Bitkom-Umfrage

Frauen im IT-Kosmos

6. März 2019, 13:11 Uhr | Sabine Narloch
Frauen IT-Branche
Ob in der IT-Branche oder in der Welt der Astronauten - Frauen sind sowohl hier wie dort noch zu gering vertreten. Vorbilder, die andere mitziehen, sind daher wichtig. Die 17-jährige Alyssa Carson ist jüngste Astronautin im Training und erzählte auf der SAP Teched 2018 in Barcelona von ihrem Traum bei der Mars-Expedition 2033 dabei zu sein. Ihr Enthusiasmus zeigte: Alles ist möglich - im Weltall und im IT-Kosmos allemal.
© SAP SE

IT-Fachkräfte werden händeringend gesucht. Da die Branche nach wie vor männerdominiert ist, stellt sich im Vorfeld des Internationalen Frauentags am 8. März die Frage, wie es um den Anteil weiblicher Fachkräfte steht. Laut aktuellen Bitkom-Zahlen sieht die Lage eher bescheiden aus.

Im Dezember 2018 hatte der Bitkom die neue Zahl der in Deutschland freien IT-Stellen bekanntgegeben: 82.000.

Gegenüber dem Vorjahr mit 55.000 Vakanzen ist das ein beträchtlicher Anstieg um knapp 50 Prozent. Da derzeit der Anteil an weiblichen IT-Spezialisten bei nur 17 Prozent liegt, möchten die Unternehmen gerne mehr Frauen einstellen. Bei einer repräsentativen Befragung von mehr als 500 Unternehmen der IT- und Telekommunikationsbranche im Auftrag des Digitalverbands Bitkom erklärten 55 Prozent, dass sie sich intern dieses Ziel gestetzt haben. Je größer das Unternehmen, desto größer auch die Bereitschaft, dies zu tun. So sind es bei Unternehmen mit 10 bis 49 Mitarbeitern 51 Prozent. Bei Firmen mit 50 bis 199 Mitarbeitern sind es gut zwei Drittel (68 Prozent) und bei den Unternehmen ab 200 Mitarbeitern acht von zehn (80 Prozent). Ziel der Unternehmen sei es, die Frauenquote in den nächsten fünf Jahren auf 25 Prozent zu erhöhen.

„Die meisten Unternehmen stecken sich ambitionierte Ziele und suchen gezielt nach weiblicher Verstärkung für ihre Teams. Die Erfahrungen zeigen, dass gemischte Teams kreativer und kommunikativer arbeiten – und damit das Unternehmen auch wirtschaftlich erfolgreicher machen“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg.

Die Zahl der Informatik-Studentinnen sinkt

Allerdings muss das der Bewerberinnenmarkt erst einmal hergeben. So sei laut Bitkom der Anteil der Informatik-Studentinnen zurückgegangen. Im Kalenderjahr 2017 nahmen 8.792 Frauen ein Erststudium im Fach Informatik auf – ein Minus von 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (8.966). Dagegen stieg die Zahl männlicher Studienanfänger von 30.052 (2016) um 1,3 Prozent auf 30.430 (2017). Damit sank 2017 die Frauenquote im Informatik-Erststudium auf 28,9 Prozent. Noch geringer ist die Quote bei den Absolventen: 2017 schlossen 26.394 Studierende ein Informatikstudium ab, lediglich jeder fünfte davon (19 Prozent) war weiblich.

„Solange Frauen im Informatikstudium unterrepräsentiert sind und noch seltener überhaupt ihr Studium auch abschließen, werden es die Unternehmen weiter schwer haben, mehr IT-Spezialisten einzustellen“, sagt Berg und wirbt für ein grundlegendes Umdenken in der Bildungskette: „Schon in jungen Jahren sollten Mädchen für digitale Technologien begeistert und an das Programmieren herangeführt werden. Die digitale Welt muss auch von Frauen gestaltet werden.“

Nicht nur für Computer-Genies sind gefragt

Das Interesse kann durch Aktionen wie den Girls Day geweckt werden oder indem mögliche falsche Vorstellungen über IT-Berufe korrigiert werden. Der Anbieter für Cybersecurity-Betrieb, -Analyse, -Reportings Skybox Security stellt beispielsweise fest, dass viele glauben, der Berufsalltag in der IT im Allgemeinen biete nur monotone Aufgaben und sei “nur etwas für Computer-Genies”. Sivan Nir, Leiterin des Threat Intelligence Teams im Skybox Research Lab, bemerkt zur geringen Frauenquote in der Cybersicherheitsbranche: „Besonders im Hinblick auf den Mangel an qualifiziertem Fachpersonal ist es schade, dass die Zahl der Frauen im Bereich Cybersecurity so gering ist. Dabei ist es eine perfekte Branche für alle: Weil der Fachbereich so neu und dynamisch ist, lebt er von Vielfalt. Mein Team besteht aus Forschern mit unterschiedlichstem Hintergrund – und genau das macht uns so erfolgreich darin, den Kontext von Cyberbedrohungen zu erforschen und zu verstehen.”

Hinweis zur Methodik: Grundlage der Angaben ist eine Umfrage, die Bitkom Research im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt hat. Dabei wurden Diversity-Verantwortliche, Frauen-/Gleichstellungsbeauftragte, HR-Manager bzw. Geschäftsführer von 504 Unternehmen ab 10 Mitarbeitern in der IT- und Telekommunikationsbranche telefonisch befragt. Die Fragestellungen lauteten: „Wie groß ist in Ihrem Unternehmen der Anteil von Frauen im Top-Management, im Mittel-Management, unter den Projektmanagern, unter Ihren IT-Spezialisten, an der gesamten Belegschaft und unter den Bewerbern für Stellen als IT-Spezialisten?“; „Hat sich Ihr Unternehmen interne Ziele gesteckt in Bezug auf die Erhöhung von Frauenanteilen bei Fachkräften, mittlerem oder Top-Management?“ und „Wie groß sollte in Ihrem Unternehmen der Anteil von Frauen gemäß Ihren Zielen in etwa fünf Jahren sein unter Frauen im Top-Management, im Mittel-Management, unter den Projektmanagern, unter Ihren IT-Spezialisten, an der gesamten Belegschaft und unter den Bewerbern für Stellen als IT-Spezialisten?“ Die Umfrage ist repräsentativ für die Branche. Die Angaben zu den Studierendenzahlen stammen vom Bundesamt für Statistik.

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