CRN-Interview mit Richard Einstmann, Geschäftsführer im Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe

»Es wird noch zu wenig digital gedacht und gehandelt«

18. September 2015, 6:46 Uhr | Timo Scheibe
Richard Einstmann
© Bechtle

Richard Einstmann, Geschäftsführer im Bechtle IT-Systemhaus Karlsruhe erläutert im Gespräch mit CRN, wo er das Potenzial, die Probleme und Chancen des Internet of Things sieht.

CRN: Herr Einstmann, in welchen Bereichen sehen Sie in Deutschland das größte Potenzial für das Internet der Dinge?

Richard Einstmann: Im Grunde betrifft das Internet der Dinge oder Internet of Things (IoT) alle Lebensbereiche – Potenzial gibt es also überall. In Industrie und Wirtschaft werden zukünftig besonders die Segmente Automotive, Production und Energy digital denken und arbeiten. Die größten Investitionen werden die Bereiche Networking, Mobility und Security betreffen.

CRN: Wo sehen Sie derzeit die größten Fortschritte, wo den größten Nachholbedarf?

Einstmann: Rund um das Thema Mobility hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan. Im Bereich Networking gibt es noch sehr viel zu tun, da die meisten Netze, Maschinen und Geräte noch nicht IoT ready sind. Welchen Aufwand die Entwicklung für das Feld IT-Security bedeutet, ist derzeit noch nicht absehbar. Von der darüber liegenden Managementsoftware ganz zu schweigen.

CRN: Wie bewerten Sie die Resonanz, die Sie aus Wirtschaft und Politik zum Internet der Dinge erhalten?

Einstmann: Die Gespräche mit Kunden und Politikern in unserem Zukunftslabor zeigen, dass noch zu wenig digital und abteilungsübergreifend gedacht und gehandelt wird. Der IT-Leiter versteht die Sprache des Fertigungsleiters nicht und umgekehrt – und doch sollen beide zukünftig gemeinsam im Netz arbeiten. Bis jetzt fällt deutschen Unternehmen die Entwicklung von digitalen Geschäftsmodellen schwer und sie sehen die Chancen des Internet der Dinge noch nicht.

CRN: Warum ist das so?

Einstmann: Die Politik stellt zwar viel Geld bereit, letztlich fehlt aber die klare Zielsetzung, eine eindeutige digitale Strategie. Statt nach Lösungen zu suchen, investieren wir in Deutschland beispielsweise viel Zeit in die Findung von Standards und scheuen das Risiko, auch mal kurzfristig zu scheitern. Es ist also nicht verwunderlich, wenn uns andere Länder, die einfach mal machen, plötzlich überholen. Stand heute geht es der deutschen Wirtschaft sehr gut und wir sind erfolgreich. Soll das so bleiben, müssen wir flexibel sein und Bewährtes auch mal überdenken. Denn: IoT stellt Dinge, die heute funktionieren, auf den Kopf.


  1. »Es wird noch zu wenig digital gedacht und gehandelt«
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