Der erfolgsverwöhnte IT-Dienstleister Bechtle bekommt die schwache Konjunktur zu spüren. Der Mittelstand schwächelt, Bestellungen der öffentlichen Hand lassen auf sich warten. Eine Belebung der IT-Nachfrage erwartet das Management frühestens in der zweiten Jahreshälfte.
Auch die Geschäftsentwicklung von Bechtle litt im vergangenen Jahr den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Der erfolgsverwöhnte IT-Dienstleister musste einen Umsatzrückgang um 1,8 Prozent auf 6.305,8 Millionen Euro hinnehmen. Auch das Vorsteuerergebnis (EBT) lag mit 345,1 Millionen Euro unter dem des Vorjahres. (374,5 Millionen Euro). Einen Anstieg gab es lediglich bei der Belegschaft. Zum 31. Dezember 2024 waren 15.801 Mitarbeiter bei Bechtle beschäftigt, 642 mehr als im Vorjahr.
Die größten Probleme machten die Geschäfte in Deutschland und Frankreich. In den beiden wichtigsten Märkten der Bechtle Gruppe dominierten laut Unternehmen „Verunsicherung und Investitionszurückhaltung“. In anderen europäischen Ländern wie in Belgien, Großbritannien oder Spanien konnte Bechtle hingegen deutliches Wachstum verzeichnen. „Das Jahr 2024 stellte die Bechtle-Gruppe vor große Herausforderungen. Obwohl wir mit dem Verlauf und den Zahlen nicht zufrieden sind, haben wir uns angesichts der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen dennoch gut behauptet. Unsere internationale Aufstellung hat sich einmal mehr als wertvoll erwiesen“, erklärte Thomas Olemotz, Vorstandsvorsitzender der Bechtle AG.
Liquide Mittel für Akquisitionen
Äußerst positiv hat sich wenigstens der operative Cashflow entwickelt. Er lag 2024 bei 558,2 Millionen Euro (Vorjahr: 459 Millionen Euro) und verbesserte sich damit um fast 100 Millionen Euro. Bechtle konnte den Vorratsbestand weiter abbauen, und auch die Entwicklung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen habe sich positiv ausgewirkt. Die liquiden Mittel liegen bei 643,1 Millionen Euro und geben damit laut Unternehmen „ausreichend Spielraum für weitere Akquisitionen sowie Investitionen in die Zukunft“. Da die liquiden Mittel die Summe der Finanzverbindlichkeiten überstiegen, sei Bechtle de facto schuldenfrei.
Verunsicherte Kunden
Die gesamtwirtschaftliche Lage bezeichnete das Management zu Jahresbeginn 2025 allerdings als „nach wie vor angespannt“. Die Unsicherheiten bezüglich der weiteren konjunkturellen Entwicklung seien immens.
Zwar gebe es neben dem fortlaufenden Bedarf zur Digitalisierung branchenbezogene Entwicklungen, die die Nachfrage 2025 antreiben könnten, wie beispielsweise das Ende des Supports für Windows 10 oder die Notwendigkeit, eine KI-fähige IT-Infrastruktur zu schaffen. Ob die Kunden aber wieder investieren und wann und in welchem Ausmaß, sei „zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös prognostizierbar“. Eine Belebung der IT-Nachfrage erwartet das Bechtle-Management aber frühestens in der zweiten Jahreshälfte.
Diese Unsicherheit beeinflusst auch den Ausblick für das Geschäftsjahr 2025. Bechtle erwartet beim Geschäftsvolumen ein leichtes Wachstum. Das Umsatzwachstum könnte aufgrund der nach wie vor positiven Entwicklung des Softwaregeschäfts unterhalb des Geschäftsvolumens liegen. Beim Ergebnis sei ein Rückgang von ca. 5 Prozent ebenso möglich wie ein Wachstum von 5 Prozent.
„Bechtle steht für Verlässlichkeit – auch bei der Prognose. Diese Verlässlichkeit wollen wir 2025 wieder beweisen. Wir haben daher unseren Ausblick an die große Bandbreite der Prognosen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst. Wichtig ist uns festzuhalten, dass die strukturellen und technologischen Trends der IT-Branche intakt sind. Wir gehen derzeit durch eine anhaltende konjunkturell angespannte Phase – werden aber alles daransetzen, wieder profitables Wachstum zu zeigen und Marktanteile zu gewinnen“, betont Olemotz.