Jede der oben beschriebenen Hybrid-LTE-/leitungsvermittelten Sprachfunktionen muss bei der Konstruktion und Fertigung eines LTE-Mobiltelefons getestet werden. Selbst die rudimentärsten Prüflösungen sollten die Möglichkeit bieten, eine Testreihe an Routinetests für CSFB-, SRVCC- und SV-LTE durchzuführen. Komplexität ist jedoch der Fluch des Lebens eines Prüfers: Die beispielsweise von Anritsu entwickelte Prüflösung bietet eine intuitive grafische Benutzeroberfläche (GUI), die während des Erstellens oder Durchführen der Testsequenzen kaum ein Eingreifen seitens des Benutzers erfordert. Die Prüflösung unterstützt die Erstellung und Ausführung vordefinierter Skripts, die auf einem Programmiersprachencode basieren. Dies bedeutet, dass der Benutzer, wenn erforderlich, Testfallszenarien für Sprache und Datenaustausch individuell anpassen kann.
Betrachtet man die drei oben beschriebenen Sprachfunktionen, so hat sich CSFB in der frühen Phase der Tests an LTE-Geräten als besonders bedeutsam für Hersteller von Mobilfunkgeräten und Netzbetreiber erwiesen. CSFB-Tests können beispielsweise auf der Testplattform MD8475A von Anritsu zur Prüfung der Signalisierung durchgeführt werden, indem die Simulationsumgebung Smart-Studio (siehe Abbildung 2) gestartet wird.
Auf dem MD8475A können CSFB-Tests schnell eingerichtet werden, indem die Einstellungen des LTE-zu-WCDMA-Simulationsmodells, wie in den Simulationsparametern von Smart-Studio definiert, verwendet werden. Die entsprechenden Parameterangaben für die Funkzelle, wie Frequenzband oder Leistungspegel, können für die E-UTRA-LTE-Zellen und die UTRA-WCDMA-Zellen problemlos spezifiziert werden, indem man direkt eine der Schaltflächen für Basisstationen im Hauptfenster des GUI anklickt. Nach Aktivierung der Simulation führt das Mobilfunkgerät die Registrierung aus und verbindet sich mit der LTE-Basisstation.
Der Anrufstatus ist in der Simulationsumgebung ersichtlich. Unter Verwendung des in Smart-Studio vorhandenen virtuellen Telefons „Virtual Phone“ lässt sich eine WCDMA-leitungsvermittelte Verbindung für einen Sprachanruf herstellen. Die paketvermittelte LTE-Verbindung wird sofort getrennt, und das System wechselt im leitungsvermittelten WCDMA-Netz mittels eines Funkzellen-Umleitungsprozesses in den Ruhezustand. Anschließend führt das System die Registrierung in der neuen Funkzelle und das Herstellen der Verbindung aus, um die Annahme des Sprachanrufs zu ermöglichen. Die Bestätigung der Übergabe zwischen den Funkzellen kann an der Schaltfläche der zweiten Basisstation verfolgt werden.
Die LTE-zu-WCDMA-Funkzellen-Umleitung folgt einem festgelegten Protokollablauf, der im Protokoll-Analysator des Smart-Studios verfolgt werden kann. Der Protokollablauftest führt eine Reihe von Verfahrensschritten aus, wie RRC-Connection-Release (Verbindungsabbau), Verbindungsanfrage und Verbindungsaufbau zwischen dem Mobilfunkgerät und sowohl der LTE-und der WCDMA-Basisstation. Das Mobilfunkgerät führt auch einen Routing-Area-Update-Request in Richtung WCDMA-Funkzelle aus, in der Erwartung, dass diese WCDMA-Funkzelle mit einer entsprechenden Annahmemeldung reagiert. Als Rückmeldung bestätigt das Mobilfunkgerät, dass die neue Verbindung erfolgreich hergestellt wurde, und zwar mittels einer kompletten Mitteilung, mit der bestätigt wird, dass der Umleitungsprozess abgeschlossen ist und die WCDMA-Verbindung hergestellt wurde.
Zukünftige Versionen der MD8475A-Plattform, die in 2012 zu erwarten sind, werden die Durchführung von Tests an SV-LTE und SRVCC und reiner VoIP-VoLTE-only-Mobiltelefone unterstützen. Diese Tests gewährleisten, dass alle Software-Layer des komplexen Protokollsoftware-Stacks (vom PHY-Layer bis zum NAS-Layer, sowohl auf der C-Ebene als auch auf der U-Ebene, für alle realisierten Funktechnologien) entsprechend ausgeübt werden. Die Funktionstests von VoLTE-Implementierungen beinhalten das Prüfen solcher Prozeduren, wie Registrierung, Verbindungsaufbau/-abbau, Zusatzdienstleistungen und Notrufe.
Der MD8475A erlaubt dem Anwender das Testen von Parametern, wie Jitterpuffer, Paketverluste, fehlerhafte Pakete, Latenz beim Verbindungsaufbau, Weitervermittlungsquote und Übergaben (Hand-overs) von einer Zelle in die andere. Die Überprüfung, dass alle Prozeduren effizient und zuverlässig implementiert werden, stellt sicher, dass der Benutzer die bestmögliche Performance unter realen Funkzellen-Bedingungen hat. Weiterhin sind die Testszenarien ausreichend flexibel gestaltet, so dass Mobilfunk- und Netzbetreiber nicht nur die Konformität zur 3GPP-Spezifikationen prüfen , sondern auch zusätzliche, kundenspezifische Tests durchführen können, um Zusatzfeatures für Mobiltelefone zu bewerten, die nicht in den 3GPP-Standards festgelegt sind.
Anritsu hat ergänzende VoLTE-Prüf- lösungen entwickelt, um auf unterschiedliche Prüfanforderungen abzuzielen. Bei den Prüflösungen handelt es sich beispielsweise um den Protokoll-Tester von Anritsu RTD (Rapid-Test-Designer) oder und den LTE-Simulator MD8430A, mit denen eine umfassende Prüfung an SRVCC- und VoLTE-VoIP-Mobiltelefonen möglich ist.