Der Channel müsse Expertise für integrierte Systeme aufbauen und dürfe sich nicht zu stark auf einzelne Infrastrukturbereich ausrichten, so Florian Bettges, Category Manager Storage bei HPE Deutschland, im CRN-Interview. Er prognostiziert: Das Rechenzentrum wird schrumpfen – weil die Technik schrumpft und dezentralisiert wird.
CRN: Herr Bettges, was verstehen Sie unter Hyper-Converged?
Florian Bettges: Eine Hyper-Converged-Architektur besteht laut Definition nicht mehr aus physikalisch separaten Instanzen wie Servern, Storage, etc., sondern vereint diese Komponenten in einem System. Dabei wird die Server-Virtualisierung durch den entsprechenden Hypervisor vorgenommen und die Storage-Virtualisierung durch eine virtuelle Maschine oder eine in den Hypervisor integrierte Funktion. Diese Architektur wird dann mit Hilfe eines übergelagerten Managements und mit einigen herstellerspezifischen Assistenten verwaltet. Der Vorteil dieser Architektur liegt in der hohen Integration von Server- und Storage-Kapazitäten in einem System. Die Skalierung kann dabei einfach über die Hinzunahme von zusätzlichen Systemen erfolgen (Scale-out), ohne wieder den gesamten Stack bezüglich seiner Kompatibilität evaluieren zu müssen. Besondere Vorteile bieten die Hyper-Converged-Architekturen, die nicht nur als Appliance (Blackbox) geliefert werden, sondern zusätzlich in Form von Referenzarchitekturen und/oder zusätzlich als reine Softwarelösung verfügbar sind. Denn hier ist neben der Scale-out Skalierung auch weiterhin eine Scale-up-Skalierung für die Erweiterung einzelner Komponenten möglich.
CRN: In welchen Bereichen kommen hyperkonvergente Lösungen typischerweise zum Einsatz?
Bettges: Die Szenarien sind ganz unterschiedlich. Die Appliances bieten sich durch Ihre vorgegebene Relation von CPU zu Storage dort an, wo die Anforderungen an beide Ressourcen im gleichen Verhältnis wachsen, zum Beispiel im Rahmen einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI). Auch in Außenbüros oder Filialen mit nur geringem IT-Personal, wo die Implementierung besonders einfach sein muss, bieten sich hyperkonvergente Lösungen an. Ein weiterer Anwendungsfall entsteht durch spezielle Workloads, bei denen CPU und Storage-Anforderungen gleichermaßen linear ansteigen. Die Referenzarchitekturen oder auch erweiterbare Appliances können ebenso wie die Appliances in diesen Umfeldern eingesetzt werden, bieten aber auch die Möglichkeit, von einer traditionellen Converged Architektur auf eine Hyper-Converged Architektur zu wechseln. Dabei müssen allerdings die Unterschiede der Architekturansätze beachtet werden. Nicht jede Best practice kann aus der alten Welt in die neue übernommen werden. So sind Hyper-Converged-Ansätze beispielsweise auch heute nicht die beste Wahl für Rechenzentrumskonsolidierung. Hier haben physikalisch getrennte IT-Komponenten immer noch viele Vorteile.
CRN: Wie entwickelt sich die Nachfrage nach hyperkonvergenten Lösungen bei HPE?
Bettges: HPE ist bereits seit dem Kauf des Unternehmens LeftHand vor sieben Jahren in dem Segment aktiv und unsere Kunden fragen gerade in letzter Zeit verstärkt nach hyperkonvergenten Lösungen. Speziell in den vergangenen sechs bis zwölf Monaten ist die Projektanzahl in diesem Bereich stark gestiegen. Mit der Nachfrage hat sich auch das Portfolio stetig - wir haben beispielsweise auf der CeBIT die nächste Generation Hyper-Converged vorgestellt. Bei der Entwicklung haben wir uns an dem Bedarf von Scale-out und gleichzeitigem Scale-up orientiert und das Management und die Verwaltung stark vereinfacht. Über die Appliances hinaus schätzen Kunden den offenen Ansatz von HPE: Ein bedarfsorientiertes Angebot, das es Kunden erlaubt, eigene Hyper-Convered-Systeme mit der HPE StoreVirtual VSA Software und der OneView Integration in VMware vCenter aufzubauen. Diese Möglichkeit besteht ebenso für den HyperVisor von Microsoft und einige KVM-Hypervisor. Für bis zu drei Nodes mit einer Beschränkung auf 1TByte pro Node ist die Software kostenfrei erhältlich.