Nahezu jede Organisation in Deutschland beschäftigt sich mit der Digitalisierung. Man ist sich bewusst, dass die Integrationsfähigkeit von neuen Innovationen eine Herausforderung für die Zukunft ist. Dabei geht die Thematik weit über deutsche Traditionsunternehmen und den Mittelstand hinaus.
Für Unternehmen steht viel auf dem Spiel. Natürlich gibt es neue Möglichkeiten für Geschäftsmodelle, allerdings ändern sich die Anforderungen an Produkte und Arbeitsplätze drastisch. Immer mehr Geschäftsprozesse laufen in virtualisierten Umgebungen ab und die Art und Weise, wie Mehrwert generiert wird, ändert sich. Dadurch entstehen häufig neue Konkurrenzsituationen. Digitalisierung ist aber deutlich mehr als ein Disruptor aus Silicon Valley, der auf Basis einzigartiger Nutzererfahrung Märkte weltweit aufmischt.
Sicherlich ist es eindrucksvoll, wie ein Tourismusunternehmen weltweit die Hotelbranche umkrempelt – ohne auch nur ein einziges Hotel zu besitzen. Es wäre aber falsch zu sagen, dass ausgerechnet deutsche Unternehmen nicht zu ähnlichen Umbrüchen fähig sind. Im Gegenteil, die langjährige Erfahrung und Tradition bietet eine hervorragende Grundlage, um international zu expandieren und Maßstäbe zu setzen – trotz neuer Marktbegleiter in Form von Digital-Natives und anderen Herausforderungen.
Deutsche Unternehmen können mehr Digitalisierung – wenn sie wollen
Diese Aussage scheint zunächst unglaubwürdig, weil selten die nötigen Schritte gegangen werden. Disruption geht nur mit dem Gang neuer Wege, bei gleichzeitigem Wechsel auf die Überholspur – beides erfordert Mut zur Pionierarbeit. Für Entscheider hierzulande ist dabei die „doppelte Transformation“ besonders wichtig. Denn Firmen müssen ihr Produkt-Know-how an das Zeitalter der Digitalisierung anpassen. Oft bedeutet das ein in Frage stellen des bisherigen Geschäftsmodells verbunden mit einer kompletten Umstellung und ist damit ein drastischer Schritt.
Neben Anpassungen des Images und des Erscheinungsbildes müssen Organisationen die digitale Integration auch im Unternehmensalltag umsetzen und in die Köpfe ihrer Mitarbeiter hineintragen. Digitalisierung ist mehr als die Effizienzsteigerung von Betriebsabläufen. Stattdessen sollte man Freiräume für Umdenken und Disruption erlauben. Dabei sollte man vorgezeichnete Wege auch einmal verlassen und bei Produktentwicklung größere Freiheiten zulassen, um den Anschluss an digitale Ökosysteme zu ermöglichen. Kein Unternehmen kann alleine durch ein geschlossenes Produkt im Zeitalter der digitalen Integration einen Markt revolutionieren. Wichtig ist eine nahtlose Integration in bereits bestehende Infrastrukturen und die richtigen Partner.
Microsoft sieht seine Zukunft in Office365 und Azure, weil es dort seine Expertise am besten einbringen kann. Den Gedanken von Windows als Betriebssystemstandard hat man spätestens seit der Einführung von eigenen Linux-Produkten aufgeben – dort haben andere die Nase vorne. Stattdessen will man mit der eigenen Erfahrung Mehrwert schaffen.
Ähnliche Wahrheiten müssen auch Unternehmen in Deutschland akzeptieren und sich daher für Partnerschaften öffnen und richtig positionieren. Natürlich ist die Situation in verschiedenen Branchen differenziert zu betrachten, dennoch sind nahezu alle Bereiche von der Digitalisierung betroffen. Oftmals ist es absehbar, dass das aktuelle Geschäftsmodell in einigen Jahren überholt sein wird. Um in diesem Umbruch zu bestehen und sich sogar weiterzuentwickeln, müssen nicht nur Produkte, sondern auch Denkweisen verändert werden – dies geht bis hin zum Arbeitsplatz eines jeden einzelnen Mitarbeiters.
MiG reicht nicht mehr aus
Es gilt zu verstehen, dass es wenige deutsche IT-Unternehmen gibt, die erstklassiges Know-how und eine ausgereifte Technologie gepaart mit Internationalität liefern können.
Setzt man diese Bausteine richtig ein, ist es durchaus möglich auch auf Märkten in Amerika oder Asien Marktführer zu werden – und zwar mit entsprechend durchdachten Technologiekonzepten.
Sich allerdings alleine auf das Label „Made in Germany“ zu verlassen, wird im Zuge der digitalen Innovation künftig nicht mehr ausreichen.
Heiko Gloge ist CEO & Gründer von IGEL Technology