Appell von Firmen

Klimaziele: Politik unter Zugzwang

12. Oktober 2021, 7:39 Uhr | Quelle: dpa / Redaktion: Diana Künstler
SPD, Grüne und FDP sprechen über eine mögliche neue Bundesregierung. Ein zentrales Thema: der Klimaschutz. Was eine Studie der Politik auf den Weg gibt – und was Unternehmen fordern.
© dmitrydemidovich/123rf

In einem am Montag veröffentlichten Appell von 69 Unternehmen aus verschiedenen Sektoren heißt es, es sei keine Zeit mehr zu verlieren, um der Erderwärmung entschlossen entgegenzutreten. Die entsprechenden politischen Rahmenbedingungen seien unabdingbar. Es brauche konkrete Maßnahmen.

Zahlreiche deutsche Unternehmen sowie Wissenschaftler haben von der neuen Bundesregierung deutlich mehr Tempo beim Klimaschutz verlangt. Dazu gehört ein beschleunigter Ausbau des Ökostroms und ein schnellerer Kohleausstieg. In einer Studie von Forschungsinstituten wird auch ein deutlich höherer CO2-Preis im Verkehr genannt, was zu höheren Spritpreisen führen würde. Um Deutschland in weniger als 25 Jahren klimaneutral zu machen, müsse die nächste Bundesregierung „sehr schnell sehr viel“ auf den Weg bringen, heißt es. Firmen verlangten konkrete Maßnahmen.

Unternehmerinitiative fordert „Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität“

In einem am Montag veröffentlichen Appell von 69 Unternehmen aus verschiedenen Sektoren heißt es, es sei keine Zeit mehr zu verlieren, um der Erderwärmung entschlossen entgegenzutreten. Damit die Transformation Deutschlands zum klimaneutralen Industrieland bis 2045 gelinge, bräuchten Firmen „unbedingt“ politische Rahmenbedingungen, die klimafreundliche Technologien wirtschaftlich machen, nachhaltige Geschäftsmodelle fördern und langfristige Planungssicherheit bieten. Die neue Bundesregierung solle in den ersten 100 Tagen eine „Umsetzungsoffensive für Klimaneutralität“ vorlegen. Unterzeichnet haben das Schreiben, das von der Unternehmerinitiative „Stiftung 2 Grad“ initiiert wurde, unter anderem Eon, Bayer, SAP, Thyssenkrupp und Rossmann. Ein ehrgeiziger Ausbau der Erneuerbaren Energien sollte mit weiteren Maßnahmen kombiniert werden, um gezielt die Voraussetzungen für einen Ausstieg aus der Kohleverstromung deutlich vor 2038 zu schaffen, hieß es. Dazu gehöre etwa eine erhebliche Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudesektor.

Klima-Studie zeichnet möglichen Weg vor

Der Appell kam passend zu Beginn der vertieften Sondierungsgespräche von SPD, Grünen und FDP über eine mögliche neue Regierung – wie auch eine am Montag vorgelegte Klima-Studie zahlreicher Institute. Darin heißt es: „Die Klimaschutz-Ziele für 2030 und 2045 sind extrem herausfordernd und können nur mit massiven Investitionen, zusätzlichen politischen Maßnahmen und Infrastrukturaufbau in allen Sektoren erreicht werden.“ Die starke Beschleunigung der Energiewende bis 2030 sei von „besonderer Relevanz“ – also der Umstieg von fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas auf erneuerbare Energien aus Wind und Sonne. „Ohne enorme Dekarbonisierungs- und Infrastrukturmaßnahmen in diesem Jahrzehnt werden die Klimaschutzziele für 2030 verfehlt – damit würde auch das Erreichen des Langfristziels der Klimaneutralität 2045 hochgradig unwahrscheinlich werden.“ Die Stromerzeugung aus Wind und Sonne müsste laut Studie bis 2030 etwa 50 Prozent größer sein, als bislang angepeilt. Die Politik müsse die Ausbaupfade deutlich anheben und Genehmigungsverfahren beschleunigen. Lange Verfahren sowie nicht ausreichend nutzbare Flächen gelten derzeit als Hauptgründe für einen stockenden Ausbau des Ökostroms.


  1. Klimaziele: Politik unter Zugzwang
  2. Beschleunigter Kohleausstieg

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