Die Entwicklung moderner Konnektivität ist heute an einem Punkt angelangt, an dem Unternehmen ihre Herangehensweise an 5G definieren sollten. Wenn sich Unternehmen mit der Thematik von verteilten Infrastrukturen befassen, sind sie auch auf 6G vorbereitet.
Bisher hat 5G die Versprechungen noch nicht einlösen können, die Welt der Konnektivität in den westlichen Industrieländern zu revolutionieren. Länder wie China, Japan und Singapur sind in ihrer 5G-Innovation fortschrittlicher, da sie moderne Technologien für den Neuaufbau von Infrastrukturen genutzt haben. Bestehende Technologien wurden mit Erfolg durch 5G abgelöst. Im Gegensatz zur Modernisierung in Asien lag in Europa und in Nordamerika der Schwerpunkt lange Zeit auf der Aktualisierung der bestehenden Infrastruktur ohne die Berücksichtigung neuer Technologien.
Aus dem Blickwinkel der Telekommunikationsunternehmen betrachtet, waren deren Investitionen in die Infrastruktur in der westlichen Welt noch nicht vom durchschlagenden Erfolg gekrönt. Zwar gibt es schnelle Signalübertragung und YouTube-Videos laden etwas flotter auf dem Handy im privaten Bereich. Doch echtes, über das Backend bereitgestelltes 5G hat bisher noch nicht zu der versprochenen Vielfalt bei der Verteilung und Lokalisierung geführt. Hinzu kommt, dass Organisationen nach wie vor an Wi-Fi festhalten. Das liegt einerseits daran, dass die 5G-Infrastruktur nicht vollständig ausgebaut ist; andererseits lassen Geräte noch auf sich warten, die auf 5G-Aktivitäten ausgerichtet sind. Unternehmen sind demnach mit dem doppelten Problem konfrontiert, sowohl die technische Ausstattung ihrer Mitarbeitenden als auch ihr breiter gefasstes Ökosystem modernisieren zu müssen. Deshalb verwundert die Zurückhaltung nicht weiter, dass Unternehmen noch nicht auf der 5G-Welle surfen.
Der Sprung von 4G zu 5G ist zweifelsohne der größte und schwierigste der bisherigen Mobilfunkstandards. Dennoch lohnt sich die Investition in 5G, um damit den Weg für zukünftige Standards zu ebnen. Die mit 5G einhergehende verteilte Infrastruktur bringt den Vorzug, dass sich Unternehmen nicht vollständig von einem einzigen Anbieter abhängig machen für den Betrieb ihres IT-Ökosystems. Sollte 5G einmal nicht die geforderte Verfügbarkeit liefern, bleibt die Rückfallebene bestehen, Workloads auf den Funkstandard zu verlagern, den der User nutzt.
Bereits jetzt ist auf der 5G-Infrastruktur aufbauend die 6G-Welt in der Entwicklung, in der Automatisierung durch Künstliche Intelligenz (KI) eine Rolle spielen wird. Der Sprung von 5G auf 6G bringt neben dem Funkfrequenzwechsel auch die Automatisierung von Entscheidungen mit sich. Darunter fallen Aspekte, die mit einem optimalen Mapping des Pfads oder der Verlagerung von Anwendungen einhergehen. All diese Entwicklungen hängen von dem Übergang zu verteilten Infrastrukturen ab und damit einem Abschiednehmen von der Kernwelt, in der alles an einen physischen Ort gebunden ist. Man könnte sich diesen Wechsel so vorstellen, als würde ein Unternehmen seine Apps von Rechenzentren auf Hyperscaler verlagern.
Um sich der 5G-Thematik anzunähern, sollten sich Unternehmen zuerst die Frage stellen, welche Anwendungen sie derzeit per Mobilfunk angebunden haben. Ganz gleich, ob es sich dabei um eine Werbetafel, einen Verkaufsautomaten oder Transportmittel handelt, die schiere Größenordnung der Anzahl dieser Anwendungen überrascht meistens. Der Überblick über diesen Anwendungsbereich ist ein erster Schritt, um zu begreifen, welche Anwendungen oder Geräte bereits eine SIM-Karte für die Kommunikation einsetzen.
Im nächsten Schritt sollten Unternehmen erheben, welche Technologien sie bereits im Einsatz haben, die 5G unterstützen. In vielen Organisationen ist die vorhandene Infrastruktur nicht 5G-kompatibel und es sind Investitionen erforderlich, um die Technologie auf den neuesten Stand zu bringen. Um die Vorzüge eines 5G-Netzes nutzen zu können, benötigen die IT-Abteilungen entsprechendes technologisches Know-how. Insofern diese Expertise intern noch nicht vorhanden ist, empfiehlt sich der Start mit einem isolierten 5G-Projekt zum Sammeln von Erfahrungen. Durch die Entwicklung eines solchen Projekts und die Behebung damit einhergehender Probleme können die beteiligten Teammitglieder ihre technischen und fachlichen Lücken verstehen und Fachwissen aufbauen, bevor sie die Erkenntnisse mit dem gesamten Unternehmen teilen.