Doch wie löst Mozaiq nun das Problem der Interoperabilität im Kontext IoT? Und wie genau, das ist die entscheidende Ausgangs-frage, manifestiert sich das Problem überhaupt? „Die Konsumenten sehen, dass die einzelnen Angebote zum Teil nicht miteinander kombinierbar sind“, führt Godoy hierzu an. „Es gibt einige geschlossene oder halboffene Ökosysteme (Anm. d. Red.: beispielsweise Qivicon von der Deutschen Telekom), aber die haben meist einen bestimmten Leading Vendor. Wir möchten sicherstellen, dass – soweit möglich – alles mit allem miteinander kombinierbar ist. Das heißt, dass alle Geräte untereinander sprechen können.“ Bewerkstelligen möchte Mozaiq das mit einer cloudbasierten IoT-Plattform. „Das klingt vielleicht etwas abstrakt“, so Godoy. „Was wir konkret tun, ist: Wir inte-grieren unterschiedliche Clouds, indem wir deren API, deren Schnittstelle, anbinden.“ Erreicht werde dies über die Bildung sogenannter Connectoren. Diese seien Übersetzer zwischen den APIs, die die unterschiedlichen Sprachen für die jeweils anderen verständlich machen. Godoy: „Es finden also zwei Sachen statt. Erstens diese Übersetzung. Zweitens der gesamte Aspekt der Authentifizierung und Autorisierung der einzelnen Nutzer.“
Bei den Connectoren handelt es sich um Eigenentwicklungen des Start-ups. Damit ermögliche man den Kunden sogenannte „One-to-many“-Verbindungen. Godoy führt das am Beispiel Beleuchtung weiter aus: „Das heißt, sobald ich eine Lösung gemeinsam mit smarten Glühbirnen entwickelt habe, funktioniert sie für alle. Da muss ich mich nicht einzeln an Philips, Osram oder Lifx anbinden, sondern durch diese gemeinsame Sprache kann ich jegliche smarte Glühbirne steuern.“ Damit ermögliche Mozaiq, dass Daten oder Befehle auf der anderen Seite auch ankommen. Für diesen Übersetzungsteil habe man im Prinzip eine eigene Sprache entwickelt. „Was wir gemacht haben, war nicht das Wörterbuch zu schreiben, bevor es überhaupt die Sprache gab“, so Godoy. „Sondern andersherum: Wir haben erst einmal eine Basis geschaffen, eine Grundlage an Daten und Befehlen, die überhaupt relevant ist – und weiten sie nach und nach entsprechend der Anforderungen unserer Kunden aus.“ Ansonsten würde man sich über Jahre mit einem gemeinsamen Standard befassen, der am Ende vielleicht gar nicht mehr relevant wäre.
Mit diesem Ansatz hofft Mozaiq den Nerv der Zeit zu treffen. Einen echten Gewinner im Bereich IoT gibt es nach Ansicht des Mozaiq-CEOs nämlich noch nicht. „Es gibt zwar viele, die einen deutlichen Fortschritt machen – inklusive uns. Aber es gibt noch keinen, der sich bisher durchgesetzt hat“, so Godoy. Am meisten Potenzial sieht Mozaiq in diesem Zusammenhang darin, dass neben bestimmten Geräten auch Dienstleistungen erbracht werden können. Beispiel: Ein Smart Home verspricht idealerweise mehr Komfort. Es kann aber auch mehr Sicherheit bieten. „So hat es wenig Wert, wenn ich im Urlaub einsehen kann, dass bei mir zuhause eingebrochen wird“, gibt der Mozaiq-CEO zu bedenken. „Sinnvoll ist es, wenn eine Sicherheitsfirma im Zuge dessen alarmiert wird.“ Das gleiche Prinzip lasse sich laut Godoy auch auf den Bereich Connected Car ausweiten – ein Segment übrigens, das Mozaiq künftig ebenfalls verstärkt angehen möchte. So könne bei einem Auto, das bestimmte Telemetrie-Daten sendet, zum Beispiel ein Reparaturservice proaktiv eingreifen.
