Was könnte schlimmstenfalls passieren? Alles in allem sieht Actebis Peacock-Finanzchef Wisst etwa zehn Prozent der Fachhändler in akuter Gefahr, auch wenn davon wohl nur ein Bruchteil tatsächlich in die Insolvenz gehen werde. »Wir halten vor allem zwei Gruppen für bedroht.« Zum einen den klassischen Einzelhändler, der eher schlecht organisiert sei und etwa durch eine eigene Bevorratung häufig eine Lagerabwertung riskiere. Zum anderen mittelgroße Systemhäuser, die ihr Geschäft in den vergangenen zwei bis drei Jahren zu stark ausgedehnt hätten und jetzt, kalt erwischt durch die Krise, nicht die nötigen Skaleneffekte erzielen.
»Man muss in der momentanen Situation konservativ planen«, rät deshalb Wisst dem Handel. Das gilt umso mehr, als nach seinen Worten die Kreditwürdigkeit eines Resellers von einem Moment auf den anderen in Frage stehen kann: »Kreditversicherer agieren plötzlich immer wieder sehr restriktiv - wie im vergangenen Herbst, als cirka 500 Händlern überraschend die Linien gestrichen wurden.« Insgesamt seien wohl 20 Prozent der Fachhändler von Kürzungen ihrer Kreditlimits betroffen gewesen, schätzt der Actebis-Finanzchef.
In Gefahr sieht Tech Data-Mann König vor allem junge Handelsunternehmen, die erst in den vergangenen ein bis zwei Jahren gegründet wurden. Wer zudem mit Kunden aus dem unteren Mittelstand, die am Tropf ihrer Bank hängen, sein Hauptgeschäft mache, könne leicht in Bedrängnis geraten. Alles in allem gibt sich König aber vorsichtig optimistisch, was die Insolvenzen im Handel angeht. Immerhin sei die Insolvenzquote 2009 in der deutschen Wirtschaft nicht so hoch gewesen wie zum Peak in den Jahren 2003 und 2004. So hofft der Credit-Direktor, dass der Negativrekord auch in diesem Jahr nicht erreicht wird und dass vor allem den Tech Data-Kunden das Schlimmste erspart bleibt. Diese Hoffnung wird zumindest durch ein Indiz gestützt: »Knapp über 90 Prozent unserer Vertriebspartner haben nach wie vor ein gutes Rating.«