Bitkom-Studie

Über 100.000 IT-Fachkräfte dringend gesucht

29. November 2019, 9:24 Uhr | Sabine Narloch
© Viktorija Reuta/123RF

Rekord bei den offenen Stellen für IT-Fachkräfte. Laut Bitkom gibt es in Deutschland aktuell 124.000 offene Stellen für IT-Spezialisten.

Lag die Zahl der offenen Stellen für IT-Fachkräfte im letzten Jahr noch bei 82.000 stieg sie nun um 51 Prozent und riss erstmals die 100.000-Marke. Das ist das Ergebnis einer Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, die der Digitalverband Bitkom am 27. November in Berlin vorgestellt hat. Mit nun 124.000 offenen IT-STellen habe sich die Zahl im Vergleich zu 2017 verdoppelt, damals waren es 55.000 Vakanzen. Grundlage ist eine repräsentative Befragung von mehr als 850 Geschäftsführern und Personalverantwortlichen in Unternehmen ab 3 Mitarbeitern aus allen Branchen.

Und Besserung ist nicht in Sicht: Zwei Drittel (65 Prozent) der Befragten gaben an, dass sich die Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. „Der Mangel an IT-Experten betrifft längst nicht mehr nur die IT-Branche, sondern die gesamte Wirtschaft und auch Verwaltung, Behörden und Wissenschaft. So wie sich die Digitalisierung beschleunigt, wird der Bedarf an IT-Fachkräften in den kommenden Jahren weiter stark steigen“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg. „Jede unbesetzte IT-Stelle kostet Umsatz, belastet die Innovationsfähigkeit der Unternehmen und bremst die nötige digitale Transformation. Der Mangel an IT-Experten bedroht die Wettbewerbsfähigkeit unserer gesamten Wirtschaft.“

Besetzung von IT-Stellen dauer länger als für andere Abteilungen

Die Besetzung von IT-Stellen gestaltet sich als besonders langwierig. So gaben 40 Prozent der Befragten an, dass die Besetzung von IT-Stellen länger dauert als die anderer Positionen. Durchschnittlich bleibt eine offenen IT-Stelle mittlerweile sechs Monate unbesetzt. In 18 Prozent der befragten Unternehmen bleiben IT-Stellen in der Regel länger als ein halbes Jahr unbesetzt, vor einem Jahr war das nur in 10 Prozent der Unternehmen der Fall. Berg: „Die IT hat deutlich kürzere Innovationszyklen als andere Unternehmensbereiche. Eine Vakanz für ein halbes Jahr oder mehr ist eine kleine Ewigkeit und kann dazu führen, dass Projekte in andere Länder verlagert werden oder überhaupt nicht zustande kommen.“

Die Gründe dafür sind vielfältig: Die größten Schwierigkeiten bei der Besetzung von IT-Stellen sehen Unternehmen in zu hohen (72 Prozent) und nicht den Qualifikationen entsprechenden (52 Prozent) Gehaltsforderungen der Bewerber. 41 Prozent berichten von allgemein fehlender fachlicher Qualifikation der Bewerber und mangelhaften Testergebnissen im Auswahlverfahren (27 Prozent), oder aber es fehle an notwendigen Kenntnissen neuer Technologien wie KI oder Blockchain (9 Prozent). Jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) vermisst bei Bewerbern die notwendigen Soft-Skills wie Teamfähigkeit, jedes fünfte (20 Prozent) hat Bewerber, die nicht bereit sind, Dienstreisen oder einen Umzug zu machen. Jedes achte Unternehmen (12 Prozent) erhält auf ausgeschriebene Vakanzen praktisch überhaupt keine Bewerbungen.

Bitkom-Vorschläge für Maßnahmen gegen den Mangel an IT-Fachkräften

Der Digitalverband fordert unter anderem, dass mehr junge Menschen und vor allem Frauen für ein Informatik-Studium oder eine IT-Ausbildung gewonnen werden müssten. „Die Bildungspolitiker haben sich seit Jahren den Forderungen nicht nur des Bitkom, sondern aus der ganzen Wirtschaft nach einem Schulfach Informatik im Fächerkanon verschlossen. Der Mangel an IT-Experten auf dem Arbeitsmarkt ist die Quittung“, sagte Berg. „Wir brauchen jetzt Informatik an den Schulen, flächendeckend.“ Zugleich sollten neue Bildungsangebote ausgebaut werden, die schnell aktuelles Wissen vermitteln und zum Beispiel zu Nanodegrees oder Mikrozertifikaten führen. Zudem müsse die IT-Weiterbildung in den Unternehmen forciert werden, etwa durch steuerliche Anreize.

Hinweis zur Methodik: Im Auftrag des Bitkom hat die Bitkom Research 856 Geschäftsführer und Personalleiter von Unternehmen ab 3 Mitarbeitern aller Branchen (ohne Landwirtschaft und öffentlichem Sektor) befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die Gesamtwirtschaft in Deutschland.


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