Individuelle Schätzungen
Im Prinzip kann so der Aufwand für ein Softwareprojekt geschätzt werden. Viele Entwicklungshäuser verwenden jedoch eigene Verfahren, um den Projektaufwand vorherzusagen. Diese Expertenschätzungen sind durchaus zielführend, da sie auf die jeweilige Aufgabenstellung hin optimiert wurden. Poensgen kritisiert jedoch, dass den Schätzungen oft die Transparenz fehlt und sie als Kontrollwerkzeug kaum geeignet sind. Somit ist es aus seiner Sicht nicht möglich, Ziele für die Entwickler festzulegen. Anders die Function-Point-Analyse: Wenn etwa eine Entwicklungsabteilung pro Function Point eineinhalb Personentage benötige, könne eine Zielvorgabe von einem Personentag pro Function Point ausgegeben werden. So lasse sich eine konsistente Messlatte einführen, anhand derer Prozessverbesserungen nachgewiesen werden können. Dies ist etwa an der Verwendung der FPA-Methode bei der Deutschen Telekom belegbar (siehe Kasten). Poensgen erläutert einen weiteren Vorteil der FPA: Aufwandsschätzungen seien oft erst möglich, wenn das Projekt einen gewissen Stand erreicht hat – etwa wenn bereits Fachkonzepte vorliegen. »Dann sind aber schon zwanzig bis dreißig Prozent des Projektaufwandes erbracht. Das ist oft viel zu spät«, wirft er ein. Unternehmen müssen oft rasch auf geänderte Business-Anforderungen reagieren und benötigen schnell Anhaltspunkte für den Projektaufwand. Sind aber der Umfang der anstehenden Änderung sowie die möglichen Function Points pro Personentag bekannt, dann bildet dies die Basis einer zeitnahen und robusten Kalkulation.