Die Steckdose bleibt aber nur eine Notfalllösung, was eine Ladestation unabdingbar macht, denn sie ist definitiv die sicherere, schnellere und komfortablere Lösung für das Laden des Elektroautos zuhause. Nur welche ist die richtige und wo findet man sie? Im Folgenden einige Punkte, die beim Kauf einer sogenannten Wallbox berücksichtigt werden sollten:
Normative Vorgaben: Ob sich das eigene Haus oder die Wohngemeinschaft für das Aufladen eines Elektroautos eignet, lässt sich nicht pauschal sagen und ist daher von Fall zu Fall von einem Elektrofachmann zu prüfen. Der Grund: Die Elektroinstallation bestehender Gebäude musste die zum Zeitpunkt ihrer Errichtung gültigen Vorschriften erfüllen. Doch in diesen alten Vorschriften ist das lange Laden von Elektroautos mit andauernd hohen Leistungen meistens (noch) nicht berücksichtigt. Daher ist es notwendig, vorhandene Installationen zum Anschluss von Elektrofahrzeugen von einer eingetragenen Elektrofachkraft hinsichtlich der VDE-AR-N 4100 (siehe auch Infokasten) zu überprüfen und sie gegebenenfalls dementsprechend aufrüsten zu lassen. Wichtig zu wissen: Gibt es einen festen Stellplatz, dann können auch Mieter eine Wallbox installieren lassen. Ende März 2020 wurde durch das Bundeskabinett ein Gesetz beschlossen, das diesen ein Recht auf die Installation einer privaten Ladesäule einräumt. Dabei muss der Mieter jedoch gegebenenfalls die Kosten tragen. Das Gesetz soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. Bis dahin muss der Vermieter noch zustimmen. Und bei Gemeinschaftseigentum, zu dem etwa eine Tiefgarage gehört, müssen nach wie vor die eventuellen Miteigentümer gefragt werden. Damit den übrigen Bewohnern keine Zusatzkosten durch die Ladebox entstehen, lohnt es sich, einen Extra-Stromzähler zu installieren.
Installation: Es empfiehlt sich grundsätzlich, die Anbringung der Ladestation für das Elektroauto durch einen qualifizierten Elektroinstallateur durchführen zu lassen, der mit den Anforderungen und Normen für den Anschluss von Ladestationen vertraut ist. Bevor auf eine vorhandene Steckdose zum Laden des Elektroautos zurückgegriffen wird, ist insbesondere bei älteren Gebäuden die Elektroinstallation zu prüfen, um sicherzustellen, dass das Laden bei voller Leistung auch über mehrere Stunden hinweg sicher ist.
Ladeleistung und -dauer: Wie schnell lädt mein Elektroauto? Diese Frage stellen sich viele E-Auto-Besitzer. Für die Ladezeit spielt nach Angaben des Dienstleisters The Mobility House vor allem das verbaute Ladegerät (On-Board Charger) im Elektroauto eine wesentliche Rolle. Die Spanne der möglichen Leistung reicht hier von 3,7 kW bis 22 kW. Wie schnell das Fahrzeug lädt, hängt dabei sowohl von der Ladestation als auch dem -kabel ab. Die Komponente mit der schwächsten Leistung bestimmt dabei die Gesamtleistung. So kann zum Beispiel ein Elektroauto mit 3,7 kW Ladeleistung prinzipiell an jeder Ladestation geladen werden, die für schnellere Ladeleistungen ausgelegt ist, jedoch nur mit maximal 3,7 kW. Laut ADAC ist die Ladedauer zudem vor allem davon abhängig, wie groß die Batterie ist, wie leer sie ist und mit welcher maximalen Leistung geladen wird. Ein Beispiel: Der BMW i3 hat eine nutzbare Batteriegröße von 37,9 kWh. Wenn diese leer wäre, würde die Vollladung mit 2,3 kW mehr als 15 Stunden dauern, mit 11 kW circa 3,5 Stunden und eine Schnellladung mit 50 kW etwa 40 Minuten bis 80 Prozent Ladestand. Die maximale Ladeleistung ist aber, so der ADAC, begrenzt durch die maximal mögliche Ladeleistung des Elektroautos und die der Elektroinstallation.
