Statt wie früher über den Rechner zu gehen und dessen Verbindung mit dem Modem zu kapern, greifen die modernen Einwahlpiraten allerdings direkt die Telefonanlagen und ihre Softwarekomponenten an. Dadurch wird es für die Betroffenen sowohl schwerer, sich vor den Angriffen zu schützen, als auch diese zu erkennen, bevor sie teuren Schaden anrichten können.
Die Angreifer nutzen intelligente Software, die – meist nachts oder am Wochenende - massenweise Testanrufe bei Unternehmen tätigt, um Schwachstellen in der Telefonzentrale ausfindig zu machen. Nachdem viele Unternehmen die Einrichtung und Steuerung ihrer Anlage nur begrenzt im Griff haben, wird ihnen der Zugriff oft sehr einfach gemacht. Vor allem wenn noch immer Standard-Passwörter wie »000000« oder »password« gesetzt sind, haben die Angreifer leichtes Spiel.
Aber auch kaum wahrnehmbare Hintertürchen findet die Angriffssoftware: So können Cybergangster inzwischen beispielsweise die virtuellen Anrufbeantworter einzelner Nebenstellen kompromittieren, die nur schlecht oder gar nicht passwortgeschützt sind. Auch nicht vergebene Nebenstellennummern werden gerne als Einfallstor genutzt. Haben sie erst einmal die Kontrolle über eine Telefonanlage oder Nebenstelle übernommen, wählen sie von dort aus wiederholt kostenpflichtige Nummern im Ausland an, deren Gebühren sie selbst einstreichen.
Unternehmen und IT-Verantwortliche müssen dieses längst überwunden geglaubte Schreckgespenst Dialer dringend wieder in ihre Agenda aufnehmen und den Schutz ihrer Telefonanlagen in ihre Sicherheitsstrategie integrieren. Dabei müssen unbedingt auch die Mitarbeiter für die Gefahren sensibilisiert werden. »Wer seine Telefone nicht schützt oder nur Standard-Passwörter verwendet, riskiert einen beträchtlichen finanziellen Schaden«, warnt Johannes Weicksel, Telekommunikationsexperte des Bitkom.
Sonst kann es nur allzu schnell heißen: »Früher, als man mit einem Telefon nur telefonieren konnte, war alles besser.«