Schulung und Qualifizierung ist essentiell
- Fachkräftemangel in Deutschland: Aktionen sind gefragt
- Schulung und Qualifizierung ist essentiell

Die Schulung und Entwicklung von Mitarbeitern ist nach Aussage von Hans-Dieter Wysuwa, Geschäftsführer von Fujitsu Siemens Deutschland auch in seinem Unternehmen eine wesentliche Komponente der Mitarbeiter-Qualifizierung. Mehr als 1000 verschiedene Kurse, biete man den Mitarbeitern an, rund 700 davon als E-Learning-Programme. Geeignete Weiterbildungsmaßnahmen sieht der IT-Fachmann zudem als wichtige Maßnahme, um qualifizierte Mitarbeiter an das Unternehmen zu binden. Diese Einschätzung bestätigten im Rahmen des Roundtables auch die Vertreter von Cisco oder Microsoft. Allerdings reiche dieses Engagement nicht aus, um die Lücken zu füllen und eine ausreichende Zahl offener Stellen zu besetzen, so die Unternehmensvertreter unisono.
Fachkräftemangel ist auch hausgemacht Für zum großen Teil hausgemacht hält dagegen Bernhard Weimann, bei der FIS-ASP in Grafenrheinfeld, das vielzitierte Problem des Fachkräftemangels. Seine Firma befasst sich mit Dienstleistungen rund um die SAP Basis. »Große Unternehmen haben in der Vergangenheit massenweise ihre qualifizierten IT-Leute auf die Straße gesetzt, um ihre Geschäftszahlen zu bereinigen«, so seine Einschätzung. Das habe im Zuge des allgemeinen Jugendwahns und des starren Blicks auf die Kosten in der Regel meist die älteren Mitarbeiter getroffen, deren jahrelang erworbenes Fachwissen teurer bezahlt werden musste, als die Expertise der jungen ITler, die erst am Anfang der Karriere stehen. Wie kurzsichtig diese Firmenpolitik war, zeige sich heute, da die Spezialisten mit ihrem Fachwissen in den Unternehmen fehlen. »Ganz schlimm sieht ja beispielsweise die Situation bei den SAP-Spezialisten aus, die mittlerweile händeringend gesucht werden«, beschreibt Weimann die Situation. Offshoring oder den Import von ausländischen Fachleuten hält er für den falschen Weg. »Wir haben in unserem Land Tausende von älteren IT-Fachkräften, die ein unglaubliches Basiswissen mitbringen, von dem Unternehmen profitieren könnten, wenn sie es denn tatsächlich wollen«, meint Weimann. Sein Unternehmen hat in der Vergangenheit auch ältere Mitarbeiter eingestellt und entsprechend der Anforderungen geschult. »Dass ältere Arbeitnehmer Weiterbildungsmaßnahmen ablehnen oder boykottieren, halte ich für eine fadenscheinige Ausrede vieler Unternehmen«, kritisiert er die Branche. »Wir haben genau die gegenteilige Erfahrung gemacht, haben zum Beispiel Leute ohne SAP-Wissen eingestellt und mit großem Erfolg gezielt geschult.« Auf diese Weise seien hochqualifizierte Arbeitsplätze besetzt worden. »Kunden profitieren von diesen Maßnahmen, denn sie haben Ansprechpartner, die ihre Sprache sprechen und bei Problemen schnell und unbürokratisch helfen können.« Er hält es mittel- bis langfristig für den falschen Ansatz, im Rahmen des »global sourcing« immer nach der preiswertesten Einkaufquelle für Produkte und Services zu suchen. »Gerade im Dienstleistungssektor und im beratungsintensiven Segment, in dem wir uns bewegen, kann diese Politik auf lange Sicht keinen Erfolg bringen«, so die Überzeugung des engagierten IT-Spezialisten.
Weiterbildungsmarkt im Aufschwung Der Fachkräftemangel zeigt auch auf dem Weiterbildungsmarkt erste Auswirkungen. So sind Qualifizierungsprojekte und berufliche Weiterbildung in Deutschland nach einer aktuellen Lünendonk-Studie wieder deutlich im Aufschwung. Das Beratungsunternehmen hat bei einer Befragung von 80 Anbietern der beruflichen Weiterbildung eine Trendwende am deutschen Weiterbildungsmarkt ausgemacht. Zwar sei die Zahl der firmeninternen Veranstaltungen 2006 im Vergleich zu 2005 leicht rückläufig, allerdings habe sich der leicht gestiegene Anteil der öffentlichen Seminare 2006 gehalten. Einen positiven Aufschwung gäbe es bei den Langzeitlehrgängen, die 2006 auf elf Prozent gestiegen seien. Einig sind sich die Anbieter von Seminaren und Lehrgängen in der Einschätzung, dass Qualifizierungsmaßnahmen und Seminare weiter zunehmen werden. Das gilt besonders für die IT-Schwerpunkte, da Unternehmen hier verstärkt investieren, um dem Fachkräftemangel zu begegnen und die eigenen Mitarbeiter entsprechende der Unternehmensanforderungen zu schulen.