Steckersystem: Je nach Fahrzeughersteller kommen unterschiedliche Stecksysteme zum Einsatz. In Europa ist der Typ-2-Stecker Standard. Er eignet sich für Ladeleistungen bis 43 kW – die übliche Leistung an öffentlichen Schnellladesäulen. Ältere Modelle sowie viele Autos von asiatischen oder US-Herstellern sind hingegen mit dem Typ-1-Stecker ausgestattet, welcher nicht auf Schnellladen ausgelegt ist und Ladeleistungen von maximal 7,4 kW erlaubt. Einige japanische Modelle haben wiederum andere Steckertypen (zum Beispiel Chademo-Stecker). Wer hier flexibel bleiben will, dem rät Autobild zu einer Wallbox, die kein fest installiertes Kabel hat, sondern ebenfalls eine Steckerbuchse. So kann gegebenenfalls auch ein Adapter-Kabel eingesetzt werden, das mit einem Typ-2-Stecker in die Wallbox eingesteckt und mit einem Typ-1-Stecker – oder einem anderen – mit dem Auto verbunden wird. Bei der Planung sollte auf ausreichende Länge der Kabel geachtet werden.
Bedienung: Je nach Modell sind Wallboxen über Smartphone oder Tablet in der Regel drahtlos steuerbar. Via App lässt sich der Ladevorgang starten und stoppen. Zudem bieten die kleinen Handy-Programme laut Experten von Autobild einen Überblick über Betriebszustand, Energieverbrauch und die anfallenden Stromkosten der Wallbox. An den meisten Modellen gibt es außerdem ein kleines Display, auf dem sich die Informationen ablesen und Einstellungen vornehmen lassen.
Kosten: Laut Angaben von The Mobility House bekommt man eine zuverlässige Ladestation als Basismodell bereits ab etwa 599 Euro. Je nach Ausstattung und Ladeleistung können Verbraucher generell mit etwa 500 bis 2.000 Euro für eine Wallbox rechnen. Hinzu kommen allerdings noch Kosten für die Montage und Installation – im Idealfall durch einen qualifizierten Elektroinstallateur. Das ist ein nicht ganz unbedeutender Kostenfaktor, denn die Gegebenheiten am geplanten Ladestandort spielen hier eine wichtige Rolle. Darunter fallen: Wie weit ist der Parkplatz vom Sicherungskasten entfernt? Sind Wanddurchbrüche oder Grabungsarbeiten erforderlich? Kann die Ladestation an der Wand montiert werden oder ist ein Standfuß nötig? Ist bereits eine Leitung vorhanden, die sich nutzen lässt oder muss ein neues Kabel verlegt werden? Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei der Installation die Zukunftsfähigkeit der Anlage im Blick zu haben. „Sofern ein neues Kabel verlegt werden muss, legen Sie den Querschnitt gleich auf eine 22-kW-Installation aus, auch wenn Sie diese jetzt noch nicht brauchen. Das erspart Ihnen in einigen Jahren erneute Kosten, wenn Sie ein Elektroauto mit schnellerem Ladegerät laden möchten“, rät Anbieter The Mobility House. Ebenso wichtig seien die elektrischen Sicherungselemente. Jede Ladestation für Elektroautos muss über einen eigenen Stromkreis verfügen, der mit einem Leitungsschutzschalter und einem FI-Schalter abgesichert ist. Bei manchen Ladestationen ist dieser bereits integriert, was die anstehenden Installationskosten erheblich senken kann.
Förderung: Ganz aktuell gibt es seit dem 24. November 2020 einen Investitionszuschuss zur Errichtung einer Ladestation aus Mitteln des Bundes. Dabei handelt es sich konkret um eine Fördermaßnahme des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI). Mit dem „Förderprodukt Ladestationen für Elektroautos – Wohngebäude“, wie es konkret heißt, wird die Beschaffung und Errichtung einer Ladestation für E-Autos im nicht öffentlichen Bereich von bestehenden Wohngebäuden gefördert. Ziel ist es, Privatpersonen zu motivieren, auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umzusteigen und hierfür eine ausreichende Ladeinfrastruktur im Privatumfeld zu schaffen. Der Zuschuss beträgt pauschal 900 Euro pro Ladepunkt. Gefördert wird nicht nur die Wallbox selbst, sondern auch damit verbundene weitere Kosten und ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Unterschreiten die Gesamtkosten des Vorhabens den Zuschussbetrag, wird allerdings keine Förderung gewährt.
Teilen des eigenen Anschlusses: Beim sogenannten Wallbox-Sharing gibt man anderen Besitzern von Elektrofahrzeugen die Möglichkeit, das Fahrzeug an der eigenen Wallbox zu laden, wenn diese nicht in Gebrauch ist. Die Idee ist laut Autobild noch recht jung. Das Ganze lässt sich über eine App realisieren. Den Preis für das Laden bestimmt jeder Vermieter selbst. Das Prinzip klingt simpel, ist aber hierzulande noch nicht ganz ausgereift.
