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Digitalisierung nicht ohne Vertrauen

7. Januar 2020, 17:20 Uhr | Autor: Stefan Adelmann
Soll Digitalisierung wirklich fruchten, sich im Alltag der Menschen verankern und nicht nur Nebenschauplatz bleiben, dann braucht es allem voran Vertrauen.
© hxdbzxy/123rf

Die Digitale Transformation kann nur erfolgreich sein, wenn die Anwender Vertrauen in Technologien und Unternehmen haben.

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel vor einigen Jahren vom Neuland Internet sprach, ließ der Spott nicht lange auf sich warten. In Foren und sozialen Medien sorgte sie für Erheiterung – dabei lag in ihrer Aussage wesentlich mehr Wahrheit, als der digitalaffine Nutzer ihr zusprechen mochte. Denn selbst nach seinem mittlerweile 50-jährigen Bestehen – am 29. Oktober 1969 wurde die erste Nachricht über das Arpanet versendet – sind viele Aspekte des Internets und allgemein der digitalen Welt nach wie vor undurchsichtig, unerforscht und in ihren Auswirkungen oftmals unerwartet. Nur so lässt es sich erklären, dass Wahlmanipulation wie im Fall Cambridge Analytica in einem so großen Stil umsetzbar war und dass Teile des Internets aktuell zum Ort politischer Hetze werden konnten.

Und solche Beispiele sind es, wie die der Wahlmanipulation, der Hate Speech, des Datenmissbrauchs und der zunehmenden Zahl an Cyberkriminalität, die wohl eine der größten Herausforderungen im Zuge einer umfassenden Digitalisierung darstellen. Denn soll sie wirklich fruchten, sich im Alltag der Menschen verankern und nicht nur bloßer Nebenschauplatz bleiben, dann braucht es allem voran Vertrauen. Denn nur auf Basis von Vertrauen (im Sinne einer Entscheidungsfindung) kann eine Person aktuell festlegen, welche digitale Lösung oder welches Produkt sie letztendlich einsetzt. Und während beispielsweise im Supermarkt alle fünf beziehungsweise sechs Sinne zur Verfügung stehen, um jede Entscheidung für oder wider ein Produkt abzuwägen, sind es im Falle der digitalen Welt im besten Fall zwei.

Hinzu kommt, dass Technologien aktuell mit jedem Tag ein Stück komplexer werden. Als Nutzer ist es mit Ausnahme einiger schlauer Köpfe also heutzutage kaum noch möglich, die verwendeten Lösungen in ihrer Funktionsweise gänzlich zu verstehen und zu durchdringen. Was wir also mit der digitalen Infrastruktur vor uns haben, ist ein enorm abstraktes, undurchsichtiges Konstrukt, dem jeder persönliche Daten oder gar Gesundheit und Leben überlassen soll.

Nicht nur für Endanwender ist also die Frage entscheidend, welchen Produkten sie vertrauen können. Allem voran sollten sich Unternehmen damit beschäftigen, wie sie genau jenes Vertrauen einfordern können, das in letzter Zeit deutliche Rückschläge hinnehmen musste. So zog beispielsweise Jürgen Berke, Redakteur der „Wirtschaftswoche“ kürzlich aufgrund von Datenlecks und Hackerangriffen ein vernichtendes Urteil: „Ich habe keine Hoffnung mehr“, so Berke. „Dabei wäre es langsam Zeit, ein stabiles und sicheres Fundament für ein digitales Deutschland zu bauen.“

Sicherheit ist wichtiger Faktor
Ohne Vertrauen in neue Technologien wird eine digitale Zukunft nicht funktionieren – und das sollte sie auch nicht. So ergab eine von Accenture durchgeführte Umfrage wenig überraschend, dass acht von zehn Verbrauchern Geschäftsbeziehungen nur mit Unternehmen eingehen, denen sie vertrauen. Hingegen würden 57 Prozent der Befragten persönliche Informationen teilen, wenn sie sichergehen können, dass diese nicht verkauft oder weitergegeben werden. 56 Prozent, wenn Sie wissen, dass bei Unternehmen ein umfassender Datenschutz greift. Sollen digitale Produkte und Geschäftsmodelle also erfolgreich sein, muss es an vorderster Stelle stehen, das Vertrauen der Anwender zu erlangen und dabei mit langfristigen Strategien vorzugehen, um nicht zur kurzfristige Erfolge zu erzielen, sondern auch in kritischen Bereichen wie Digital Health oder bei autonomen Fahrzeugen eine hohe Nutzerakzeptanz zu erreichen. Das ist nur mit entsprechender Sicherheit zu erreichen. So darf es keinerlei Zweifel daran geben, dass eine Technologie einerseits uneingeschränkt funktionstüchtig ist und andererseits bestmöglich gegen ungewollte äußere Zugriffe von Dritten abgesichert ist. Wie der Fall einer Sicherheitslücke in hunderttausenden vernetzten Herzschrittmachern aufzeigte, gibt es Bereiche der Digitalisierung, die schlicht keine Fehler zulassen, ohne direkt ein mehr als gerechtfertigtes tiefes Misstrauen auf Seiten der Nutzer beziehungsweise Patienten zur Folge zu haben.

Darüber hinaus müssen Anbieter aber auch mit einer uneingeschränkten Transparenz vorgehen. Nur wenn Anwender den Weg und die Nutzung personenbezogener Daten stets nachvollziehen und selbst bestimmen können, werden sie sich der Digitalisierung nicht ausgesetzt fühlen. Nur so lässt sich die zunehmende Komplexität für jeden Einzelnen reduzieren.

Nicht zuletzt ist aber auch seitens der Nutzer digitale Kompetenz gefordert. Unternehmen können dazu beitragen und ihre Mitarbeiter stetig schulen, ob mit Workshops rund um neu eingesetzte Lösungen oder Security Awareness Trainings, um in der digitalen Welt nicht nur reagieren, sondern selbstsicher agieren zu können. Es gilt für Unternehmen wie Anwender, das Neuland gemeinsam verstehen zu lernen.

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