Im Vergleich zu einer IT-Umgebung im eigenen Rechenzentrum sind bei einer Einführung von Cloud-Technologien vermehrt Skills in Segmenten wie Netzwerk, IT-Sicherheit oder Infrastructure as Code notwendig. Daher ist ein Investment in die Weiterbildung aller relevanter Betriebsgruppen und Fachabteilungen empfehlenswert. Damit sollte idealerweise auch die grundlegende Anpassung technischer Verantwortlichkeiten einhergehen.
Ist die Migration in die Cloud erfolgt, erweist es sich oft als sinnvoll, den internen IT-Beschaffungsprozess zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. So stellen Entscheider sicher, dass die internen IT-Ressourcen produktiv mit der neuen Technologie arbeiten können. Gerade im Fall einer Multi-Cloud-Strategie empfiehlt sich zusätzlich Definition und Administration relevanter Standards über die Grenzen verschiedener Cloud-Ökosysteme hinweg. Da eine ganzheitliche Cloud-Migration aller Systeme zumeist nicht möglich ist, sollten die neu etablierten Arbeitsweisen und Prozesse im eigenen Datacenter angepasst werden, um einen Bruch zwischen den beiden Welten zu verhindern.
Um darüber hinaus dem Thema Sicherheit als erfolgskritischem Faktor die gebotene Bedeutung beizumessen, sollten Entscheider darauf achten, dass wichtige Zertifizierungen vorliegen, wie beispielsweise ISO27001 oder BSI C5. Diverse Cloud-Anbieter stellen zudem sogenannte Sovereign Cloud-Angebote bereit, die speziell auf die Sicherheitsvorgaben der jeweiligen Regionen ausgelegt sind. Eine souveräne Cloud in der EU soll Anwenderunternehmen aus Deutschland beispielsweise garantieren, dass ihre Service- und Migrations-Strategien den EU-Normen entsprechen.
Parallel zum Sicherheitsaspekt gilt es, die Entwicklung bewusst so zu gestalten, dass keine „Lock-in-Effekte“ entstehen. Damit ist gemeint, dass es Anwendern nach der Cloud-Migration schwerfällt, einzelne Prozesse oder Workloads wieder aus dem Cloud-Ökosystem des jeweiligen Herstellers heraus zu migrieren. Solche Effekte sind am größten, wenn der Hersteller bei Grundfunktionalitäten in der Cloud auf proprietäre Technologien setzt und somit eine Umstellung fundamentaler Prozesse notwendig macht, wenn eine Rückverlagerung aus der Cloud nötig wird. Jedes Unternehmen sollte bei der Definition seiner Cloud-Strategie diesen Aspekt berücksichtigen.
Eine weitere Dimension bildet der finanzielle Aufwand einer Migration aus einem Cloud-Ökosystem, da einige Anbieter hohe Preise für die Übermittlung der Daten aus der Cloud verlangen, sogenannter Outbound Traffic. Dieser Aspekt sollte gut geprüft werden, um eventuell anfallende Kosten abschätzen zu können.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten: Der Schritt in die Cloud ist nicht trivial. Doch wenn sich Entscheider über die zentrale Bedeutung systematischer Veränderungen der Technologie, Organisation und Kostenstruktur im Unternehmen im Klaren sind, lassen sich erwart-bare Risiken des Wandels einfacher beherrschen.
Tobias Deml ist Director Cloud Engineering bei Oracle Deutschland.