Funktechnologien

Für ein vernetztes Angebot

16. Oktober 2017, 11:52 Uhr | Autor: Laurenz Kirchner / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

Auswahl von Funktechnologie erfordert Abwägungsentscheidungen

Entscheider sollten sich zunächst über die Anforderungen an die vernetzte Lösung im Klaren sein und erst danach die in Frage kommenden Technologien evaluieren. Da es keine drahtlose Technologie gibt, die allen Anforderungen genügt, ist ein präzises Anforderungsmanagement Fundament jeder Technologieauswahl. In vielen Fällen läuft es leider anders: Eine Funktechnologie wird ausgewählt, ohne die unternehmens- und produktspezifischen Anforderungen hinreichend genau erfasst und ohne unterschiedliche Technologien auf die Erfüllung dieser Auswahlkriterien hin verglichen und überprüft zu haben. Ohne erschöpfend zu sein, sollen hier einige wesentliche Auswahl-Kriterien genannt werden. Da sind zunächst die technisch-funktionalen Eigenschaften – hier unterscheiden sich die Technologien hinsichtlich möglichen Datenraten und Übertragungs-Bandbreiten, Energieverbrauch sowie Funkreichweiten. Hinzu kommen kommerzielle bzw. produktstrategische Überlegungen: Soll die gleiche Funklösung weltweit oder nur in ausgewählten Märkten angeboten werden? Welches Lizenzierungsmodell passt zur Unternehmensstrategie? In welchen Produkt-Ökosystemen soll das vernetzte Angebot eventuell integrierbar sein? Soll eine “geschlossene” vernetzte Lösung angeboten werden oder ein erweiterbares, gegebenenfalls mehrere Produktkategorien umfassendes Gesamtsystem?

Drei Beispiele machen die Tragweite von Technologie-Entscheidungen deutlich:  

  1. Anpassungsbedarf in Einzelmärkten: Eine Technologie, die nicht ohne Hardware- oder Firmware-Anpassungen in allen ausgewählten Märkten angeboten werden kann (z.B. wegen regulatorischer Vorgaben), wird zu erhöhten Entwicklungs-, Produktions- und Logistik-Kosten führen und sich negativ auf den Business Case auswirken - bis hin zur Eliminierung der Marge.
  2. Akzeptanz beim Kunden: Eine Technologie, die zwar hohe Reichweiten liefert aber durch einen zu hohen Stromverbrauch den Wechsel der Batterien im Wochentakt erfordert, wird voraussichtlich von den Kunden nicht akzeptiert. Möglicherweise wäre hier ein zusätzlicher Repeater oder Router für den Kunden akzeptabler, wenn er ein bereits installiertes System dann nur noch einmal pro Jahr warten muss.
  3. Art der Integration: Auch die Frage nach der Art der Integration hängt stark von der Unternehmens- und Produktstrategie ab. Ein ganzheitliches System hat andere Anforderungen an die Technologie als die Bereitstellung von Komponenten für diverse Systeme Dritter: .  

Im ersten Fall kann eine Technologie ausgewählt und in alle Komponenten integriert werden. Im zweiten Fall müssen vielleicht mehrere Technologien in ein Produkt verbaut werden, entweder parallel oder als Bestückungsvarianten, weil die zu unterstützenden Systeme unterschiedliche Technologien verwenden. Die jeweils gewählte Strategie - oder auch eine denkbare Mischform - hat also erheblichen Einfluss auf die Auswahlkriterien für Funktechnologien.

Alle Kriterien im Blick
Jedes Unternehmen, das ein IoT-Angebot vermarkten will, steht vor der Frage der Auswahl der optimalen Funktechnologie. Um hier Fehler mit langfristiger Tragweite zu vermeiden, sollte ein systematisches Auswahlverfahren auf der Basis von einheitlichen Kriterien durchgeführt werden. Die Anforderungen an die Vernetzungstechnologie sind dabei vielfältig: Genauso wichtig wie die funktionalen Eigenschaften (Reichweite und Energieverbrauch unter anderem) sind produktstrategische und kommerzielle Voraussetzungen wie Integrierbarkeit und globale Verfügbarkeit.

Laurenz Kirchner ist Geschäftsführender Partner bei mm1 Consulting & Management


  1. Für ein vernetztes Angebot
  2. Technologien im Überblick
  3. Auswahl von Funktechnologie erfordert Abwägungsentscheidungen
  4. Kommentar: Volatilität auf dem Funkmarkt – mehr Chancen als Risiken

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu connect professional

Weitere Artikel zu IoT-Anwendung

Matchmaker+