Seit Ende vergangenen Jahres ist mit Mist Systems ein weiterer Player im deutschen WLAN-Markt vertreten. "Noch ein weiterer WLAN-Anbieter", könnte man meinen. Doch bei näherer Betrachtung zeigt sich: Die Selbstsicherheit des Start-ups kommt nicht von ungefähr.
Gestartet ist Mist Systems 2014 und obwohl das erste Produkt selbst erst anderthalb Jahre am Markt ist, kann der Anbieter bereits weltweit 280, mitunter namhafte, Kunden vorweisen. Den Erfolg belegen auch Analysteneinschätzungen. So stuft Gartner das junge Unternehmen als Visionär im Magic Quadrant für „Wired und WLAN Infrastructure“ ein. Hier befindet sich Mist Systems in Gesellschaft von erfahrenen Marktteilnehmern wie HPE/Aruba, Cisco und Extreme Networks (inklusive der WLAN-Sparte von Zebra Technologies). Noch deutlicher wird die Ausrichtung des Herstellers aber in der erstmals zusammengestellten Übersicht zum Markt für „Indoor Location based Services“. Darin hat Mist Systems zusammen mit Zebra Technologies klar die Nase vorn.
Ein Kind der „Mobile Revolution“
Warum aber ist Mist Systems so erfolgreich? Schenkt man Thorsten Freitag Glauben, liegt dies unter anderem am guten Timing: „Die meisten Lösungen wie Meraki, Aironet und Co. wurden vor 2007 entwickelt, also bevor der Smartphone-Hype überhaupt losbrach. Das heißt, alles was heute mit Mobile unterwegs ist, war in den Ursprungsprodukten dieser Firmen konzeptionell noch gar nicht berücksichtigt. So auch das Thema Cloud.“ Hier würde man sich von anderen Anbietern unterscheiden. Dies zeige sich nicht zuletzt auch an dem erfahrenen Gründungsgespann Sujai Hajela und Bob Friday, beide vormals bei Cisco tätig. Heute zeichnet ein Team aus zehn Data Scientists für die Algorithmenentwicklung von Mist verantwortlich. Man setze bewusst auf Experten aus den Bereichen Wireless, Machine Learning und Cloud. Entscheidend für den Erfolg sei sicherlich auch der alles andere als halbherzige Marktzugang in Europa: „Wir haben gleich von Oktober 2017 an mit zehn Leuten angefangen, um alle entscheidenden Business-Funktionen abzudecken. Denn wir haben hier einen Acht-Milliarden-Dollar-Markt, der sich momentan im Wandel befindet – die Rollen werden neu verteilt und da müssen wir ansetzen.“ Ähnlich wie Palo Alto innovative Impulse in Sachen Firewalls geliefert habe, wolle nun auch Mist Systems eine völlig neue „Architektur“ im WiFi-Umfeld bereitstellen. Dass die Vorzeichen dafür gut stehen, hat zwei Gründe: Zum einen gäbe es mit 802.11ax einen neuen Wireless-Standard; dieses Jahr kommen bereits erste Produkte heraus. Zum anderen würden Firmen Cloud-Strategien nun weitaus stärker adaptieren. Hier setze auch das Start-up mit seiner skalierenden, cloudbasierenden Lösung an (siehe auch Infos unten). Grundsätzlich soll das Geschäft von Mist Systems in Europa komplett über den Channel abgewickelt werden. Aktuell führt Freitag vor allem noch Gespräche mit Landesgesellschaften international tätiger IT-Dienstleister, ist aber auch für kleinere WLAN-Spezialisten offen.
Info: WLAN-Plattform mit KI
Mist Systems ist Entwickler der nach eigener Aussage „ersten WLAN/Plattform mit künstlicher Intelligenz“, die speziell für den Einsatz von Smart Devices konzipiert wurde. Das „Mist Learning Wireless LAN“ ersetzt zeitaufwändige manuelle Aufgaben des IT-Managements durch eine proaktive Automatisierung. Weiterhin führt das Unternehmen WLAN, BLE (Bluetooth Low Energy) und IoT (Internet of Things) auf einer Plattform zusammen, um personalisierte, standortbasierte drahtlose Services bereitzustellen, die ohne batteriebetriebene Beacons auskommen. Die Verwaltung der Infrastruktur erfolgt bei Mist Systems über eine in der Cloud vorgehaltene Software. Die läuft bei AWS, für deutsche Kunden kann das auch die AWS Cloud in Frankfurt sein. Der Cloud-Betrieb ist notwendig, da Mist Systems die Verwaltung durch eine komplexe KI-Engine namens „Marvis“ automatisiert und erleichtern will. Die Lösung wurde im März um den Virtual Network Assistant (VNA) ergänzt, einen cloudbasierten Micro-Service, der Natural Language Processing (NLP) unterstützt.