Digitale Amnesie

Deutsche verblöden durch Smartphones

27. Juli 2015, 8:08 Uhr | Folker Lück
Kaspersky-Studie warnt: Durch ständig verfügbare Smartphones werden wir zunehmend vergesslich.
© Fotolia.com/alexandco

Eine Studie von Kaspersky Lab zeigt: Nur sechs von zehn Deutschen kennen die Telefonnummer ihres Partners noch auswendig. Die permanente Verfügbarkeit des Internets mittels Smartphones erhöht bedrohlich die Vergesslichkeit.

Droht durch die allgegenwärtige Digitalisierung der Gesellschaft eine neue Vergesslichkeit? Ja, sagt der Security-Anbieter Kaspersky. Die Ergebnisse einer europaweiten Studie, die Kaspersky Lab beim Institut »Opinion Matters« in Auftrag gegeben hat, machen deutlich: Die permanente Verfügbarkeit des Internets mittels Smartphones und Tablets hat erheblichen Einfluss auf das Erinnerungsvermögen der Bevölkerung.

Demnach können sich beispielsweise mehr Deutsche an Telefonnummern aus ihrer Kindheit und Jugend erinnern, als an die aktuellen Rufnummern der eigenen Kinder oder des Partners. Menschen merken sich kaum noch Telefonnummern, die sie ihren digitalen Endgeräten anvertraut haben. Kaspersky Lab bezeichnet die Neigung des Menschen, auf einem digitalen Gerät gespeicherte Informationen zu vergessen als »digitale Amnesie«. Die Folgen sind bedenklich: Wir werden immer abhängiger von Technologie und Web. Der Security-Spezialist fordert deshalb, die Risiken der neuen Vergesslichkeit zu minimieren sowie internetfähige und gedächtnisunterstützende Geräte adäquat zu schützen.

Die Kaspersky-Studie zeigt, dass 54 Prozent der befragten Eltern in Deutschland die Telefonnummer ihrer Kinder zwar im Smartphone abgespeichert, aber nicht mehr in ihrem Gedächtnis haben. Nur jeder Zehnte kennt die Rufnummer der Schule auswendig. Damit liegen deutsche Eltern etwa im Mittelfeld aller befragten Europäer. Die neue Vergesslichkeit macht aber auch vor den Lebenspartnern nicht halt. Deren Telefonnummern können in Deutschland nur sechs von zehn Befragten (61,1 Prozent) aus dem Gedächtnis abrufen. Noch schlechter schneiden die jeweiligen Arbeitgeber ab. An diese Nummern können sich nur 52,7 Prozent ohne Hilfe erinnern.

Dabei sind die befragten Deutschen durchaus in der Lage, sich Telefonnummern langfristig einzuprägen. So kennen 55,3 Prozent noch die zumeist im Festnetz befindlichen Anschlüsse, unter denen sie im Alter von 10 Jahren erreichbar waren. Offensichtlich besteht also ein Zusammenhang zwischen der Nutzung mobiler Geräte beziehungsweise des Internets sowie der im Gedächtnis abgespeicherten Nummern. Das Phänomen der digitalen Amnesie zieht sich laut Studie durch alle Altersgruppen und kennt keine signifikanten Geschlechterunterschiede.


  1. Deutsche verblöden durch Smartphones
  2. Langzeitfolgen für unser Gedächtnis

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