Getrieben von Alexa & Co. erobert das Internet der Dinge zunehmend auch den Verbrauchermarkt. Das Münchner Start-up Mozaiq ist mit dem Ziel angetreten, dem IoT zum verdienten Durchbruch im Massenmarkt zu verhelfen, indem es ein vorherrschendes Problem der Branche angeht: das der Interoperabilität.
Eine aktuelle IDC-Studie sagt dem weltweiten Smart-Home-Markt ein weitreichendes Wachstum voraus. So soll dieser im Vergleich zum Vorjahr um circa ein Drittel wachsen. In Verkaufszahlen ausgedrückt würde dies mehr als 640 Millionen Geräte bedeuten. Als besonders beliebtes „Extra“ des intelligenten Zuhauses hebt die Studie dabei die Sprachsteuerung hervor. Aufgrund der wachsenden Begeisterung für das Thema sei mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von mehr als 20 Prozent zu rechnen. Umgerechnet würde dann jeder Sechste mindestens ein entsprechendes Gerät nutzen. Vor allem der Markt der smarten Lautsprecher dürfte eine beeindruckende Entwicklung aufzeigen. Nicht unterschätzt werden sollten hierbei jedoch auch andere smarte Lösungen, wie zum Beispiel Produkte aus den Bereichen Beleuchtung, Thermostate und so weiter.
Fakt ist: Die Entwicklungskurve zeigt nach oben. Der IoT-Markt befindet sich erst am Anfang, er wird sich in hohem Tempo weiterentwickeln und immer mehr entsprechende Geräte werden Einzug in den Alltag der Menschen halten. Es entsteht ein Ökosystem eng vernetzter, intelligenter und nutzerzentrierter Produkte sowie Services. Nicht nur Technologien und Gewohnheiten werden sich ändern, sondern auch die Zusammenarbeit und die Interdependenz ganzer Branchen sind einem Wandel unterzogen. Ein Unternehmen, das genau aus dieser „Aufbruchstimmung“ hervorgegangen ist, ist das Start-up Mozaiq mit Sitz in München.
Ein unabhängiger Online-Marktplatz
Gegründet wurde Mozaiq ursprünglich im Jahr 2015 von den drei internationalen Schwergewichten ABB, Bosch und Cisco. Seit September 2017 ist man nun mit der Lösung am Markt. Dabei handelt es sich um einen cloudbasierten Online-Marktplatz, der Verbraucher-Endgeräte untereinander und mit verschiedensten Dienstleistungen verknüpft. Mozaiq richtet sich dabei an alle Gerätehersteller und Dienstleistungsunternehmen, die mit vernetzungsfähigen Endgeräten und Services Angebote für den Konsumenten bereitstellen wollen. Unternehmen werden somit in die Lage versetzt, neue IoT-Produkte schnell, sicher und mit überschaubarem Aufwand einzuführen. Zudem generiert man auf diese Weise zusätzliche Umsatzquellen, die durch die Digitalisierung von Services entstehen. Auch lassen sich Möglichkeiten zur Kundenbindung durch angebotene Mehrwertdienste realisieren.
Den Anlass zur Gründung von Mozaiq gab ein vorherrschendes Problem der Branche: das der Interoperabilität. „Anstatt es drei Mal getrennt voneinander zu lösen, haben die Gesellschafter einen gemeinsamen Ansatz gewählt“, erklärt Mozaiq-CEO Axel Godoy. Von Anfang an war dabei besonders wichtig, dass die Unabhängigkeit der Plattform gewahrt bleibt. Zum Beispiel personell und technologisch: So kommt keiner der derzeit 23 Mitarbeiter des Start-ups von den Gesellschaftern. Auch nutzt Mozaiq keine proprietären Pro-dukte oder Standards der Shareholder, sondern setzt ausschließlich auf eigenentwickelte Technologie. Die Ausnahme von der Regel: Vor allem in der Anfangsphase holte man sich technische Unterstützung von Bosch zur Erstellung des Sicherheitskonzepts für die Plattform.
Hintergrund: Das bietet Mozaiq
Das Lösungsportfolio des Münchner Start-ups fußt auf drei Säulen:
Der Market stellt Produkte, Dienstleistungen und Datendienste zur Verfügung. 150 Partner sind derzeit angebunden. „Hier stellen viele unserer Cloud-Partner ihre Zugriffsrechte bereit“, so Godoy. „Das heißt, ich kann mir die Zugriffsrechte für einen bestimmten Anwendungsfall auf diesem Marktplatz holen. In manchen Fällen sind das offene Schnittstellen oder auch solche, die kostenlos für die einzelnen Partner sind. Zukünftig bieten wir auch die Möglichkeit, dass man diese Zugriffe monetarisiert.“ Was die potenziellen Anwendungsfälle angeht, sind keine Grenzen gesetzt: „Wenn ein Partner ein neues Gerät hinzufügen will, machen wir das gerne“, sagt Godoy. „Wir haben allerdings bereits eine Liste von mehr als 1.000 Clouds, die in Frage kommen. Wir arbeiten ständig daran, das Partnernetzwerk zu erweitern. Unser Fokus liegt dabei auf den Notwendigkeiten unserer Partner.“
Mit dem Use Case Designer verknüpft Mozaiq die eigene Lösung mit weiteren angebotenen Produkten. Hier haben angebundene Partner die Möglichkeit, auf der Mozaiq-Plattform zu programmieren, also Code zu schreiben. Zusätzlich können einfache Use Cases mithilfe eines Drag-und-drop-Tools generiert werden. Das bietet sich vor allem für Firmen an, die lediglich in das Thema einsteigen möchten oder keine bis wenige Ressourcen dafür haben. „Das gilt sowohl für KMU als auch große Unternehmen“, sagt Godoy. „Wir erleben oft, dass ein Produktmanager oder auch Business-Development-Manager eine Idee hat und sie erstmal ausprobieren möchte, aber nicht weiß, wie er da hinkommt. Mit dem Use Case Designer kann er ‚Prototypen‘ von Anwendungsfällen erstellen und erstmal damit experimentieren, bevor es überhaupt in die operative Entwicklung geht.“ Viele seien dabei verständlicherweise auf der Suche nach dem „Killer Use Case“. „In manchen Bereichen gibt es bereits sehr innovative und sinnvolle Anwendungen“, gibt Godoy zu bedenken. „Wir glauben also: Nicht der eine große Use Case ist entscheidend, sondern auch viele kleine haben das Potenzial, Benefit für Kunden zu bieten.“
Der dritte wichtige Baustein für gemeinsame neue Lösungen ist die Community, um Ideen auszutauschen, gemeinsame Projekte zu starten und neue Lösungen zu entwickeln. Die Community manifestiert sich zum einem in einem Online-Part – ein Forum im Aufbau, LinkedIn- sowie Twitter-Präsenz –, wo Partner regelmäßig über News informiert werden. Zum anderen veranstaltet Mozaiq regelmäßig Offline-Events, bei denen bewusst unterschiedliche Partner zusammengebracht werden. So hatte das Start-up beispielsweise auf der IFA 2018 einen dedizierten Bereich für Partner. Godoy: „Wir glauben, dass es im Sinne des Match-Making-Aspekts da Potenzial für Kooperationen gibt. Nur wenn man diese Zusammenarbeit fördert, entsteht auch eine sinnvolle Lösung.“