75 Prozent der Befragten legen Wert auf eine Spitzenposition Deutschlands bei der Digitalisierung. Beinahe 70 Prozent ordnen Deutschland jedoch im unteren Drittel ein. Bundesbürger fordern deshalb Fortschritte bei Ausbildung, Forschung und neuen Technologien.
Morgen beginnt in Davos das Weltwirtschaftsforum (WEF). Dort steht das Thema Digitalisierung wie gewohnt im Fokus. Im Kampf um die Vorreiterschaft auf diesem Gebiet hat sich Deutschland in Sachen Wettbewerbsfähigkeit von Rang 3 auf Rang 7 verabschiedet. Insbesondere Schwächen im Bereich IT sollen hierfür verantwortlich sein. So belegt das Land der Dichter und Denker auf diesem Feld nur Platz 38. Dies geht aus dem Global Competitiveness Report 2019 des WEF hervor. Diese Verschiebung bleibt auch bei den Bundesbürgern nicht unbemerkt, wie eine aktuelle Studie von Civey im Auftrag von Cisco darlegt. Laut der repräsentativen Umfrage unter mehr als 5.000 Bundesbürgern glaubt lediglich 1 Prozent der Befragten, dass Deutschland bei der Digitalisierung ganz vorne mitspielt. 4 Prozent siedeln das Land im oberen Drittel an und 22 Prozent ordnen es im stabilen Mittelfeld an. Ganze 69 Prozent gehen davon aus, dass Deutschland international im unteren Drittel liegt oder gar als Schlusslicht agiert. Im August 2018 sahen das lediglich 63 Prozent so. Deutschland fällt also ebenfalls bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit in der Wahrnehmung der Bundesbürger weiter zurück. Allerdings legen 75 Prozent der dort lebenden Menschen Wert darauf, dass Deutschland bei der Digitalisierung weltweit in den vorderen rangiert. Cisco Deutschland-Chef Uwe Peter schließt sich dieser Forderung an: »Unser Anspruch bei der Digitalisierung muss lauten, Weltklasse zu sein.«
Die Bundebürger haben konkrete Vorschläge dafür, wie sich Deutschland auf die Spitzenposition katapultieren könnte. Drei Bereiche sollten demnach besonders fokussiert werden: Fortschritte in den Bereichen Bildung Ausbildung und Fachkräfte (45 Prozent), Forschung und Entwicklung (40 Prozent) sowie Förderung neuer Technologien (39 Prozent). Ebenfalls werden die Themen Bürokratieabbau (32 Prozent), Infrastruktur und Digitalisierung der Wirtschaft (je 30 Prozent) gegenüber dem brandheißen Thema Klimaschutz (21 Prozent) priorisiert. Interessant ist auch, dass in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen die Digitalisierung der Wirtschaft mit 42 Prozent deutlich im Trend liegt.
»Beim WEF muss klar werden: Deutschland will bei der Digitalisierung wieder ganz vorn mitspielen« , sagt Uwe Peter. »Die Umfrage zeigt deutlich, dass wir schnell handeln müssen und wo wir ansetzen sollten.«
Vor allem der Fachkräftemangel macht Deutschland diesbezüglich zu schaffen. Gemäß den Ergebnissen einer weiteren Cisco-Studie verzeichnen 93 Prozent der Unternehmen einen derartigen Fachkräftemangel, dass dieser die digitale Transformation zum Erliegen bringt. Erschwerend kommt hinzu, dass dieser vermutlich in den kommenden Jahren zunimmt. Davon geht auch Uwe Peter aus, der als Grund hierfür unter anderem die Verabschiedung einiger IT-Experten in den Ruhestand betrachtet. Das könnte der deutschen Industrie gewaltig zusetzen.
»Wir können das verhindern, wenn wir jetzt auf IT-Automatisierung setzen, Bildung stärken, deutsche Gründlichkeit bei Datenschutz und -sicherheit vorleben sowie die Infrastruktur ausbauen. Wenn wir in diesen Punkten schnell Fortschritte erzielen, dann rückt Deutschland in den nächsten Jahren wieder in die Spitzengruppe«, so Uwe Peter weiter.
Bereits im vergangenen Herbst präsentierte Uwe Peter insgesamt nachfolgende fünf Thesen für ein digitales Deutschland 2025:
1. Digitalisierung ist Wohlstand
2. Gemeinsam schaffen wir ein smartes Deutschland
3. Machen wir Datenschutz und Datensicherheit zu unserem Standortvorteil
4. Lasst Maschinen die Maschinen steuern
5. Nur wer Digitalisierung versteht, kann sie nutzen
Über die Studie: Zwischen dem 15. und 17. Januar 2020 hat das Meinungsforschungsunternehmen Civey im Auftrag von Cisco 5.000 Menschen befragt, wo sie Deutschland bei der Digitalisierung am ehesten einordnen würden. Je 2.500 wurden befragt, wie wichtig eine internationale Spitzenposition ist und wo Deutschland am schnellsten Fortschritte erzielen muss (Mehrfachantwort möglich). Die Ergebnisse sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Der statistische Fehler der Gesamtergebnisse liegt bei 2,5 Prozent. Die Erstbefragung fand im August 2018 statt.