CRN-Interview mit Christian Keil von NetApp

»HCI hat ein ähnliches Potenzial wie die Cloud«

11. Dezember 2018, 10:00 Uhr | Daniel Dubsky

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

»Mit HCI bleibt Systemhäusern mehr Zeit für Fachgeschäft«

CRN: Sind aktuelle Hyperconverged-Lösungen noch mit denen der Anfangsjahre zu vergleichen, die ja doch recht starr vorkonfiguriert waren?

Keil: Wir bei NetApp haben für unsere Lösung die Gnade der späten Geburt genutzt und die Fehler der Vergangenheit vermieden. Anstatt auf starr vorkonfigurierte Systeme zu setzen, sind wir sofort voll auf den Bedarf der Anwender nach Flexibilität eingegangen. Zudem wollen Unternehmen HCI nicht als Big Bang im Rechenzentrum erleben, sondern langsam in diese Technologie hineinwachsen. Dass wir mit dem unabhängigen Skalieren von Compute und Storage richtig liegen, sieht man daran, dass andere Anbieter nachziehen. Das passiert, obwohl Kritiker anfangs unsere Lösung als keine echte HCI abgetan haben.

CRN: Welche Vorteile bieten Hyperconverged-Appliances gegenüber Software-Lösungen?

Keil: Eine Appliance bietet eine definierte Performance, die wir über Quality of Service sogar garantieren. Wer hingen eine Software-Lösung einsetzt, bekommt, wenn überhaupt nur unter Auflagen, Leistung zugesichert. Außerdem ist die »Alles in einer Box«-Lösung in der Lage, verschiedene Hypervisoren zu adressieren. Mit einer Software-Variante ist man an einen oder zwei Hypervisoren gebunden. Daneben lässt sich ein Workload – aus Lizenz- oder Sinngründen – nicht direkt auf Hardware abbilden. Klarer Vorteil für den Appliance-Nutzer, der sich darüber hinaus nicht um die Wartung und das Zusammenspiel von Appliance und Software kümmern muss. Anwender haben heute keine Lust mehr, Performanceprobleme zu Debugggen, bei denen Hard- auf Software oder auf Netzwerk trifft. Kunden wollen eine Lösung, die immer funktioniert, und verlangen einen Support, der eventuelle Fehler sofort behebt.

CRN: Verlieren Software-defined-Lösungen und Referenzarchitekturen durch den Appliance-Ansatz an Bedeutung?

Keil: Auf einer hyperconverged Appliance lässt sich eine Referenzarchitektur abbilden, was wir beispielsweise in VMware oder für spezielle Service in VMware-Umgebungen tun. Insofern verschwinden Referenzarchitekturen nicht, sie bleiben auf jeden Fall relevant. Reine Software-defined Lösungen wird es auch immer geben. Nicht alle Firmen sind so groß, dass sie die Performancegarantie benötigen. Jeder kann also »Best of Breed« konsumieren – und pickt sich gewissermaßen die Rosinen unter den Lösungen heraus, die zu seinem Bedarf und seiner Architektur passen.

CRN: Nutzen Ihre Partner die hyperkonvergenten Lösungen von NetApp auch selbst, um Storage-Services oder andere Dienste für ihre Kunden anzubieten?

Keil: Absolut. Wir haben viele Service Provider als Partner, die Lösungen, die auf unseren Produkten basieren, an ihre Kunden vermieten oder verkaufen.

CRN: Besteht die Gefahr, dass man sich als Systemhaus oder Dienstleister durch den Verkauf von Hypervonverged-Lösungen das Server- und Storage-Geschäft kannibalisiert?

Keil: Auf den ersten Blick drängt sich scheinbar der Eindruck auf, wonach das Geschäft in Gefahr gerät. Fest steht, dass es sich ändert, weil Infrastruktur in den Hintergrund rückt. Warum? Ein Beispiel: Eine Systemhaus-Mannschaft kann durchschnittlich drei Infrastruktur-Projekte parallel realisieren. Hyperkonvergente Systeme erleichtert ihr die Arbeit, sie muss viel weniger über Infrastruktur nachdenken. Die Teammitarbeiter setzen mehr Infrastruktur-Projekte um, ihnen bleibt mehr Zeit, sich auf das Fachgeschäft zu konzentrieren. Das sind die Applikationen, mit denen sich Spezialisten abheben und ordentlich Geld verdienen können, indem sie vernünftige Lösungen entwickeln. HCI eröffnet daher die Chance, das eigene Geschäft voranzutreiben.


  1. »HCI hat ein ähnliches Potenzial wie die Cloud«
  2. »Mit HCI bleibt Systemhäusern mehr Zeit für Fachgeschäft«

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu NetApp Deutschland GmbH

Matchmaker+