Wenn die Apple-Watch Ende April auf den Markt kommt, wird sie sich vergleichsweise gut verkaufen – die echten Apple-Fans und viele neugierige Menschen, die bislang noch keine Smart-Watch hatten, werden sich das Produkt einmal ansehen.
Manche werden sie trotz der offensichtlichen Nachteile für sich nützlich finden, manche werden sie nur zu speziellen Anlässen tragen und wieder andere werden sie enttäuscht in die Ecke legen, während sie natürlich ihr iPhone weiterhin sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag bei sich tragen (bzw. legen).
Das Problem für Apple wird sich mit der 2. Generation einstellen, nämlich dann, wenn sich die Käufer der 1. Generation fragen, warum sie die 2. kaufen sollten. Diejenigen, die sie nur selten getragen haben, werden nicht nochmal hunderte Dollar ausgeben und die Enttäuschten wechseln entweder zu einer »echten« Mobiluhr eines anderen Herstellers oder beerdigen für sich das Thema »Smartwatch« gleich ganz. Warten wir bis 2016.
Wie ich schon in meiner Analyse und frühen Prognose zum Niedergang des Handy-Herstellers Nokia geschrieben hatte, war das iPhone nicht das Ende von Nokia – ganz im Gegenteil. Das iPhone ließ vielmehr den gesamten Smartphone-Markt explodieren. Im Jahr 2006 (2007 wurde das 1. iPhone vorgestellt) verkaufte Nokia 39 Mio. Smartphones. Im Jahr 2010 verkaufte Apple 47 Mio. iPhones, war also in vier Jahren von Null auf 47 Mio. Geräte gewachsen. Und Nokia? Nokia wuchs um 65 (!) Mio. Geräte und verkaufte 2010 genau 104 Mio. Smartphones. Gleiches galt in schwächerem Maße für Blackberry, Apple pushte mit dem iPhone den gesamten Smartphone-Markt.
Gleiches ist für den Smart-Watch-Markt zu erwarten. Die Hersteller, die echte mobile Smart-Watches herstellen, werden durch die Apple-Watch neue Rekordverkäufe zu verzeichnen haben. Und noch viel mehr profitieren, wenn dann die enttäuschten Nutzer der 1. Apple-Watch-Generation zu ihnen überlaufen. Spätestens 2016 wird es fair sein, wenn Samsung & Co. Provisionen nach Cupterino überweisen – als Dank für die Entwicklung des heute noch kleinen Marktes der Smart-Watches.
In China sind bereits Kopien der Apple Watch im Verkauf und dabei extrem erfolgreich. Im Unterschied zum Orginal beinhalten die Andriod-Uhren nämlich eine SIM-Karte und sind damit nicht nur vom iPhone unabhängig, sondern echte Mobilgeräte.
Ein Verkäufer von Apple-Watch-Plagiaten sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die nachgemachten Smartwatches seit etwa einem Monat verkauft werden und ständig ausverkauft seien. »Im Durchschnitt verkaufen wir rund 40 Stück am Tag. Einige Käufer sind einfach vorbeigekommen und haben fünf oder mehr auf einmal gekauft«, sagt der Verkäufer.
Diesen Text habe ich vor dem 10.4. geschrieben, also dem Tag, an dem man im Apple Store zum ersten Mal »live« mit der Apple Watch spielen konnte. In München, beim Launch eines neuen iPhones für kilometerlange Schlangen schon in der Nacht bekannt, tummelten sich um 9.00 Uhr morgens ca. 12 Personen - vor dem Schaufenster. Ich hatte befürchtet, nach der Einführung in die Watch durch einen »Genius« von Apple Teile des Textes überarbeiten zu müssen, weil mich die Watch doch in der einen oder anderen Weise begeistert oder meine Befürchtungen zertreut hätte.
Geändert habe ich nach dem Praxistest genau 0 Zeichen. Warten wir auf die nächste echte iRevolution, vielleicht das iCar? Die Zeit wird es zeigen.