Software on demand – noch fließt der Strom nicht
»Software as a Service« oder »Software on demand« sind zwar inzwischen in aller Munde. Die breite Masse der IT-Anwender hält sich aber mit der Nutzung der Services bislang noch zurück. Das gilt insbesondere bei Business-Applikationen. Für eine Initialzündung könnte die von SAP angekündigte ERP-Lösung A1S sorgen.
- Software on demand – noch fließt der Strom nicht
- Markt wartet auf den nächsten Schritt von SAP
- »Wesentlicher Schritt in Richtung ERP und Standardisierung«.
- Appetit auf mehr
- Kostenvorteile liegen auf der Hand
- Wachsender Markt für Hosting-Provider
Die mehrseitigen Anzeigenstrecken riefen selbst bei sachkundigen Lesern aus der ITIndustrie nicht viel mehr als Stirnrunzeln oder Schulterzucken hervor. Unter dem Slogan »The Next Utility« breitete der Branchenriese IBM in großen Tageszeitungen seine Vision aus, IT werde in Zukunft als Service genutzt wie Strom aus der Steckdose oder Wasser aus der Leitung. Einen zweistelligen Millionenbetrag gab Big Blue damals, im Sommer 2002, für die Werbekampagne aus. »Offen gestanden, mir war damals auch nicht ganz klar, was IBM mit den Anzeigenmotiven eigentlich sagen wollte«, räumt Rafael Laguna de la Vera ein, der als Berater der Investmentfirma Ad Astra tätig ist und zugleich im Aufsichtsrat des Software-Anbieters Open- Xchange sitzt. Applikationen über das Netz wie Strom zu beziehen, das konnten sich seinerzeit nur wenige Visionäre vorstellen.
Inzwischen ist das Verständnis gewachsen. Nicht nur bei Laguna, der maßgeblich dabei half, die im Februar angekündigte Hosting-Partnerschaft von Open- Xchange mit 1&1 auf den Weg zu bringen. Der Service-Provider aus Montabaur bietet seither die Collaboration-Lösungen »Mail X Change« als Webservice an (siehe Seite 5). Tatsächlich kann heute fast jeder in der Branche mit Begriffen wie »Software as a Service (SaaS)« oder »Software on demand« etwas anfangen. Dazu haben die Pionierarbeit von Unternehmen wie Salesforce.com oder Rightnow ebenso beigetragen wie jüngere Offensiven etwa von Google: Der Suchmaschinenriese stellt Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und andere Programme auf seiner Site als Webservices bereit. Und vor gerade Mal einer Woche kündigte Google eine weitreichende Kooperation mit Salesforce an.
Dem Konzept fehlt in Deutschland bislang aber noch die breite Akzeptanz. Das gilt insbesondere für betriebswirtschaftliche Lösungen. Zwar scheinen die Vorteile auf der Hand zu liegen: Der Kunde muss nicht in Infrastruktur investieren und kann doch sofort loslegen; zudem braucht er keine Lizenz zu erwerben, sondern zahlt eine monatliche Pauschale. Dennoch ist der Markt für on demand genutzte Anwendungen nach wie vor klein. Der Anteil am gesamten Software-Markt bewegt sich um den Wert von einem Prozent. Roland Berger schätzt, dass das Volumen für SaaS-Lösungen hierzulande bis 2010 von 200 Millionen Euro (2005) auf 700 Millionen Euro wächst. Zum Vergleich: Im deutschen Software-Markt wurden 2006 laut dem Branchenverband Bitkom insgesamt 17 Milliarden Euro umgesetzt.