HR-Abteilungen müssen umdenken

Elternpflege statt Konzernkarriere

20. Juni 2022, 8:30 Uhr | Michaela Wurm

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Unternehmen müssen Pflegezeiten neu denken

Schneevoigt weiß, dass sie in einer privilegierten Position ist. So ein maßgeschneidertes Ausstiegsmodell sei die Ausnahme. Viele Menschen müssten neben ihrem Vollzeitjob Angehörige und Verwandte pflegen, die schwer krank oder schwerstbehindert sind.

Und viele fühlen sich dabei alleingelassen oder noch schlimmer diskriminierenden Erfahrungen am Arbeitsplatz ausgesetzt. Gehaltserhöhungen bleiben aus, die individuelle Leistung wird plötzlich schlechter bewertet und niemand nimmt Rücksicht auf Pflegeaufgaben etwa bei der Terminierung von Meetings.

„Die Diskriminierung von Eltern kleiner Kinder und Pflegenden am Arbeitsplatz ist weit verbreitet und kennt viele Facetten. Über erstere haben wir als Gesellschaft die vergangenen Jahrzehnte viel diskutiert, die Unternehmen haben inzwischen Lösungen gefunden. Bei der Pflege stehen wir aber noch ganz am Anfang“, spricht Schneevoigt ein gesellschaftliches Poblem an. „So geht das nicht weiter, so kann es nicht weitergehen. Unternehmen müssen künftig auch diese Phase im Leben ihrer Arbeitnehmenden komplett neu denken. Unsere Eltern werden, und das ist schön, im Schnitt immer älter. Leider bedeutet das auch, dass Angehörige immer öfter und länger ihre Eltern werden pflegen müssen. Vor diesem Phänomen kann die deutsche Wirtschaft nicht länger die Augen verschließen.“

HR-Abteilungen müssten schnellstens Modelle ersinnen und ausprobieren, die es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, Pflegezeiten und Job miteinander zu verbinden. Und wo das nicht möglich sei, müssten sie über einen gewissen Zeitraum Ausstiegsmodelle aus dem Arbeitsleben anbieten. „Es kann ja nicht sein, dass Sabbaticals inzwischen gang und gäbe sind, um Talente zu halten - die Pflege der Eltern aber zum Karriereaus wird.“

Das sei auch wegen des Fachkräftemangels von enormer Bedeutung. Unternehmen könnten auf die Boomer-Generation am Arbeitsmarkt ohnehin nicht verzichten. „Wer sie halten will, wer möchte, dass sie gut, produktiv und glücklich arbeitet, der muss endlich das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf im eigenen Unternehmen angehen. Sonst schaden Arbeitgeber sich letztlich selbst, weil sie Mitarbeitende demotivieren und diese sich entweder nach einem anderen Job umsehen oder innerlich kündigen.“

Sie appelliert deshalb an Unternehmen, sich bei dem Thema nicht weiter auf die Politik zu verlassen, sondern selbst aktiv zu werden und zu gestalten.

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