Mit einem Übernahmeangebot in Höhe von rund 2,7 Milliarden US-Dollar hat der Online-Taxidienst Uber die Bieterschlacht um Nokias Kartendienst Here eröffnet. Jetzt will ein Konsortium deutscher Automobilhersteller nachziehen.
Bereits seit Wochen wurde über den anstehenden Verkauf des Kartendienstes Here spekuliert, Nokia selbst hat eine Preisvorstellung von mindestens drei Milliarden US-Dollar als Ziel für den Verkauf genannt. Das Geld wird von den Finnen dringend für die mehr als 15 Milliarden Dollar teure Übernahme des Mittbewerbers Alcatel Lucent gebraucht, durch die Nokia zum größten Netzwerk-Ausrüster der Welt werden will. Jetzt hat der Online-Fahrtenvermittler Uber erste Fakten geschaffen und ein Angebot über fast 2,7 Milliarden US-Dollar für Here abgegeben. Das erhöht den Druck auf die anderen Interessenten, die sich einen Kauf aktuell noch überlegen oder bereits an ihren Übernahmeangeboten arbeiten. Besonders großes Interesse an Here hat neben Uber ein Konsortium aus den deutschen Automobilherstellern Audi / VW, BMW und Mercedes sowie dem chinesischen Internet-Konzern Baidu. Die deutschen Automobilhersteller setzen die Karten von Here bereits in vielen ihrer Fahrzeuge ein und hoffen durch die Übernahme einerseits Geld zu sparen und andererseits Services wie Updates für ihre Kunden verbessern zu können. Zu den weiteren Interessenten an Here gehören außerdem noch das Soziale Netzwerk Facebook und Apple, die laut US-Medien derzeit ebenfalls Übernahmeszenarien ausarbeiten.
Für Nokia wäre der Deal dennoch ein enormes Verlustgeschäft. 2007 hatte das Unternehmen für die Übernahme von Navteq, auf dessen Kartenmaterial erst Nokia Maps und dann Here aufgebaut wurden, noch über acht Milliarden Dollar bezahlt. Aber auch die Käufer müssen sich gut überlegen, was ihnen Here wert ist und an Einsparungen bringen kann. Im vergangenen Jahr konnte der Dienst zwar knapp eine Milliarde Dollar Umsatz erzielen. Aufgrund von Abschreibungen in Höhe von über einer Milliarde stand Euro allerdings letztlich ein operativer Verlust von 1,24 Milliarden Euro in den Büchern. Dafür hat Here weit mehr zu bieten, als nur Kartenmaterial. Das Unternehmen gilt als besonders innovativ und ist beispielsweise einer der ersten Anbieter, der aktuell mit einem neuen Laserscansystem an noch genaueren und realistischeren 3D-Karten arbeitet, die selbst Googles StreetView-Ansichten noch weit überlegen sein sollen.