Wachablösung im BI-Markt
Mit dem Kauf von Cognos durch IBM übernehmen die Software-Riesen endgültig das Kommando auf dem Business-Intelligence-(BI-)Markt. Die Partner der Spezialisten müssen sich künftig mit wesentlich mächtigeren Herstellern arrangieren.
Nur notorische Miesepeter fanden diesmal ein Haar in der Suppe. Die sonst bei Akquisitionen übliche Kritik blieb weitgehend aus, als IBM in der vergangenen Woche den Kauf des Business-Intelligence-( BI-)Spezialisten Cognos ankündigte. Auch im Channel des kanadischen Software-Herstellers war kaum Skepsis zu vernehmen. Im Gegenteil: »Die sinnvollste Übernahme der IT-Branche seit langer Zeit«, urteilt Bernd Peuser, Geschäftsführer des Systemhauses Hapec aus dem badischen St. Georgen. Anders formuliert es Richard Graf, Vorstand des Cognos-Partners Simple Fact aus Nürnberg: »IBM und Cognos passen einfach gut zusammen, richtig gut!«
Tatsächlich knüpft Hapec- Chef Peuser große Erwartungen an die Zusammenarbeit mit IBM. Insbesondere schätzt er die Infrastruktur, die Big Blue in den vergangenen Jahren für seine Partner geschaffen hat, wie etwa die regionalen Partnership Solution Center. Dort haben Partner unter anderem die Möglichkeit, ihren Kunden die Produkte von IBM zu demonstrieren. Umgekehrt bietet sich für den IT-Riesen nach Peusers Worten »die Chance, sich durch die zahlreichen Mittelstandspartner von Cognos den Zugang zu neuen Marktsegmenten zu erschließen«.
Beispielsweise betreut Hapec in Deutschland etwa 800 Kunden des ERP-Herstellers Sage. Die betriebswirtschaftlichen Systeme dieser Kunden veredelt das Software- und Beratungshaus durch BI-Lösungen auf Basis von Cognos- Tools. Nicht zuletzt biete sich für IBM durch das breite Portfolio die Möglichkeit, ergänzt Peuser, Lösungspakete aus Hardware, Infrastruktur-Software und BI-Werkzeugen zu schnüren.
Mit diesem Argument begründet IBM selbst die Übernahme des Spezialisten. In punkto BI wollten Kunden »kein Stückwerk, sondern Komplettlösungen, die ihnen die Entscheidungsfindung in Echtzeit ermöglichen«, sagt Steve Mills, Senior Vice President der IBM Software Group. Big Blue zahlt für Cognos fünf Milliarden Dollar. Nach Abschluss der Akquisition im März 2008 soll der langjährige Technologiepartner in die Einheit Information Management eingegliedert werden.
Mit der Akquisition setzt sich eine Reihe von Milliardengeschäften fort, die im Frühjahr mit dem Kauf von Hyperion durch Oracle begann. 3,3 Milliarden Dollar ließ sich die Ellison- Company den Deal kosten. Im Oktober zog ERP-Marktführer SAP nach und machte seine Absicht bekannt, den BI-Hersteller Business Objects für 4,8 Milliarden Euro zu kaufen. Mit dem Cognos-Geschäft dürfte die Serie der Mega-Deals einstweilen beendet sein, da SAS, der einzig verbliebene große BI-Spezialist, laut eigenem Bekunden nicht zum Verkauf steht. Daneben verschwand 2008 auch eine Reihe kleinerer Anbieter vom Markt wie Cartesis (gekauft von Business Objects) und Applix (Cognos).