Nach zähen Jahren ist bei NetApp wieder Optimismus eingekehrt. Seine europäische Partnerkonferenz nutzt der Hersteller, um den Partnern eine Zukunft aufzuzeigen, in der Hardware zwar wichtig bleibt – ihr Verkauf aber nicht Selbstzweck ist, sondern von Beratung und Services rund um Datenmanagement und Hybrid Cloud angetrieben wird.
Dass die digitale Transformation auch an technologiestarken Branchengrößen nicht spurlos vorüber geht, hatte NetApp vor einigen Jahren schmerzhaft erfahren müssen. Lange dauerte es, den Storage-Hersteller wieder in die Spur zu bringen und für aktuelle und kommende Herausforderungen im Markt aufzustellen. Doch der Wandel scheint geschafft: Im kürzlich abgeschlossenen Geschäftsjahr 2017 war kein weiterer großer Umsatzrückgang mehr zu verzeichnen, die Einnahmen blieben mit 5,52 Milliarden Dollar nahezu unverändert. Der Gewinn konnte auf 509 Millionen Dollar mehr als verdoppelt werden.
Erneut konnte NetApp vor allen in Zukunftsbereichen wie Flash, Converged Infrastructures und Hybrid Cloud zulegen – etwas, das den Hersteller schon in den letzten Jahren optimistisch gestimmt hatte. Auf dem NetApp Partner Executive Forum in Tallinn konstatierte EMEA-Chef Alex Wallner denn auch, »das NetApp-Mojo ist definitiv wieder da«, und bedankte sich bei den Partnern, dass sie in den harten Jahren zu NetApp standen: »Ich bin sicher, dass sich das auszahlt.«
Allerdings müssen sich dafür auch die Partner umstellen, so sie das noch nicht getan haben. Denn ihre Kunden stehen vor der Herausforderung, ihre IT modernisieren zu müssen – bei stagnierenden oder schrumpfenden Budgets. Das sei ein hartes Brot, so Wallner, aber auch die Chance für den Hersteller und seine Partner, das Leben ihrer Kunden zu vereinfachen. Was jedoch nicht allein mit Hardware-Lösungen zu schaffen ist, sondern vor allem mit Beratung und Services. »Wir wollen zum Marktführer im Bereich Datenmanagement werden«, formuliert der EMEA-Chef das Ziel. Die Hardware bleibt dabei ohne Frage wichtig, ist aber nur noch ein Bestandteil umfassenderer Angebote und Lösungen.
Diesen Ansatz verfolgte der Hersteller schon bei seinem Konzept der »Data Fabric«, das vor gut anderthalb Jahren vorgestellt und seitdem stetig weiterentwickelt wurde. Ziel ist es, Kunden eine Plattform für ihre Daten zu bieten, die nicht an bestimmte Hardware, Dienste und Bezugsmodelle gebunden ist, sondern eine nahtlose Integration und Migration von Daten erlaubt. Die Anwendungen und Dienste von NetApp können auf spezialisierten Appliances bezogen, aber auch auf Standard-Hardware oder in der Cloud genutzt werden. »Die Hyperscaler sind nicht unser Feind«, betonte etwa EMEA-Channelchef Alfred Manhart. Mit »Cloud Sync« und »Cloud Control« hatte der Hersteller zuletzt sogar zwei dedizierte SaaS-Anwendungen entwickelt und damit neue Gefilde betreten. Cloud Sync überträgt On-Premise-Daten zu Amazon S3, um die gut skalierbaren Compute-Ressourcen des Hyperscalers zu nutzen, ohne dabei jedoch die Kontrolle über die Daten zu verlieren. Cloud Control ist eine Backup-Lösung für das mittlerweile in fast allen Unternehmen zu findende Office 365.
Mit solchen Angeboten, aber auch dem neuen Nutzungsmodell »On Demand«, bei dem On-Premise-Infrastruktur nach Bedarf zu monatlichen Kosten bezogen werden kann, sollen Kunden bei der Transformation ihrer IT unterstützt werden. NetApp wiederum will seinen Partnern dabei zur Seite stehen. Manhart zufolge sollen mit neuen Rebates, Incentives und Promotions im Partnerprogramm entsprechende Anreize gesetzt werden, sich diesen neuen Geschäftsfeldern zu widmen. Zudem wurde das Field-Operations-Team des Herstellers im zurückliegenden Geschäftsjahr deutlich ausgebaut, ebenso die Trainingsangebote über die Distribution. »Wir brauchen Partner, die Services anbieten«, fasst Manhart zusammen – das könnten aber neben bestehenden Partnern, die sich weiterentwickeln durchaus auch neue sein. Einige habe man zuletzt beispielsweise im Hyperscaler-Umfeld gefunden.
Für EMEA-Chef Wallner liegen die Prioritäten für das angelaufene Geschäftsjahr darin, den Partnern weitere Geschäftschancen mit Datenmanagement und Hybrid Cloud zu erschließen sowie das Tagesgeschäft weiter zu vereinfachen. »Wir wollen der Hersteller sein, mit dem man am einfachsten zusammenarbeiten kann«, so die Zielvorgabe, die unter anderem durch schlankere Prozesse und stärkere Automatisierung im Backend, zum Beispiel bei Reports, erreicht werden soll. Auf diese Weise soll der Marktanteil im Flash-Bereich weiter wachsen – und eine marktführende Position bei hyperkonvergenten Infrastrukturen erreicht werden. Seine neue Lösung »HCI« hatte NetApp erst vor wenigen Tagen vorgestellt und war damit im Vergleich zu Wettbewerbern sehr spät dran. Dafür will man mit besserer Skalierbarkeit, mehr Flexibilität beim Bezug von Storage- und Compute-Ressourcen sowie der Integration in die Data Fabric punkten. Den aktuelllen Erfolg im Flash-Markt – 59 Prozent aller neu ausgelieferten Systeme sind flash-basiert, insgesamt legte das Flash-Business im letzten Geschäftsjahr um 184 Prozent zu – nimmt man bei NetApp als gutes Omen für HCI, schließlich war der Herstelller auch bei All-Flash ziemlich spät dran.
Mit HCI soll nun der noch fehlende Baustein im Portfolio gesetzt sein, um Kunden alle derzeit möglichen Bezugsmodelle der NetApp-Lösungen anbieten zu können. »Die Kunden wisssen noch gar nicht, wie ihre Infrastruktur in ein paar Jahren aussieht«, betont Wallner, deshalb sei es wichtig, dass NetApp und Partner unterstützen, »egal wo die Reise hingeht«.