funkschau: Gibt es übergreifend einen Bereich mit dem größten Effekt?
Obst: Die Bereiche, die inzwischen von KundInnen am stärksten nachgefragt werden, sind Energie, Gebäude und Mobilität. Diese Bereiche haben neben der Produktion auch den größten Effekt.
Vor allem Unternehmen können auf Lösungen zurückgreifen, die erneuerbare Energien mit eigenen Anlagen kombinieren. Es gibt sehr viel Innovation rund um erneuerbare Energien, Mobilität und Gebäudemanagement. Die drei Bereiche werden deshalb auch sehr gut angenommen.
funkschau: Können auch digitale Lösungen dabei helfen, klimaneutraler zu werden?
Obst: Ja, es entsteht gerade viel Software. Verschiedene Tools können dabei helfen, CO2-Werte zu messen oder die ganze Transformation zu begleiten. Wir arbeiten mit Software-Anbietern zusammen, die sich auf die einzelnen Unternehmen konzentrieren oder sogar auf die ganze Lieferkette.
funkschau: Passen Sie Ihre Best Practices auch den neuen technologischen Entwicklungen an?
Obst: Wir analysieren stark die einzelnen Technologien, zum Beispiel, welche Trends es im Lieferkettenmanagement an Sensorik, IoT und Blockchain-Lösungen gibt. Da wir diese einzelnen Lösungen nicht selber umsetzen, suchen wir nach AnbieterInnen dafür. Wobei wir nicht nur nach den Technologien suchen, sondern welche Einsparpotenziale sie ermöglichen.
funkschau: Sind solche Maßnahmen aber nicht mit einem hohen Kostenaufwand verbunden?
Obst: Das kommt darauf an, an welchen Kosten Sie sich orientieren. Denkt man unternehmerisch, gibt es immer die Opportunitätskosten. Also welche Kosten entstehen in Zukunft durch jetziges Handeln und welche Risiken lassen sich jetzt schon reduzieren?
Unternehmen sehen, dass in bestimmten Bereichen, durch sowas wie die CO2-Bepreisung, steigende Kosten auf sie zukommen und es sich bereits lohnt, in Innovationen und Tools zu investieren. Die potenziellen Kosten steigen und deshalb verändert sich das Investitionsbedürfnis.
funkschau: Gibt es neben dem positiven Klimaeffekt auch andere Anreize für solche Lösungen?
Obst: In vielen Bereichen gibt es tatsächlich Kostenersparnisse. Vor allem bei den Energiekosten. Es lohnt sich, eigene Energie herzustellen, wenn sie vor Ort genutzt werden kann. Im Mobilitätsbereich geht es auch nicht nur darum, auf E-Mobilität umzusteigen. Es gibt auch Lösungen, die Transportwege verkürzen können. Mit der Effizienz sinken dann die Kosten.
Mittelständler, die als Zulieferer und Hidden Champions mit Konzernen zusammenarbeiten, spüren durch die Lieferkette auch einen starken Druck. Große Unternehmen fordern Transparenz ein, wie viel CO2 durch Produkte entsteht und welche Klimamaßnahmen geplant und umgesetzt werden. Transformieren sich Mittelständler nicht, besteht die Gefahr, diese Zulieferergeschäfte nicht aufrechterhalten zu können. Eine Risikominimierung ist da wichtig.
funkschau: Wurde im vergangenen Jahr durch die Corona-Pandemie auch das Thema Klima wichtiger, weil es mit der Gesundheit zusammenhängt?
Obst: Ja, Unternehmen schauen immer mehr aus Gesundheits- und Wellbeing-Gründen für und mit ihren MitarbeiterInnen, wie sie digitale Strukturen nutzen können, um ein Bewusstsein für die Klimatransformation zu schaffen. Anbieter wie Codyo oder Changers zeigen dabei den MitarbeiterInnen auf spielerische Weise per App, welche klimafreundlichen Aktionen sie zuhause oder im Büro umsetzen können und in einem Wettstreit gegeneinander CO2 einsparen. Das sind nicht die größten Einsparungen für das Unternehmen. Doch es sensibilisiert dafür, wo überall im Alltag CO2 entsteht.
funkschau: Haben Sie es auch schon erlebt, dass die MitarbeiterInnen im Unternehmen kein Interesse daran hatten, Klimamaßnahmen umzusetzen?
Obst: Im Gegenteil. Das größte Engagement kommt von den MitarbeiterInnen. Sie haben das Thema oft intern angestoßen und vorangebracht. Ich habe das Gefühl, die meisten Unternehmen haben im letzten Jahr verstanden, dass sie risikoaffiner und resilienter sein müssen. Sie müssen alles in ihrer Macht stehende nutzen, um innovativ und zukunftsorientiert arbeiten zu können.