Bernd Wenniger: Im Travel Risk Management kommt es darauf an, Informationen über mögliche Gefahren schnell zu erkennen, zu analysieren und daraus Handlungsanweisungen zu erstellen. Um die Sicherheit der Reisenden zu gewährleisten, sind Zuverlässigkeit und Geschwindigkeit die wichtigsten Kriterien. Genau das hat sich durch den Einsatz neuester Technologien vervielfacht.
Durch Innovationen wie etwa KI ist es heute möglich, tausende von Quellen gleichzeitig im Blick zu haben und diese auf Relevanz zu prüfen. Auch eine automatisierte und intelligente Social-Media-Analyse mit Fokus auf lokale Auffälligkeiten hilft uns, möglichst umgehend lokale Gefahren zu identifizieren – und das teilweise noch, bevor andere Medien sie aufnehmen. Unseren Kunden erlaubt dies wiederum, damit noch viel schnellere und präzisere Handlungsanweisungen abzuleiten und den Reisenden noch effektiver zu schützen.
Frank Schwarz: Der deutlichste Einfluss der Digitalisierung zeigt sich in der komplett veränderten Erfahrungserwartung des Einzelnen: als Kunde, als Bewerber, als Mitarbeiter. Digital erlebbare Prozesse sollen leicht bedienbar, intuitiv und emotional positiv erfahrbar sein. Dieser Prämisse folgen alle unsere Projekte und organisatorischen Änderungen – vom Angebot neuer Spielformen mit interaktiven Losen oder spannender neuer Lotterien über die rein digitale Abwicklung der Lotterieprozesse bis zu unterstützenden Aktivitäten, wie das digitale Bewerbermanagement.
Dafür setzen wir technisch auf neue Themen: Künstliche Intelligenz zur Kundenakquise, RPA (Robotic Process Automation) in internen kaufmännischen Prozessen, Chatbots im Service und parametrisierbare Spielangebote. Organisatorisch heißt das, sehr viel mehr Interaktion zwischen innen und außen zu orchestrieren und sich auch neuen Märkten zuzuwenden.
Franz Zahn: Für mit den größten Impact in unserer Branche hat nach meiner Meinung die Einführung von Low-Code-Plattformen gesorgt. Low-Code-Plattformen ermöglichen, dass Software auch von Anwendern aus der Fachabteilung modifiziert und angepasst werden kann. Das geschieht meistens visuell und modellbasiert ohne klassisches Coding. Im Grunde ist es wie beim Spiel mit Bausteinen: Virtuell lassen sich so gewünschte Prozesse und Anwendungen zusammenbauen. Die Vorteile sind eine schnellere Umsetzung ohne Wartezeiten auf die meist sehr knapp vorhandenen Entwicklerkapazitäten. Das bringt Vorteile in der Effektivität und Effizienz. Selbstverständlich kann Low-Code aber nicht das Codieren ersetzen. Gerade ältere Applikationen werden weiter klassisch entwickelt und vor allen Dingen gewartet werden müssen. Trotzdem ist es ein sehr ernst zu nehmender erster Schritt, um agil und teamübergreifend schnelle Ergebnisse zu erzielen.
Andreas Kopysov: Der Fachkräftemangel stellt eine Bedrohung für die Wirtschaft dar. Um ihn zu bewältigen werden 400.000 Zuwanderer pro Jahr benötigt. Das Nadelöhr sind hierbei die Einwanderungsverfahren. Häufig ist die Rechtslage undurchsichtig, welche Dokumente wie ausgefüllt und wo eingereicht werden müssen ist unklar. Belastet werden dadurch Antragsteller und Behörden gleichermaßen.
Den größten Impact digitaler Technologien sehe ich daher in den Online-Algorithmen und Berechtigungsprüfungen für die Visa-Arten. Sie machen es möglich, bereits vor Beantragung Erfolgsaussichten abzuschätzen und den richtigen Visumtyp zu beurteilen. Dadurch werden sowohl Antragsteller als auch die Behörden entlastet, was den Durchlauf von Anträgen signifikant erhöht.