Marketing-Gier siegt über Ingenieure

Die Ursache des Samsung-Desasters

18. Oktober 2016, 13:52 Uhr | Lars Bube

Fortsetzung des Artikels von Teil 2

So wird es brenzlig

© Nightman1965 - Fotolia

Bisher haben etwa 50 Galaxy gebrannt – 50 von 2,5 Millionen verkauften Geräten. Das ist natürlich zu viel für die Betroffenen – statistisch gesehen ist es sehr wenig. Es müssen also mehrere Dinge zusammen kommen, die eine Brand entstehen lassen. Beispielsweise wenn die Smartphones ihre Akkus mit ihren an die Grenzen getriebenen Energiedichten im engen Stauraum stark belasten. Etwa, wenn sehr viele Apps offen sind und die Smartphones noch zusätzlich nach Funkzellen suchen, im schlimmsten Fall im Flugzeug, wo sie keine Chance haben, eine Funkzelle zu finden und ständig weitersuchen. »Mehr kann man einem Akku nicht abverlangen und das Desaster kann seinen Lauf nehmen «, erklärt Prof. Pettinger.

Seine Schlussfolgerung: »Hätte Samsung auf 20 Prozent Batterielaufzeit verzichtet, dann hätten alle Smartphones unter allen Umständen sicher betrieben werden können. Die Gier nach langen Akkulaufzeiten hat über das sicherlich vorhandene Batteriewissen gesiegt!« Und wahrscheinlich war auch der Druck, mit dem Galaxy Note 7 rechtzeitig auf den Markt zu kommen, ein Grund, dass die Prüfung der Geräte nicht sorgfältig genug durchgeführt wurde. »Der Fehler wären mit Sicherheit zu finden gewesen«, meint Pettinger. Das weiß er aus eigener Erfahrung, denn an der Hochschule Landshut führt er thermische Simulationen durch, lehrt die dazu erforderlichen mathematischen Modelle und macht die Studenten mit diesen Problemen vertraut. Das ist aber der normale technische Standard, den kennen laut Pettinger Ingenieure von Samsung auch.

Den Studenten von Prof. Pettinger bleiben die Kurse jedenfalls mit Sicherheit in Erinnerung: »Die Studenten formieren die Zellen und anschließend dürfen sie sie kontrolliert überhitzen und überladen. Bei diesem provozierten Feuerwerk sehen sie, was hohe Energiedichte bedeutet und haben ein Leben lang Respekt davor!«


  1. Die Ursache des Samsung-Desasters
  2. Marketing versus Ingenieurswissen
  3. So wird es brenzlig
  4. Fazit: Kleiner Fehler, großer Schaden

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