Bleibt also nur, diese Lücke mit einer zusätzlichen Personalie zu füllen? Ein dedizierter Chief Data Officer (CDO) sollte sich in Vollzeit auf diese strategisch wichtige Aufgabe konzentrieren. Der CDO kann in verantwortlicher Position als Berater der Geschäftsführung fungieren, die Datenstrategie maßgeblich entwickeln und deren Umsetzung organisieren. Der Fokus liegt auf der richtigen Datenerhebung, der gezielten Auswertung und Nutzbarmachung im Sinne der strategischen Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens.
In den Aufgabenbereich des CDO fällt zudem die Data Governance, hier muss er Standards etablieren. Der technisch infrastrukturelle Teil spielt ebenso bereits bei der Definition der Datenstrategie eine Rolle. Denn komplexe Datenanalysen, die in Echtzeit große Datenmengen bearbeiten und perspektivisch eventuell sogar mit intelligenten Algorithmen umgehen können sollen, brauchen eine hochperformante IT-Basis. Bisher konventionell eingesetzte Datenbanken stoßen dabei mitunter an ihre Grenzen, Hardware-Aufrüstungen lindern das Problem nur übergangsweise. Hier sind andere Technologien gefragt. In-Memory-Datenbanken arbeiten gerade bei analytischen Abfragen deutlich performanter. Sie speichern und verarbeiten regelmäßig benötigte Daten direkt im Hauptspeicher und sind damit für Echtzeit-Analysen großer Datenmengen gut geeignet. Für die bedarfsgerechte Skalierung stehen Unternehmen Cloud-Optionen bereit.
Braucht jedes Unternehmen einen CDO?
In großen Unternehmen und im IT- und Finanzsektor, wo Daten schon jetzt eine bedeutende Rolle spielen, ist bereits häufiger ein CDO zu finden. Im Mittelstand aber, besonders in der Fertigung, ist er bisher noch selten am Werk. Das hat mehrere Gründe: Die Produktionsprozesse und Lieferketten sind längerfristig ausgelegt und teils hochautomatisiert, eine grundsätzliche Umstellung von heute auf morgen ist sowohl undenkbar als auch unwirtschaftlich. Dennoch steigt auch hier die Bedeutung von Daten und Datenanalysen an. Als pragmatische Lösung betrauen deshalb viele Mittelständler zunächst den CIO mit der Entwicklung einer Datenstrategie. Das mag für einen Anfang genügen, wird aber langfristig nicht reichen.
Unternehmen, die die Digitale Transformation in ihre strategischen Ziele aufgenommen haben, werden ernsthaft daran arbeiten müssen, das Potenzial ihrer Daten zu nutzen und auszubauen. Das bedeutet vor allem, etablierte Denkmuster in Bezug auf Daten zu verlassen und ihnen mehr zuzutrauen. Die heute verfügbaren Datenmengen sind so groß, so vielseitig und erlauben derart komplexe Relationen, dass dies ohne leistungsstarke Datenanalyse-Werkzeuge und Algorithmen nicht mehr zu überblicken ist. Genau dieser Spagat aber ist die aktuelle Herausforderung: Unmengen an Daten in strategisch sinnvolle, konkrete Maßnahmen überführen. Welche Abkürzung der Verantwortliche trägt, mag schließlich gleichgültig sein, wenn jedem die geschäftskritische Bedeutung seiner Arbeit bewusst ist.
Mathias Golombek ist CTO bei der Exasol AG
Digital oder Data: Wofür steht das D? |
---|
Das Kürzel CDO ist mittlerweile doppelt belegt. So wird damit sowohl der Chief Digital Officer als auch der Chief Data Officer bezeichnet. Die Definitionen sind noch im Werden begriffen. Für manche sind die beiden Begriffe eher Synonyme. Andere machen eine Unterscheidung. Dabei trägt der Chief Data Officer die Verantwortung für das Datenmanagement im Unternehmen. Der Chief Digital Officer hingegen wird in seinen Funktionen übergreifender gesehen. In diesem Sinne entwickelt er die übergeordnete Digitalstrategie und hat eine tragende Rolle im Digitalisierungsprozess eines Unternehmens. (SN) |