CRN: Wie sehen Sie die künftige Entwicklung der verschiedenen Backup-Medien: Wird Disk seine dominierende Rolle behalten? Wird Tape weiterhin nicht totzukriegen sein? Welche Zukunft hat die Cloud als Speicherort für Datensicherungen?
Schramm: Die Entwicklung der Backup-Medien wird von ganz unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, vor allem durch die Cloud. Flash ist weiterhin klar auf dem Vormarsch: SSD-Konstrukte haben einen hohen Stellenwert für den Kunden, wenn er in kürzester Zeit Daten wiederherstellen will. Preislich aber haben die klassischen HDDs in Form von Storage-Arrays noch ihre Vorteile. Tape wird zwar schon lange tot gesagt, aber in der Realität noch eine Weile weiter verkauft werden. Die Cloud spielt mittlerweile die zentrale Rolle als Speicherort der Zukunft. Für Kunden ist es zwar nach wie vor wichtig, ob sich die Cloud im Inland oder Ausland befindet, aber der Zuwachs ist eindeutig da. Da sich Technologien ständig verändern und andere ablösen, ist die Frage heute nicht, welche Disk oder welches Band genutzt wird, sondern eher wo die Daten liegen sollen. Wie schnell sollen sie verfügbar sein? Welchen Charakter haben die Daten, sprich: sollen sie gesichert oder archiviert werden? Dementsprechend werden Entscheidungen zugunsten On-premise versus Cloud oder Public versus Private Cloud gefällt, während das Medium dabei immer mehr in den Hintergrund gerät.
CRN: Wie wichtig ist es für den Channel, nicht nur eine Backup-Software, sondern eine Komplettlösung aus Software, Hardware und Services anzubieten?
Schramm: Schon immer musste lösungsorientiert entworfen werden und genau hier liegen die Schwachstellen in den Infrastrukturen der Unternehmen: In der Verweigerung der Komplettlösung. Erschwert wurde die Lage bis heute durch die häufige Zentralisierung des Einkaufs, bei der eine Lösungsfindung kontraproduktiv betrieben wird. Diese Situation ist der Struktur der Verantwortlichkeit von IT und Unternehmensbereichen geschuldet, denn leider haben viele Unternehmen bis heute nicht verstanden, dass IT nicht vergleichbar mit dem betriebseigenen Elektriker ist, sondern immer mehr das Herz des Unternehmens und die Zukunft sein wird beziehungsweise werden muss, um weiterhin konkurrenzfähig am Markt agieren zu können.
CRN: Gibt es Aspekte beim Thema Backup, die der Channel Ihrer Meinung nach anders angehen oder stärker im Fokus haben sollte?
Schramm: Ein Thema, das der Channel mehr in den Fokus rücken sollte, ist Software-defined: Das ist für viele Kunden neu und oft noch in der Evaluierungsphase. Für erste Projekte benötigen sie natürlich entsprechend ausgelegte Backup- und Recovery-Lösungen. Weiter werden alle Themen rund um die digitale Transformation, Cloud und die von IDC sogenannte dritte Plattform der IT ins Visier des Channels rücken müssen.
CRN: Ist das Thema Backup ein guter Ansatz für Systemhäuser und IT-Dienstleister, ihr Angebot um Managed Services zu ergänzen?
Schramm: Backup ist im Zeitalter der Cloud eigentlich ein Muss für Systemhäuser und IT-Dienstleister, abhängig natürlich von der eigenen Leistungsfähigkeit, sprich was man leisten kann und will. Nur durch diesen Lösungsansatz und den kompetenten Schutz von Unternehmensdaten kann in Zeiten von neuen gesetzlichen Datenschutzverordnungen und Ransomware das Überleben vieler Systemhäuser und IT-Dienstleister gesichert werden.