Vorrangiges Ziel von Mozaiq sei es dabei nicht, ein eigenes Ökosystem aufzubauen wie Apple, Google oder die Telekom, sondern Firmen zu helfen, eigene Ökosysteme aufzubauen. Das heißt, die strategische Frage, die sich daraus für Firmen ergibt, ist: Möchte ich nur mitspielen bei anderen – mich beispielsweise mit Alexa oder Google Home verbinden, was in vielen Fällen durchaus sinnvoll ist – oder möchte ich meinen Kunden auch ein bestimmtes System und Markenerlebnis anbieten? „Unser Ansatz ist: Spiel mit den Großen, aber bau auch dein eigenes System auf“, bringt es Axel Godoy auf den Punkt.
Die Partnerlandschaft, ein buntes Mosaik
An die 150 Cloud-Partner sind derzeit an die Plattform von Mozaiq angebunden – darunter namhafte Unternehmen wie Busch-Jaeger, Kötter Security, TelcoVillage und Wibutler. Tendenz steigend. Wie die Daten dabei in die Cloud gelangen, ist nebensächlich: Jegliche Übertragungsstandards werden unterstützt, was auch den Vorteil von cloudbasierten Lösungen ausmacht.
Die Partnerlandschaft selbst ist sehr heterogen und besteht aus einem Mix aus Firmen, mit denen das Start-up in engem Kontakt steht, aber auch aus den frei verfügbaren Schnittstellen weiterer Marktteilnehmer. „Beispiel Beleuchtung“, so Godoy. „Da gibt es projektmäßig wenig zu tun. Das heißt, wir haben die offene Schnittstelle genommen und einfach integriert. Bei anderen Firmen steigen wir tiefer in die Wertschöpfungskette ein und helfen ihnen beispielsweise, neue Dienstleistungen zu generieren.“ Teilweise würden auf dieser Basis Firmen miteinander sprechen, die vorher gar nichts miteinander zu tun hatten, wie das bereits genannte Beispiel mit der Sicherheitsfirma und dem Smart-Home-Hersteller verdeutliche. Godoy: „Die kannten sich bisher nicht. Das heißt, wir haben auf der einen Seite eine technologische Rolle mit unserer Plattform, die alles ermöglicht. Auf der anderen Seite aber auch das Matchmaking, das Zusammenbringen unterschiedlichen Firmen, woraus Kooperationen entstehen.“
Auch was den Wissenshintergrund anbelangt, sind die angebundenen Partner ganz unterschiedlich aufgestellt. So hat es Mozaiq sowohl mit Firmen zu tun, die sich schon seit Jahren mit IoT befassen, als auch mit klassischen Einsteigern. Bei letzteren leistet das Start-up zum größten Teil direkte Beratung. Typische Fragestellungen sind in diesem Kontext auf Seiten der Partner: Wie kann ich mich mit anderen vernetzen? Denn oft gibt es eine Cloud-Lösung, aber nicht die Schnittstelle dazu. Oder grundsätzlicher: Wie kann ich überhaupt ein cloudfähiges Produkt beziehungsweise eine Dienstleistung in den Markt bringen? In solchen Fällen kooperiert das Münchner Unternehmen mitunter mit Beratungsgesellschaften, von denen weiterer Support geleistet werden kann. Den größten Teil des Beratungsaufwands erbringt Mozaiq jedoch selbst.
„Wir bewegen uns hier im B2B2C-Kontext“, führt Godoy weiter aus. „Das heißt, wir kreieren keine neue Endkunden-Schnittstelle, arbeiten aber mit Firmen zusammen, die am Ende der Kette einen Endkunden haben. Das hat natürlich unterschiedliche Implikationen, vor allem im Kontext DSGVO und wenn es um die Authentifizierung der einzelnen Nutzer geht. Wenn ich von Maschinen spreche, gibt es ganz andere Datenschutzthematiken als beim Endkunden, wo es deutlich komplexer zugeht. Unsere Lösung ist allerdings so ausgerichtet, dass sie die Datenschutzthematik beim Endkunden ebenfalls abdeckt.“