. Dank leistungsfähiger Speichermedien stellt dies rein technisch kein größeres Problem dar. Doch mit der Quantität wächst nicht automatisch die Qualität. Redundanzen in den Datenstrukturen sorgen für Unübersichtlichkeit. Unterschiedliche Speichersysteme, in denen nicht übergreifend gesucht werden kann, machen es schwierig, Daten konsistent zu halten, sie abzurufen oder gar für komplexere Analysen zu nutzen. Auch sorgfältig gepflegte Systeme entwickeln allzu oft Silo-Charakter. Das Resultat sind ineffiziente Daten beziehungsweise nicht genutztes Potenzial zur Verbesserung des Geschäftserfolgs.
Daten nutzbarer machen
Daten entwickeln sich bereits jetzt zu einem der wertvollsten Wirtschaftsgüter. In den richtigen Kontext gesetzt, sauber verknüpft und einfach zugänglich gemacht, kann daraus Wissen generiert werden, das Wachstum, Prozessoptimierungen und Innovationen nach sich zieht. Dieses Wissen kann weit über übliche Reports zu Absatzzahlen, Finance Controlling oder Kundenzufriedenheits-Umfragen hinausgehen. Vielmehr soll es bei der Entwicklung von Unternehmensstrategien wichtige Impulse liefern. Schon heute beweisen erfolgreiche, ausschließlich auf Daten basierende digitale Geschäftsmodelle, dass ein nachlässiger Umgang mit Daten erhebliche strategische Nachteile mit sich bringen kann. Und zum Teil lassen sich sogar ganz neue Business-Modelle entwickeln, die aus Datenanalysen vermarktbare Services generieren.
Eine solch hohe Bedeutung gewinnen Daten nicht allein durch ihre Existenz. Der Schlüssel, um die Datenmassen in den Griff zu bekommen und das gewünschte Potenzial aus ihnen herauszuholen, ist eine passende Datenstrategie. Diese definiert, welches strategische Ziel mit Hilfe der Daten erreicht werden soll, wie beispielsweise smartere Produktionsabläufe, kürzere Supply-Chain-Zyklen oder eine direktere Kundenansprache. Aber: Eine Datenstrategie, die nur bestehende Prozesse optimiert, greift zu kurz. Es geht darum, Daten so intelligent zu korrelieren, zu interpretieren und zu nutzen, dass sie die strategische Ausrichtung des Unternehmens mitbestimmen – im Sinne einer datengetriebenen Business Intelligence. Im Unternehmen muss eine Transformation vorangetrieben werden, die Daten vom ergänzenden Faktor zur Entscheidungsbasis befördert. Dieser Herausforderung sind Unternehmen nur gewachsen, wenn das Thema nicht nur nebenbei mit behandelt, sondern vom Management getragen wird.
Wer hat die nötige Zeit und Qualifikation?
Die Verantwortung für die Datenstrategie und deren praktische Umsetzung zu übernehmen, erfordert eine ungewöhnliche Kombination an Kompetenzen: Der Daten-Verantwortliche braucht tiefgreifende Ein-blicke in die einzelnen Fachbereiche und deren Datensysteme.
Gleichzeitig benötigt er ein klares abteilungsübergreifendes Blickfeld. Er muss zudem die Prozesse im Unternehmen kennen, braucht technisches Know-how und muss den Datenschutz im Blick haben.
Auch der menschliche Faktor spielt eine wichtige Rolle. Eine ausgeprägte Fähigkeit zu kommunizieren ist notwendig, um erfolgreich mit allen Abteilungen und Ebenen im Dialog zu bleiben und für deren unterschiedliche Bedürfnisse einen geeigneten Kompromiss zu finden. Die Veränderungen, die initiiert werden sollen, müssen sowohl der Belegschaft als auch dem Management schmackhaft gemacht werden. Doch wer bringt das fachliche Wissen sowie den entsprechenden Überblick mit und hat zugleich die notwendige Entscheidungsgewalt?
Der CEO hat die nötige Autorität im Unternehmen und Kompetenz hinsichtlich des Geschäftsfeldes und der Prozesse, um diese Position auszufüllen. Ihm fehlen jedoch oft der direkte Einblick in Abteilungsbelange sowie der technische Hintergrund. Zudem mangelt es der Geschäftsführung oftmals schlicht an der Zeit für ein derart ambitioniertes Projekt.
Der Chief Information Officer (CIO) brächte die nötige Kompetenz hinsichtlich der Technologie mit. Seine Domäne ist die IT-Infrastruktur des jeweiligen Unternehmens. Diese umfasst das operative Geschäft, die Innovation und Zukunftsfähigkeit. Er ist auch Teil der Digitalen Transformation, aber eher dahingehend, dass die technische Infrastruktur diesen Prozess abdecken kann. Allerdings ist der CIO naturgemäß weniger in den strategischen Belangen eines Unternehmens zuhause, auch der Einblick in die anderen Abteilungen ist zumeist auf infrastrukturelle Anforderungen begrenzt. Dennoch liegt die Verantwortung für den digitalen Wandel häufig bei ihm.
Daten sind nun mal technisch und da liegt es nahe, den CIO damit zu betrauen. Auch für ihn bedeutet dies, eine zusätzliche Aufgabe bei chronischem Ressourcenmangel stemmen zu müssen.