Es stellt sich die Frage, ob Pass-Through den Anforderungen heutiger Faxanwendungen genügt oder ob T.38 durchgängig implementiert werden muss, um Faxe via IP (FoIP) zu senden. Um diese Frage beantworten zu können, müssen bei beiden Methoden die Auswirkungen von Verzögerung, Jitter und Paketverlust betrachtet werden (siehe Studie: The packetbased networks performance requirements for realtime facsimile transmission, http://dx.doi.org/10.1016/j.comcom.2006.12.018).
Das G.711-Testumfeld besteht aus zwei G3-Bildfunkgeräten, die mit dem öffentlichen Telefonnetz (PSTN) und zwei FoIP-fähigen Gateways verbunden sind. Die Gateways sind ebenfalls an das PSTN angebunden und zusätzlich miteinander durch ein paketbasiertes Netzwerk-Emulationsgerät verbunden. Ein einseitiges Dokument wird zwischen den beiden Bildfunkgeräten unter Variation von Verzögerung, Jitter und Paketverlust gesendet. Die Tests erfolgen mit den Gateways sowohl im Pass-Through- als auch im Fax-Relay-Modus und mit variierender Paketierungszeit. Darüber hinaus testet man T.38 in redundanten und nicht redundanten Konfigurationen. Im Anschluss werden die Auswirkungen auf Bildqualität und Übertragungszeit sowie die Erfolgsrate ausgewertet.
Die Effekte der Verzögerung (hier ist die feste Verzögerung, nicht die variable gemeint) sind sowohl hinsichtlich Bildqualität als auch Erfolgsrate nominal. Die Testseite wird sowohl im Pass-Through- als auch im Fax-Relay-Betrieb mit einer fast 100-prozentigen Erfolgsrate und ohne Bildverzerrung gesendet. Eine Erhöhung der Verzögerung bewirkt eine messbar längere Übertragungszeit (die Übertragungszeit steigt um 15 Prozent bei einer Netzwerkverzögerung von 500 ms). Im Relay-Modus erhöht eine Verzögerung die Übertragungszeit signifikanter als im Pass-Through-Modus.
Paketverluste haben deutlich größere Auswirkungen. Ein einprozentiger Paketverlust führt dazu, dass die Erfolgsrate bei Übermittlung einer Seite nur noch bei 80 Prozent liegt. Dieses Ergebnis ist bei jeder Konfiguration festzustellen, mit Ausnahme von T.38 im redundanten Betrieb. Hier bleibt die Erfolgsrate über 80 Prozent, auch wenn der Paketverlust über vier Prozent liegt. Eine 80-prozentige Erfolgsrate scheint bei einem einseitigen Dokument noch akzeptabel. Bei einem 20-seitigen Dokument besteht aber nur noch eine einprozentige Wahrscheinlichkeit, dass das Dokument vollständig übermittelt wird; ein Dokument mit 55 Seiten kann statistisch nicht mehr erfolgreich gesendet werden.
Ein weiteres interessantes Ergebnis dieser Studie zeigt, dass im Pass-Through-Betrieb kein Unterschied zwischen Auswirkungen auf zufällige Paketverluste und unterbrochene Pakete besteht. In einer Reihe mit mehr als zehn verlorenen Paketen wird im Relay-Betrieb die Erfolgsrate auch im redundanten Betrieb signifikant beeinflusst.
Die Auswirkungen des Jitters sind äußerst signifikant. Beim Faxversand mit T.38 hat die Einführung des Jitters zunächst keine Auswirkungen. Bei einer Verzögerung von 60 ms und einer maximalen Länge des Jitter-Buffers von 100 ms fällt die Erfolgsrate unter 80 Prozent mit Verzögerungsvarianzen von weniger als 17 ms in einigen Konfigurationen. Andere Konfigurationen bleiben so lange bei einer 80-prozentigen Erfolgsrate, bis die Varianz 25 ms erreicht. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass die Erfolgsrate im Pass-Through-Modus steigt, wenn das Maximum des Jitters mit der erwarteten Verzögerung gleichgesetzt wird. Die Gleichsetzung des maximalen Jitters mit der erwarteten Verzögerung hat jedoch negative Auswirkungen auf die Sprachqualität im konvergenten Netz.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass die Auswirkungen von Verzögerung, Paketverlust und Jitter die Zuverlässigkeit der Faxübertragung im Pass-Through-Betrieb deutlich negativ beeinflusst. Der Einsatz von T.38 sollte ernsthaft in Erwägung gezogen werden, da Fax-Pass-Through nicht den Servicegrad bietet, der vom Großteil der Business-Faxapplikationen erwartet wird.