Kommentar: Die iRevolution, die keine ist

Darum wird die Apple-Watch zum iFlop

13. April 2015, 16:42 Uhr | Stefan Adelmann

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Use-Case fehlt

Es wird jedoch noch schlimmer, wenn man sich folgende Frage überlegt: Was kann die Watch besser als ein iPhone, dass ich ja sowieso mit rumtragen muss? Sie hat einen kleineren Bildschirm, eine weniger benutzerfreundliche Eingabeschnittstelle und eine Batterielaufzeit von nur 18 Stunden. Sie hat keine Kamera (laut Marktanalysen die zweitwichtigste Eigenschaft eines Smartphones nach SMS-Schreiben noch vor Telefonieren) und kostet doch soviel wie ein Mittelklasse-Smartphone. Es gibt fast nichts, was die Apple Watch kann, das das iPhone nicht auch könnte, das meiste davon besser. Einzige Ausnahme könnte die Alarm-Funktion sein, aber ist das die Killer-App? Wohl kaum.

Als einzigen validen Use-Case lasse ich mal das Thema „Gesundheits-Apps“ durchgehen. Es wird sicherlich einige nette Apps geben, keine Frage. Wieviele iPhone-Nutzer sind jedoch an Gesundheits-Apps interessiert? Haben Sie sich im Alter von 16-30 Jahren (wo das iPhone den höchsten Sexy-Faktor genießt) Gedanken über Blutdruck, Herzschlag oder Sauerstoffsättigung Ihres Blutes gemacht? Selbst wenn dies so wäre, wann würden denn Aufzeichnungen neben sportlichen Aktivitäten den größten Nutzen stiften? Im Schlaf.

Die Apple Watch wird Ihnen jedoch nachts keinen Nutzen stiften können, denn Sie müssen Sie laden. 25 Prozent Ihres Lebens fallen aus dem Gesundheits-Monitoring heraus, weil der Akku leer ist. Nbenbei bemerkt: Auch Ihr iPhone wird durch die ständige Datenübertragung von und zur Watch öfter am Kabel hängen, minus 15 bis 18 Prozent Akkulaufzeit wurden bei ersten Tests gemessen.

Last but not least hat Apple mit dem iPhone 14 Prozent des Weltmarktanteils gewonnen. Über 80 Prozent werden von Geräten mit Googles Betriebssystem Android beherrscht. Weil die Apple-Watch kein Mobilgerät ist, sind diese 80 Prozent von Anfang an als Kunde für die Apple-Watch ausgeschlossen, selbst wenn deren Nutzer eventuell am meisten von ihr profitieren könnten, weil ihr Android-Smartphone die Funktionen des iPhones nicht aufweist. Wie paradox ist das denn?

Die Armbanduhr als Schmuckstück

Im Gegensatz zu Frauen ist der gesellschaftlich tolerierte Schmuck bei Männern limitiert. Goldkettchen um den Hals, Ringe an acht von zehn Fingern oder Ohrringe demonstrieren zwar Individualität, die Akzeptanz im sozialen Umfeld und vor allen Dingen in den Personalabteilungen ist jedoch im Allgemeinen begrenzt. Der einzige Schmuck, den ein Mann unproblematisch tragen kann, und mit dem er sich optisch differenzieren kann, ist eine schöne Armbanduhr.

Wieviele Männer (die Mehrheit der iPhone-Besitzer und damit potentiellen Apple-Watch-Käufer), die eine richtig schicke Armbanduhr tragen (vielleicht noch als Geburtstagsgeschenk Ihrer Frau mit Herzchen-Gravur) werden ihre Junghans-, Morellato-, Breil- oder gar Rolex-Armbanduhr gegen eine Apple-Watch mit Mickey-Maus-Ziffernblatt tauschen wollen? Ein Prozent? Zwei Prozent? Drei Prozent wären sicher schon fast ein Wunder. Nebenbei bemerkt: Die von Apples CEO Tim Cook gefeierte „Innovation“ in Form eines Mickey-Maus-Ziffernblattes gab es schon 1999 in Form von Feature-Phones, die vom Telekommunikationsanbieter NTT DoCoMo im Japan zusammen mit Disney Japan verkauft wurden.


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