Sicherheit: Es gibt unterschiedliche Ladesäulen-Varianten, die sich mittels einer Chipkarte, also RFID, oder eines Schlüssels freischalten lassen. Damit kann man sich gegen unbefugte Nutzung schützen. Im halböffentlichen und öffentlichen Bereich, zum Beispiel in Gemeinschaftsgaragen, auf Hotel- und Firmenparkplätzen, ist ein Zugangsschutz via RFID sehr sinnvoll. Auch Dienstleister The Mobility House empfiehlt hierbei, auf die RFID-Variante zurückzugreifen, da die Karte oder der Schlüsselanhänger für mehrere Ladestationen freigeschaltet werden kann und so flexibler einsetzbar ist. Werden gleiche RFID-Systeme (zum Beispiel Mifare ISO-A) unterstützt, eignen sich die Zugangskarten auch für weitere Anwendungen, zum Beispiel als Büroschlüssel.
Zusatzfunktionen:Integration einer Photovoltaikanlage: Mit einem Energiemanager können Verbraucher laut The Mobility House den selbst erzeugten Solarstrom ihrer Photovoltaikanlage auch zum Aufladen ihres Elektroautos nutzen. Vor allem bei jüngeren Einspeiseverträgen könne die damit verbundene Erhöhung des Eigenverbrauchs hoch rentabel sein. Der ADAC hingegen rät aufgrund der beschränkten Leistung dieser Anlage und den Schwankungen des „Sonnenstroms“ dazu, dies nur als Ergänzung zur Netzladung in Betracht zu ziehen. Die Größe üblicher Stromspeicher bei PV-Anlagen sei für den Hausbedarf ausgelegt und damit zu klein, um ein Elektroauto laden zu können. Der Überschussstrom der PV-Anlage könne aber in ein E-Auto geladen werden, wenn es angesteckt und nicht unterwegs ist. Lastmanagement für Elektroautos: Smarte Ladestationen lassen sich über Zusatzmodule in ein Lastmanagement-System einbinden. Das heißt: Bei gleichbleibender Anschlussleistung können mehrere Elektroautos zur selben Zeit laden. Die verfügbare Leistung verteilt sich automatisch auf die Anzahl der ladenden Elektroautos. Vor allem Firmen, Hotels oder Parkplätze mit mehreren Ladestationen würden laut The Mobility House durch solch ein Management teure Stromspitzen vermeiden und einer Erhöhung des Leistungspreises vorbeugen.
Tipps für Verbraucher
Was ist bei einer Wallbox für das Elektroauto zu beachten? Der ADAC hat 18 frei im Handel erhältliche Heim-Ladestationen getestet – und empfiehlt grundsätzlich ein System mit 11 kW Ladeleistung. Im August 2019 wurde der Test aktualisiert. Im Folgenden die daraus abgeleiteten Tipps des Verkehrsclubs für den Erwerb einer Wallbox:
Die Installation einer Wallbox ist zwingend die Aufgabe einer Elektrofachkraft.
Zu empfehlen ist eine dreiphasige 11-kW-Wallbox. Diese kann Elektroautos ein-, zwei- und dreiphasig „netzdienlich“ laden, das heißt, dass Überlastungen des Stromnetzes vermieden werden. Sie benötigt deshalb keine Genehmigung durch den Netzbetreiber.
Weniger ist mehr: Nicht benötigte Ausstattungen können die Bedienung erschweren. Hilfreich ist ein fest an der Wallbox angebrachtes Ladekabel. Dies erhöht den Komfort und das serienmäßige Ladekabel ist im Kofferraum immer dabei.
Im Falle einer Störung oder eines Defekts sollte ein kompetenter Kundendienst schnell verfügbar sein.
Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge mit Bemessungsleistungen von über 3,6 kW müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden.
Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge, deren Summen-Bemessungsleistung 12 kVA (11 kW) je Kundenanlage überschreitet, benötigen die vorherige Beurteilung und Zustimmung des Netzbetreibers.
Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge mit einer Bemessungsleistung von über 12 kVA (11 kW) müssen eine Möglichkeit zur Steuerung/Regelung, eine intelligente zeitliche Steuerung oder Regeleinrichtungen zur Netzintegration über eine Unterbrechbarkeit durch den Netzbetreiber aufweisen.
Der Anschlussnehmer muss dem Netzbetreiber für jede anmeldepflichtige Ladeeinrichtung für Elektrofahrzeuge das ausgefüllte „Datenblatt für Ladeeinrichtungen für Elektrofahrzeuge“ zur Verfügung stellen.
Verbraucher sollten auf eine Konformitätserklärung des Herstellers achten, die seit dem 26. April 2019 für die verpflichtende Anmeldung der Wallbox beim Netzbetreiber benötigt wird.