Governance-Mechanismen

KoopKurrenz: Mit Kooperation die Innovationskraft sichern

3. September 2020, 11:36 Uhr | Autoren: Markus Büch, Marc Lamhofer, Volker Scholz / Redaktion: Diana Künstler

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Kooperationsparameter als Voraussetzung guter Governance

Um produktive Governance-Mechanismen im zuvor beschriebenen Rahmen aufzusetzen, sind die Parameter der Kooperation unter den Beteiligten zu ermitteln. Hier sind drei Kernfragen zu betrachten:

  1. Klärung der Ziele der Kooperation – Voraussetzung für die Zusammenarbeit ist, dass jeder einzelne Teilnehmer weiß, warum und unter welchen Voraussetzungen er kooperiert (zum Beispiel zur Lösung eines aktuellen Problems, der kollaborativen Entwicklung einer Innovation oder der gemeinschaftlichen Erschließung neuer Geschäftsfelder)
  2. Klärung der Zwecke der Kooperation – Beantwortung der Frage, warum die neue Organisa-tion kooperativ ausgestaltet sein soll (zum Beispiel da ein einzelner Akteur die Lösung nicht so gut, so schnell oder so günstig umsetzen kann oder allein keinen Netzwerkeffekt generieren kann)
  3. Klärung des Umsetzungsmodus der Kooperation – Festlegung, wie und anhand von wessen Kontributionen die gemeinsame Lösung realisiert wird (zum Beispiel durch konkrete Beistellungen der Beteiligten wie Know-how, Kundenzugang oder Testmöglichkeiten sowie Beistellung der jeweilige Expertise in den entsprechenden Entwicklungsphasen)

Die Antworten zu diesen Fragen sind in den konstitutiven Grundlagen (Vertrag, Satzung etc.) als Grundprinzipien und Organisationszweck zu verankern. Sie bilden auch die Leitlinien für das Handeln und die Entscheidungsfindung aller Organisationbeteiligten, legen Loyalitäts- und Sorgfaltspflichten fest und dienen als Hilfsmittel bei Interpretationsfragen.

Ausgestaltung von Governance für effektive Partizipation
Im Kern einer jeden Governance steht ihre aktive Ausübung durch ihre Beteiligten mit Vertrauen in den Bestand und das Handeln der Organisation. Wichtig dabei ist die Qualität der Partizipation in all denen Aufgabenbereichen, die mit Hilfe der konstitutiven Grundlagen gestaltet wurden. Gute Governance-Mechanismen führen dazu, dass alle Beteiligten die Regeln und Funktionalitäten aktiv wissend ausüben und gegenüber potenziellen Partnern kommunizieren.

Gute Governance-Richtlinien sollten Regelungen zu folgenden Punkten enthalten:

  • Art und Umfang von Mitgliedschaften, inklusive Mechanismen des Beitritts und Austritts
  • Rechte, Pflichten und Privilegien der Beteiligten
  • Zusammensetzung der jeweiligen Stimmrechte, basierend auf Parametern wie beispielsweise Unternehmensgröße, eingebrachtes Kapital oder Dauer einer Mitgliedschaft
  • Abstimmungsmodus für Entscheidungen
  • Festlegung, über welche Entscheidungen abzustimmen ist (ggf. auch der zeitliche Rahmen)
  • Regelbasiertes Sicherstellen der Kernwerte von Transparenz und Vertrauen
  • Verwendung, Sicherung und Weiterentwicklung geistigen Eigentums

Koordination in Governance-geführten Organisationen
Bei der Umsetzung von Governance-Strukturen für gemeinsame Entwicklung und Innovation ist das Zusammenspiel paralleler Entwicklungs- beziehungsweise Arbeitsstränge zu beachten. Denn aus Governance-Sicht sind erst im Laufe eines Entwicklungsprozesses bestimmte Fragen der Zusammenarbeit und geschaffenen Werte und Rechte zum jeweils richtigen Zeitpunkt zu klären.  

Weiterhin sollten Governance-Strukturen über eine gewisse Flexibilität verfügen. Dies ist vor allem für iterativ entwickelte Lösungen wichtig (typisch bei digitalen Anwendungen). Die Flexibilität geht dabei in zwei Richtungen: Erstens, Sicherung der Kernfunktionen einer gemeinsamen Lösung durch entsprechende Quorenregelungen und zweitens, Offenheit für neue Themen und Fragestellungen.

Das Zauberwort lautet “Cooperation Governance”
Die Zusammenarbeit von Unternehmen zur Realisierung innovativer Produkte und Geschäftsmodelle ist ein erfolgversprechender Ansatz, sich am Markt zu behaupten. Schnellere Entwicklung, effizienter Einsatz von Ressourcen und das Generieren von Synergie- und Netzwerkeffekten ist mit der richtigen Organisation einer Zusammenarbeit möglich – auch unter sonst konkurrierenden Unternehmen. Zu empfehlen ist dafür eine auf den konkreten Einzelfall zugeschnittene "Cooperation Governance", die alle wesentlichen Elemente der Zusammenarbeit klar, nutzbringend und rechtssicher definiert.

Prof. Dr. Markus Büch, Professor für Wirtschaftsrecht, FOM
Marc Lamhofer, Senior Consultant bei der Unternehmensberatung mm1
Volker Scholz, Managing Partner bei
mm1

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