CRN: Wo sehen Sie die Hürden bei der Umsetzung von IoT-Lösungen?
Einstmann: Neben einem zu geringen IT-Budget ist die entscheidende Hemmschwelle ein fehlendes digitales Geschäftsmodell. Wenn die Verantwortlichen nicht wissen, warum sie alles miteinander vernetzen sollen, werden positive Investitionsentscheidungen nicht getroffen oder verzögert. Der Weg zum Internet of Things lässt Unternehmen aber keine Zeit, denn die Entwicklungsschritte sind hier sehr schnell. Ein weiteres Problem ist sicher das Festhalten der Menschen an Gewohnheiten. Jeder sehnt sich nach Veränderung, aber keiner möchte sich selbst verändern. IoT verlangt aber kompletten Wandel.
CRN: Was müsste sich ändern, um die digitale Transformation schneller vorantreiben zu können?
Einstmann: Wir müssen die positiven Beispiele aus der deutschen Wirtschaft in den Fokus rücken. Es gibt hierzulande Unternehmen, die das Thema vernetzte Produktion flexibel, transparent, schnell und IT-getrieben angehen und im Alltagsbetrieb umsetzen. Dazu gehört auch die Bereitschaft mit Partnern zusammenzuarbeiten – das kann in einzelnen Projekten durchaus auch mal der Wettbewerber sein.
CRN: Welchen Ansatz verfolgen Sie bei der Umsetzung von IoT-Projekten?
Einstmann: Wir bei Bechtle begleiten unsere Kunden auf der Reise in die digitale Welt – denn nichts anderes ist das Internet der Dinge. Hierzu erarbeiten wir in Gesprächen mit den Entscheidern ein Ziel und starten mit Teilprojekten – jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.
CRN: Wie kann der Channel mit dem Internet der Dinge Geld verdienen?
Einstmann: Das Internet der Dinge ist ja kein Produkt. Es ist wie gesagt eine Reise in die digitale Welt, die aus vielen Etappen besteht. Jedes einzelne Projekt bietet Potenzial. Der entscheidende Punkt ist für mich: Vertraut der Kunde unserem Haus und dem Know-how des Teams? Nur auf dieser Basis können wir das Thema IoT für beide Seiten gewinnbringend angehen. Die Chance der Produktion liegt mehr denn je in der effizienten Nutzung der Ressource Wissen – und die IT spielt dabei eine zentrale Rolle. Sei es durch die Produkte, die auch im IoT Zeitalter verkauft werden oder durch die erforderliche Dienstleistung.
CRN: Sehen Sie auch für kleinere Systemhäuser die Chance, davon zu profitieren?
Einstmann: Kleinere Häuser sollten sich entweder auf Teilthemen spezialisieren oder sich mit einem größeren Systemhaus zusammenschließen.
CRN: Wo liegen die Fallstricke bei der Implementierung von IoT-Lösungen?
Einstmann: Wichtig ist, dass die Beteiligten das digitale Reiseziel nicht aus den Augen verlieren. Alle Prozesse müssen verbunden werden und reibungslos zusammen funktionieren. Insellösungen in Abteilungen sind tabu. Den Weg zum Ziel erarbeiten wir gemeinsam mit den Entscheidern des Kunden. Wir haben bei Bechtle dabei den Anspruch, das Geschäftsmodell des Kunden zu verstehen und in seinem Sinne zu denken.
CRN: Welche Rolle spielen hierbei Kooperationen oder Partnerschaften – auch außerhalb der IT?
Einstmann: Mit SolidLine, Solidpro und HDV haben wir bei Bechtle Tochterunternehmen, die sich als CAD-Spezialisten bestens in der Produktion und im Product Lifecycle Management auskennen. Sie verfügen über Lösungsansätze, die über den gesamten Produktlebenszyklus alle Geschäftsprozesse von Fertigungsunternehmen integrieren. Wir sprechen also die Sprache der Produktionsleiter. Ein entscheidender Vorteil, wenn wir ihnen die digitale Vorgehensweise erklären. Das ist letztlich die Basis für ein Vertrauensverhältnis, einen erfolgreichen Projektverlauf und die von uns angestrebte langfristige Kundenbeziehung.