Seit 2016 arbeitete Qualcomm daran, den niederländischen Chiphersteller NXP zu übernehmen. Eine wichtige Hürde ist nun genommen, doch die EU hat einige Auflagen für den Deal.
Im Oktober 2016 hatte Qualcomm angekündigt, seinen niederländischen Konkurrenten NXP für 47 Milliarden Dollar übernehmen zu wollen. Weil beide Unternehmen in ähnlichen Märkten unterwegs sind und dort eine starke Stellung haben, waren die Verhandlungen mit den verschiedenen regionalen Wettbewerbsbehörden zäh. Jetzt wurden jedoch einige Fortschritte erzielt: Sowohl die Korea Fair Trade Commission als auch die EU-Kommission gaben ihre Zustimmung zu dem Deal. Allerdings hat die EU die Übernahme nur unter Auflagen genehmigt. Sie sorgte sich vor allem darum, dass durch den Zusammenschluss ein umfangreiches Portfolio an Patenten zur NFC-Technologie in einem Unternehmen vereint wird und dass die sich gut ergänzenden Produktangebote beider Firmen genutzt werden könnten, um andere Anbieter zu behindern.
So ist NXP etwa Entwickler und Eigentümer einer wichtigen Mifare-Technologie, die zahlreiche Verkehrsbetriebe in der EU für den Verkauf von Fahrtkarten nutzen. »Das zusammengeschlossene Unternehmen hätte sowohl die Fähigkeit als auch den Anreiz gehabt, durch eine Erhöhung der Lizenzgebühren oder die vollständige Einstellung der Lizenzierung von Mifare anderen Anbietern den Zugang zur Mifare-Technologie von NXP zu erschweren«, so die EU. Zudem sei Qualcomm nach der Übernahme in der Lage, die Interoperabilität zwischen den eigenen Basisband- sowie den NFC- und SE-Chips von NXP und den Produkten von Konkurrenten zu verringern, sodass Smartphone-Hersteller zu den Produkten der beiden Unternehmen greifen müssen und diese nicht mit anderen Produkten kombinieren können.
Qualcomm hat sich darum dazu bereiterklärt, acht Jahre nichts Grundlegendes an den Lizenzen für Mifare zu verändern. Ebenfalls für acht Jahre soll dasselbe Maß an Interoperabilität zwischen Qualcomm- und NXP-Produkten wie zu anderen Produkten gewährleistet werden. Wichtige NFC-Lizenzen von NXP sollen zudem im Zuge der Übernahme nicht an Qualcomm gehen, sondern an eine dritte Partei verkauft werden, die sich verpflichten muss, für diese Patente drei Jahre lang weltweite gebührenfreie Lizenzen zu vergeben. Die NFC-Patente, die an Qualcomm gehen, sollen gegenüber anderen Unternehmen nicht durchgesetzt beziehungsweise gebührenfrei lizenziert werden.
Wie es mit der NXP-Übernahme weitergeht, bleibt aber abzuwarten, ist Qualcomm doch derzeit selbst im Fokus von (feindlichen) Übernahmebemühungen durch Broadcom, dass den NXP-Kauf gerne absagen würde.