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Partner müssen sich neu orientieren

Durchgehende Lösungen vom Back-End zum Front-End

Autor: Michael Hase • 22.11.2007 • ca. 1:50 Min

So oder so haben sich durch die Akquisitionen die Verhältnisse auf dem Markt für BI-Tools radikal verändert. Gaben dort bislang Spezialisten die Richtung vor, so stehen künftig die Großen der Software-Branche am Ruder. Gerechnet auf Basis der IDC-Zahlen für 2006, führt SAP nach Vollzug der Transaktionen das Segment mit deutlichem Abstand an (siehe Grafik). Zusammen mit Business Objects kommen die Walldorfer auf einen Marktanteil von 17,7 Prozent und liegen damit vor IBM/Cognos (11,1 Prozent). Oracle/Hyperion (8,5 Prozent) und Microsoft (7,7 Prozent) nehmen die Ränge vier und fünf ein. Zwischen den Branchenriesen behauptet sich SAS als Spezialist mit einem Marktanteil von 10,9 Prozent auf Platz drei.

Anders als bei den beiden anderen großen Übernahmen sehen Experten bei IBM/Cognos kaum Überschneidungen im Portfolio. Im Gegenteil ergänzen sich die Produkte sogar. Denn im Unterschied zu Oracle oder SAP bot IBM bislang keine Front-End- Produkte an, mit denen wiederum Cognos den Großteil des Geschäfts macht. Das BI-Portfolio von Big Blue beschränkte sich im Wesentlichen auf das Back-End, also auf Infrastrukturlösungen, mit denen sich Daten aus verschiedensten Quellen in einem Data Warehouse zusammenführen lassen. Ein solches »Datenlager « stellt die notwendige Basis für klassische BI-Anwendungen wie Analyse und Reporting dar.

Da Data Warehousing ebenfalls zum Portfolio von SAP (»Business Warehouse«) und Oracle gehört, sind alle großen Anbieter künftig in der Lage, durchgehende Lösungen vom Back-End zum Front-End anzubieten. Prinzipiell wäre es für sie ein Leichtes, die Software technisch gegenüber dem Wettbewerb abzuschotten. IBM, Oracle und SAP versprechen zwar unisono, ihre BI-Produkte ließen sich auch künftig mit Komponenten anderer Hersteller kombinieren. »Die Gefahr, dass die Technologien proprietär werden, sehen wir aber durchaus«, mutmaßt Carsten Bange, Geschäftsführer des Business Application Research Centers (BARC) in Würzburg. »Das wäre allerdings das Schlechteste, was dem Markt passieren könnte.« Außerdem rät der Experte den Herstellern, einen Kunden, der beispielsweise ihr Reporting-Tool einsetzt, nicht gegen dessen Willen auch zu ihrer Data-Warehouse-Lösung zu drängen. Ebensowenig wie sie entsprechenden Druck auf den Partner ausüben sollten.

In dieser Hinsicht macht sich Anastasios Christodoulou, Geschäftsführer des Hamburger Cognos-Partners Novem, wenig Sorgen. »Selbst ein Hersteller wie IBM besitzt nicht die Macht, einen zufriedenen Kunden zum Wechsel seiner Back-End-Infrastruktur zu bewegen.« Immerhin gebe es im BI-Markt nach wie vor genügend Auswahl konkurrierender Anbieter. Ohnehin liegt Offenheit der Systeme nach Überzeugung des Systemhaus-Chefs im Interesse aller Beteiligten, weil sich nur so die jeweils beste Lösung für einen Kunden realisieren lässt.