Politik und Wirtschaft preisen ihre Ausbaupläne der deutschen Breitbandversorgung zu jeder erdenklichen Gelegenheit. Doch fernab der urbanen Knotenpunkte zeigt sich die Netzrealität bedeutend unterversorgter.
Vielversprechend klingt der Begriff »Breitbandstrategie« allemal. Denn die zündende Wortkombination impliziert, dass sich jemand auf politischer Ebene weitreichende Gedanken macht und einen ausgeklügelten Plan hat, wohin es in den kommenden Jahren mit dem hiesigen Netzausbau gehen soll. Es entstehen Bilder von Reißbrettern, von Linien durchzogenen Karten und von emsiger Betriebsamkeit, hin zu einem klaren Ziel.
Letztendlich ist diese »Strategie« bisher aber nicht mehr als eine Wegmarke. Die Bundesregierung hat bis 2014 eine 75-prozentige Abdeckung der deutschen Haushalte mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Mbit/s angekündigt. Bis 2018 soll die Versorgung schon flächendeckend sein. Ende 2013 waren es laut dem Statistischen Bundesamt gerade 58 Prozent der Haushalte – und diese befinden sich fast ausschließlich in den urbanisierten Gegenden der Republik, oder zumindest in deren Speckgürteln.
Doch ein großer Teil der ITK-Unternehmen sitzt fernab der verkabelten Stadtkerne und profitiert kaum vom punktuellen Ausbau. Dabei ist die Vernetzung mittlerweile ein entscheidender Wettbewerbsfaktor und so mancher Unternehmer muss schon nach dem eigenen Sparstrumpf greifen.
Aktuell ist das merkelsche Neuland selbst im Einzugsgebiet vieler Großstädte noch ein netzpolitisches Niemandsland. Dabei wird die Online-Anbindung für die gesamte ITK-Wirtschaft und alltägliche Dienste wie Videokonferenzen immer wichtiger. Siewert & Kau musste schon Nägel mit Köpfen machen und die Glasfaseranbindung aus der eigenen Tasche stemmen. »Der Mittelstand ist bekanntlich das Rückgrat der deutschen Wirtschaft«, sagt Björn Siewert, Geschäftsführer bei Siewert & Kau. »Wie kann es sein, dass wir trotzdem für unsere eigene Grundversorgung, die für unser Geschäft von zentraler Bedeutung ist, aufkommen müssen?«