Außerdem sollten die Systeme quelloffen sein. Open-Source-Software ist ein Garant für Datenhoheit und damit für digitale Souveränität. Sie bietet maximale Transparenz, Kontrolle sowie Offenheit und ermöglicht Unternehmen dadurch einen selbstbestimmten Umgang mit ihren Daten. Sie können sich im Code selbst davon überzeugen, dass die Software keine Hintertüren enthält, über die unbemerkt Daten an Dritte abfließen. Durch die Auditierbarkeit des Quelltextes können Unternehmen im Gegensatz zu Closed-Source-Lösungen zudem Schwachstellen selbst finden und beheben, bevor böswillige Akteuren die Lücken ausnutzen können. Außerdem ist offene Software auch meist plattformunabhängig. Die Wahlfreiheit bei Hardware und Dienstleistern ist dadurch deutlich größer.
Inzwischen gibt es auch längst für jede erdenkliche Anwendung Open-Source-Alternativen. Beispiele dafür sind etwa OpenXChange und Kopano als Groupware, RocketChat und Matrix als Chat-Systeme, BigBlueButton und Jitsi für Videochats, OnlyOffice und Collabora für Büroanwendungen, Kanboard für das Projekt-Management oder ownCloud für das Datei-Management.
Diese Lösungen geben Unternehmen absolute Wahlfreiheit bei den Betriebsmodellen, sie bringen moderne offenen Schnittstellen mit, ermöglichen beliebige Integrationen und erlauben es, einzelne Anwendungen bei Bedarf jederzeit auszutauschen. Abstriche in Sachen Leistungsfähigkeit und Funktionsumfang müssen Unternehmen dabei nicht machen. Entgegen verbreiteter Vorurteile kann ein Open-Source-Ökosystem in diesen Punkten problemlos mit den proprietären Plattformen mithalten und sie sogar oft übertreffen.
Möglicherweise bevorzugen Beschäftigte aber für manche Aufgaben dennoch eine proprietäre Lösung, beispielsweise weil sie mit ihr schon vertraut sind und sich nicht auf eine neue Benutzerführung umstellen möchten. Das prominenteste Beispiel dafür sind natürlich Microsofts Office-Produkte, die viele Beschäftigte schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten täglich nutzen. In solchen Fällen haben Unternehmen die Möglichkeit, auch hybride Lösungen zu implementieren, ohne dadurch ihre Datenhoheit preiszugeben. Durch intelligente Adaptionen können sie eine proprietäre Software innerhalb ihrer offenen digitalen Arbeitsplätze risikoarm einsetzen.
So lassen sich Office-Dokumente durchaus mit Microsoft-Lösungen bearbeiten, ohne dass dadurch Datenabflüsse drohen. Mit Microsoft Office Online Server steht eine Browser-Version der Office-Programme zur Verfügung, die Unternehmen im eigenen Rechenzentrum betreiben ober bei einem selbst gewählten IT-Dienstleister betreiben lassen können. Über WOPI-Schnittstellen (Web Application Open Platform Interface) können sie diese Software gut in die Open-Source-Ökosysteme ihrer digitalen Arbeitsplätze einbinden, in denen sie ihre Dateien vorhalten. Eine Übertragung von Office-Dokumenten in Microsofts Public Cloud findet bei diesem Setup nicht statt.
Ein hybrides Szenario ist auch bei der gemeinsamen Bearbeitung und dem Austausch von Dokumenten über Microsofts Collaboration-Tool Teams möglich. Dessen Integration in ein Open-Source-System für das Datei-Management ermöglicht es Beschäftigten, Dokumente direkt innerhalb von Teams sicher und komfortabel zu teilen. So können sie beispielsweise in Teams Dokumente und Ordner freigeben, die im Open-Source-System gespeichert sind, oder private und öffentliche Links dafür erstellen.
Auf diese Weise bleiben die geteilten Dateien unter voller Kontrolle der Unternehmen und die Zugriffe darauf nachvollziehbar und auditierbar. Diese Einbindung ist technisch anspruchsvoll, aber bei einigen Open-Source-Anbietern bereits umgesetzt.
Tobias Gerlinger ist CEO bei ownCloud in Nürnberg.