Wenn die Telekom-Regulierung aufbricht

Die »Atomisierung« des Telekommunikationsmarktes

5. Dezember 2013, 15:12 Uhr | Stefan Adelmann
Jürgen Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten e. V. (Foto: VATM)

Die große Koalition ist eingetütet und mit ihr kommen Überlegungen, die regionalen Regulierungen der Deutschen Telekom zu lockern. Was die globale Wettbewerbsfähigkeit des Netzanbieters erhöht, könnte regional zur Teilmonopolisierung führen.

Die Bundesregierung könnte zukünftig die Stellung der Deutschen Telekom und anderer TK-Großkonzerne auf dem globalen Markt stärken. Wie die Nachrichtenagentur Reuters veröffentlichte, soll es Pläne der Koalition geben, die Telekommunikationsregulierung der Netzbetreiber deutlich zu lockern. »Die gesamte Regulierung in Europa ist zu sehr auf Zersplitterung und niedrige Endkundentarife ausgerichtet und viel zu wenig auf Investitionen«, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese Überlegungen dürften wiederum mit den Plänen der Telekom konform gehen. Erst kürzlich äußerte der designierte Unternehmenschef Timotheus Höttges laut Medienberichten, dass eine Umarbeitung der Regulierungen nötig sei, um zur weltweiten Konkurrenz und im Speziellen zu den US-Netzbetreibern aufzuschließen.

Das partnerschaftliche Voranschreiten von Regierung und Telekom dürfte mit weitreichenden Hintergedanken beiderseits unterfüttert sein. Immerhin benötigt Berlin die Unterstützung aus Bonn, um den großzügig geplanten Netzausbau im und auf dem Lande voranzutreiben. An der tatsächlichen Umsetzung dieser Pläne gibt es jedoch klare Zweifel seitens der Konkurrenz. »Dass die Telekom als börsennotiertes Unternehmen den Breitband-Ausbau im ländlichen Raum im Alleingang stemmen wird, hält nicht nur der Breko, sondern auch das renommierte WIK-Institut für illusorisch«, sagt Dr. Stephan Albers, Geschäftsführer des Breko, dem Verband der meisten Wettbewerber der Deutschen Telekom. »Denn die Telekom als börsennotierter Konzern muss Rendite-Erwartungen erfüllen, was mit Investitionen auf dem Land nicht realisierbar ist.«

Die Telekom könnte hingegen durch die Deregulierung auf dem deutschen Markt mehr Handlungsspielraum erlangen. Dem Netzbetreiber schreibt die Regierung bislang weitläufige Zugeständnisse an die Konkurrenz vor. Denn laut dem Telekommunikationsgesetz muss die Telekom, privatisierter Staatsbetrieb, anderen Anbietern die Nutzung der Netze gewähren, um den Wettbewerb nicht zu gefährden.


  1. Die »Atomisierung« des Telekommunikationsmarktes
  2. Weniger Auswahl für die Endkunden
  3. Das Telekommunikationsgesetz

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