Wo viele verschiedene Komponenten zusammenwirken sollen, kommt der Kooperation zwischen Unternehmen eine besonders gewichtige Rolle zu. Auch bei 5G-Netzwerken ist diese Zusammenarbeit eine nötige Basis für das erklärte Ziel, 5G-Netze auf Grundlage von open RAN aufzubauen. Nur mit gemeinsamen Anstrengungen ist die Integration von Komponenten und die Interoperabilität überhaupt denkbar. Durch die Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen bei der Entwicklung offener RAN-Techniken sinken die Kosten für die Bereitstellung von 5G-Netzen, was die Investitionsrenditen für Betreiber verbessert. Auf Interoperabilität getestete und validierte Produkte sowie Services unterschiedlicher Hersteller und Dienstleister bieten zudem die Option, 5G-Netze nicht nur durch Lösungen eines einzelnen Anbieters aufzubauen. Für Netzbetreiber besteht so auch die Freiheit, 5G-Netze flexibel in einer Art und Weise zu realisieren, wie es dem jeweiligen Einsatzszenario am besten entspricht.
Ein Beispiel für Lösungsansätze, die aus der Zusammenarbeit verschiedener Unternehmen im open-RAN-Ökosystem resultieren, bieten Red Hat und Baicells, Anbieter von RAN-Lösungen mit globaler Ausrichtung. Red Hat und Baicells kooperieren bei der Entwicklung offener, disaggregierter und standardbasierter Lösungen. Dabei steht die Konzeption von End-to-End-5G- und RAN-Netzwerklösungen auf der Grundlage der kombinierten Technikangebote der beiden Unternehmen im Vordergrund.
Im Kern umfasst der Proof of Concept für 5G- und RAN-Lösungen von Red Hat und Baicells die Komponenten der Enterprise-Kubernetes-Anwendungsplattform Red Hat OpenShift sowie die RAN-Lösung von Baicells. OpenShift liefert in diesem Zusammenspiel die technische Grundlage zur vollständigen Automatisierung von Prozessen, einschließlich einer GitOps-Integration, die Cloud-unabhängig ist und damit auch eine konsistentere User-Experience sicherstellt. OpenShift bietet einfache Netzwerkbereitstellungen, vereinheitlichte Workflows und eine hohe Skalierbarkeit, Agilität und Flexibilität für RAN- und RIC-Dienste (RAN Intelligent Controller), die Nutzer damit schneller bereitstellen können. Als Gegenpart steuert Baicells sein Wissen und passende Lösungen im Bereich RAN bei, die Mobilfunk- und 5G-Netzbetreibern eine offene End-to-End-RAN-Plattform bietet. Sie umfasst neben Mobilgeräten, Software, Applikationen, Multi-RAN-Indoor/Outdoor-Kleinzellen auch Customer Premises Equipments (CPEs), Router, Cloud-Core-Netzwerke, Netzwerk-Management und Online-Abrechnungssysteme. Baicells RAN ist eine Hersteller-validierte Cloud-native Netzwerkfunktion (CNF) auf OpenShift, die als „Plug and Play“-Lösung konzipiert ist. Sie basiert auf der FlexRAN-Referenzarchitektur von Intel.
Die entscheidende Voraussetzung, um open-RAN- und 5G-Innovationen aktiv voranzutreiben, besteht in der offenen Zusammenarbeit in einem lebendigen und breitgefächerten Ökosystem. Die Interoperabilität und Cloud-native Bereitstellungsmodelle sind dabei die Schlüsselfaktoren, die das Entstehen eines offenen Wireless-Ökosystems fördern. Red Hat und Baicells liefern dafür ein aktuelles Beispiel. Die RAN-Designprinzipien von Baicells basieren auf offenen Fronthaul-/Midhaul-Hardware-Schnittstellen, die die Interoperabilität zwischen unterschiedlichen Anbietern gewährleisten. Basierend auf einer API-Standardisierung lässt sich die Abhängigkeit von proprietärer Hardware vermeiden und damit auch ein Beitrag zur Kostenoptimierung von 5G-Implementierungen leisten.
Durch die Kombination der RAN-Software von Baicells mit OpenShift steht zudem eine robuste Container-basierte Architektur zur Verfügung. Damit lassen sich 5G- und RAN-Lösungen in einer Cloud-Umgebung bereitstellen, die die konkreten Anforderungen eines Betreibers bestmöglich abdecken. Die Kooperation verschiedener Anbieter im gesamten open-RAN-Ökosystem hilft nicht zuletzt, die Funktionalität über Hardware- und Netzwerkinfrastrukturen hinweg kontinuierlich zu erweitern – und damit dem Ziel einen großen Schritt näher zu kommen: ein herstellerneutraler und flexibler Ansatz für das Mobilfunknetz der Zukunft. Das Ökosystem für die dafür nötige open-RAN-Technik muss seinerseits dafür Sorge tragen, offene Schnittstellen zu realisieren und die zu Grunde liegenden Komponenten und Software der unterschiedlichen Hersteller in das Kommunikationsnetz zu integrieren.
Wer 5G sagt, der muss auch open RAN sagen – denn die zukünftige Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze ist auch davon abhängig, dass verschiedene Hersteller ihren Beitrag leisten können. Alleingänge und geschlossene, herstellerabhängige Funkzugangsnetze scheinen den Anforderungen von voranschreitender Digitalisierung und den damit verbundenen Datenmengen langfristig jedenfalls nicht gewachsen zu sein.
Jens Kühner ist Senior Sales Manager Telco EMEA bei Red Hat.